Haus Valois ist der Name eines französischen Königshauses, aus dem 13 Könige von Frankreich stammten.

Herkunft und Name

Das Haus Valois ist in seinem Mannesstamm eine Nebenlinie des französischen Königsgeschlechts der Kapetinger, abstammend vom Prinzen Karl von Valois, einem jüngeren Sohn des französischen Königs Philipp III. des Kühnen. Prinz Karl wurde im Jahr 1285 von seinem Vater mit der Grafschaft Valois als Eigenbesitz apanagiert.

Als mit dem Tode König Karls IV. des Schönen im Jahr 1328 die Kapetinger in direkter Linie (Capétiens directs) ausstarben, bestieg nach der Bestimmung des salischen Rechts (Lex Salica), das Frauen von der Thronfolge ausschloss, Graf Philipp von Valois (als Philipp VI.) den Thron. Philipp war der Sohn des Prinzen Karl von Valois und ein Cousin ersten Grades von König Karl IV. Da diese Nachfolgeregelung zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest in der Tradition verankert war (z. B. galt sie nicht für den Feudaladel), erhob auch der englische König Eduard III. Ansprüche auf den Thron, da er über seine Mutter ein Neffe Karls IV. war. Hieraus entstand der englisch-französische Krieg, der als der Hundertjährige Krieg in die Geschichte einging und die Regierungszeiten der ersten Valois-Herrscher wesentlich prägte.

Valois war nicht die Eigenbezeichnung der Dynastie, die sich aufgrund ihrer Herkunft als Weiterführung des „Hauses Frankreich“, also des Geschlechts der Kapetinger, betrachtete. Der Name kam vielmehr erst im Hundertjährigen Krieg auf: als herabsetzende Umschreibung der Dynastie als Nachkommen des Grafen von Valois, wohingegen der englische Kriegsgegner ein Königssohn war. Dennoch setzte sich dieser Name in der späteren Geschichtsschreibung als Bezeichnung für diese kapetingische Nebenlinie durch, ähnlich wie den Häusern Artois, Évreux oder Bourbon.

Unter den Valoiskönigen, insbesondere Karl V., Karl VII., Ludwig XI. und Franz I., wurde in Frankreich (anders als im Deutschland derselben Zeit) die Rolle der Krone trotz gelegentlichen zwischenzeitlichen Machtverfalls gestärkt und die Zentralisierung auf die Hauptstadt Paris fortgesetzt. Auch das französische Nationalbewusstsein bildete sich endgültig unter den ersten Valois heraus.

Mit der Vergabe des Herzogtums Burgund im Jahr 1363 an den Prinzen Philipp den Kühnen durch dessen Vater, König Johann II., wurde eine wichtige, bis 1482 währende, Seitenlinie der Valois begründet, das Haus Burgund. Philipp der Kühne und seine Nachkommen errichteten mit dem Herzogtum Burgund einen mächtigen, fast souveränen Feudalstaat, der sich ein Jahrhundert lang zwischen Frankreich und Deutschland halten konnte und aus dem später die heutigen Benelux-Staaten hervorgingen.

Mit König Heinrich III. erlosch 1589 die direkte Linie der Valois. Mit 261 Jahren waren sie die am längsten regierende französische Herrscherdynastie nach den Kapetingern, die es (ohne die auf sie ebenfalls anrechenbaren Robertiner) auf 341 Jahre brachten. Den Valois folgte mit Heinrich IV. die Dynastie der Bourbonen.

wichtigste Linien der Valois:

Französische Könige aus dem Haus Valois

  • Valois-Hauptlinie:
Name Regierungszeit Verwandtschaft
Philipp VI. 1328–1350
Johann II. 1350–1364 Sohn des Vorgängers
Karl V. 1364–1380 Sohn des Vorgängers
Karl VI. 1380–1422 Sohn des Vorgängers
Karl VII. 1422–1461 Sohn des Vorgängers
Ludwig XI. 1461–1483 Sohn des Vorgängers
Karl VIII. 1483–1498 Sohn des Vorgängers
Name Regierungszeit Verwandtschaft
Ludwig XII. 1498–1515 Urenkel Karls V.
Name Regierungszeit Verwandtschaft
Franz I. 1515–1547 Ur-Urenkel Karls V.
Heinrich II. 1547–1559 Sohn des Vorgängers
Franz II. 1559–1560 Sohn des Vorgängers
Karl IX. 1560–1574 Bruder des Vorgängers
Heinrich III. 1574–1589 Bruder des Vorgängers

Beginn der Dynastie der Bourbonen: 1589

Zeittafel

Genealogie

Stammliste

Auszug aus der Stammtafel der Valois

 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl von Valois
(1270–1325)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Philipp VI.
(1293–1350)
 
 
 
Karl von Alençon
(1297–1346)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johann II. der Gute
(1319–1364)
 
 
 
Haus Valois-Alençon
(bis 1525)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl V. der Weise
(1338–1380)
 
Ludwig von Anjou
(1339–1384)
 
Philipp der Kühne von Burgund
(1342–1404)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Haus Valois-Anjou
(bis 1481)
 
Haus Valois-Burgund
(bis 1482)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl VI. der Wahnsinnige
(1368–1422)
 
 
 
Ludwig von Orléans
(1372–1407)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl VII. der Siegreiche
(1403–1461)
 
Karl von Orléans
(1394–1465)
 
Johann von Angoulême
(1404–1467)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig XI.
(1423–1483)
 
Ludwig XII.
(1462–1515)
 
Karl von Angoulême
(1459–1496)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl VIII.
(1470–1498)
 
 
 
 
 
Franz I.
(1494–1547)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Heinrich II.
(1519–1559)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Franz II.
(1544–1560)
 
Karl IX.
(1550–1574)
 
Heinrich III.
(1551–1589)

Residenzen

Siehe auch

Wiktionary: Valois – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Robert Knecht: The Valois Kings of France 1328-1589. London 2004.
Commons: House of Valois – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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