Harry Jacob Anslinger (* 20. Mai 1892 in Altoona, Pennsylvania; † 14. November 1975 in Hollidaysburg, Pennsylvania) war ein US-amerikanischer Diplomat deutsch-schweizerischer Herkunft. Ab 1930 war er Vorsitzender des Federal Bureau of Narcotics (FBN) und einer der treibenden Befürworter einer Cannabis-Prohibition. Er lehnte die Nutzung von Opium und Hanf auch zu medizinischen Zwecken ab und setzte sich als Mitglied der Drogenkommission der Vereinten Nationen in den 1960er-Jahren für ein weltweites Verbot des Cannabisanbaus ein.

Rolle in der Drogenpolitik

Harry J. Anslinger war ein entschiedener Gegner von Drogen, insbesondere von Heroin und Cannabis. Dies ist nach eigenen Angaben auf eine einschneidende Begegnung mit einer Morphium-Abhängigen und einem Apotheker im Jahre 1904 zurückzuführen.

Bevor er 1930 Leiter des damals noch relativ unbedeutenden Federal Bureau of Narcotics wurde, welches von seinem Schwiegeronkel Andrew W. Mellon gegründet worden war, hatte er bis 1917 als Eisenbahndetektiv gearbeitet. Anschließend war er für ein Jahr beim militärischen Geheimdienst in Belgien beschäftigt. Bis 1920 war er in den Niederlanden an der Botschaft in Den Haag tätig, danach fungierte er bis 1923 als Vizekonsul in Hamburg im Deutschen Reich. Schließlich arbeitete er von 1924 bis 1928 als Vizekonsul auf den Bahamas.

Anslinger versuchte von Beginn seiner Amtszeit an, Drogen wie Cannabis und Opium in den Zuständigkeitsbereich seiner Behörde zu manövrieren. Erste Versuche scheiterten jedoch aufgrund fehlender Unterstützung der American Medical Association. Anslinger begann nun, Öffentlichkeitskampagnen gegen die von ihm abgelehnten Drogen zu führen. Er argumentierte hier jedoch nicht nur mit gesundheitlichen Aspekten, sondern band auch Vorurteile ein. So wurde Schwarzen, Mexikanern und anderen Minderheiten, denen der Großteil des Konsums zugeschrieben wurde, unterstellt, im Rausch weiße Frauen zu vergewaltigen. Es folgte eine regelrechte Flut an Zeitungsartikeln (insbesondere der Hearst-Presse) und öffentlichen Stellungnahmen während der gesamten 1930er Jahre.

1936 entstand der bekannte Anti-Drogen-Film Reefer Madness, welcher 1937 mit entsprechenden Plakaten begleitet in die Kinos kam. Darin fallen High-School-Schüler nach Cannabis-Konsum dem Wahnsinn anheim, verursachen Verkehrsunfälle oder begehen Suizid. Im Jahr 1937 fasste Anslinger seine gesammelten Ansichten zu Marihuana in einem Artikel für das American Magazine zusammen (Titel: Marihuana – Assassin of Youth). Im August desselben Jahres wurde der Marihuana Tax Act von 1937 von Präsident Franklin D. Roosevelt unterzeichnet, um zwei Monate später im Oktober in Kraft zu treten.

Letzte Jahre

Im November 1942 setzte Anslinger schließlich auch das Verbot pharmazeutischer Cannabis-Produkte durch. Synthetisches THC blieb von dem Verbot unberührt. Paradoxerweise war Anslinger im selben Jahr als Mitglied eines Geheimkomitees im Auftrag des OSS auf der Suche nach einer Wahrheitsdroge und an Experimenten mit den verschiedensten Drogen an teils ahnungslosen Probanden beteiligt. Die Öffentlichkeit erfuhr davon erst 40 Jahre später, sieben Jahre nach Anslingers Tod.

Durch seine Beorderung in die UN-Drogenkommission 1947 wurde das weltweite Verbot des Cannabisanbaus forciert, welches schließlich in Form des Einheitsabkommens über die Betäubungsmittel 1961 festgeschrieben wurde. Dieser völkerrechtliche Vertrag ist weiterhin gültig und verbietet diverse Drogen. 1970 zog sich Anslinger aus der Öffentlichkeit zurück und verstarb 1975 in Hollidaysburg, Pennsylvania.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Reefer Madness Teaching Museum Harry Anslinger’s Personal Gore Files #1 of 2, Newspaper Reports On The Reefer Madness Lies That He Used (Memento vom 17. November 2010 im Internet Archive)
  2. Reefer Madness Teaching Museum: Gore Files #2 (Memento vom 4. Januar 2014 im Internet Archive)
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