Als Haus des Fauns (italienisch Casa del Fauno) wird eines der bekanntesten Häuser der antiken Stadt Pompeji bezeichnet, das beim Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr. verschüttet wurde. Es ist mit einer Grundfläche von 2490 m² das größte Privathaus der Stadt und wurde in den Jahren 1830–1832 ausgegraben. Es erstreckt sich fast über die gesamte Insula 12 der Regio VI.

Das Haus ist nach der bronzenen Statue eines tanzenden Fauns bzw. Satyrs benannt, die am nördlichen Rand des Impluviums (Grundriss Nr. 2) gefunden wurde. Das Original der Statue steht im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel, die Kopie stellte man (wie man heute annimmt, fälschlicherweise) in der Mitte des Impluviums auf. Besondere Eleganz erhielt das Haus unter anderem durch eine reliefartige Dekoration der Wände im Atrium, die sogar ein imaginäres Obergeschoss darstellte, sowie den geometrisch angeordneten Garten.

Das „Haus des Fauns“ wurde zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. erbaut und bereits am Ende des gleichen Jahrhunderts weitreichend umgebaut. So wurde beispielsweise das alte Atriumhaus (Nr. 2 und 3) mit Peristylhöfen (Nr. 5 und 7) erweitert (Vorbild hierfür war der hellenistische Orient), die Thermen in den Bereich der Küche (Nr. 8) verlegt und die Wandmalereien erneuert. Der bedeutendste Umbau war jedoch das Anbringen mehrerer alexandrinisch beeinflusster Mosaiken – besonders bedeutend dabei das Alexandermosaik (in der Exedra, Nr. 6), das Alexander den Großen in einer Schlacht darstellt.

Viele Räume waren mit außergewöhnlichen Mosaiken geschmückt, die im Nationalmuseum ausgestellt sind: Das Liebesspiel zwischen einem Faunus und einer Bacchantin in einem Schlafraum, Fische, Nil-Szenen, ein Stillleben mit Masken usw. (siehe unten)

In die Vorderseite des Hauses waren mehrere Läden eingebettet, die durch grobe Pfeiler oder so genannte Halbsäulen voneinander getrennt waren. Auf dem Bürgersteig ist noch heute vor dem Eingang (Nr. 1) der Gruß „have“ zu lesen.

Im Haus des Fauns wurde 1831 ein Silberschatz gefunden, der aus 14 Gefäßen bestand. Davon sind heute nur noch vier Stücke mit einem Gesamtgewicht von 945 Gramm erhalten, nämlich drei Kasserollen und ein Kännchen (Urceolus).

Mosaike und Goldschmuck

Literatur

  • René von Schöfer: Stützensysteme aus dem Hause des Faun in Pompeji. Dissertation TH München 1926.
  • Adolf Hoffmann, Andrea Faber: Die Casa del Fauno in Pompeji (VI 12). Band 1, Reichert, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-89500-650-0. (Stratigraphische Befunde der Ausgrabungen in den Jahren 1961 bis 1963, von Andrea Faber). Bauhistorische Analyse (von Adolf Hoffmann nach Vorarbeiten von René von Schöfer und Arnold Tschira).
Mosaik
  • Walther Leonhard: Mosaikstudien zur Casa del Fauno in Pompeji. Detken & Rocholl, Neapel 1914.
  • Bernard Andreae: Das Alexandermosaik aus Pompeji. Bongers, Recklinghausen 1977.
  • Ada Cohen: The Alexander Mosaic: Stories of Victory and Defeat. Cambridge University Press, Cambridge [u. a.] 1997.
  • Fausto Zevi, Luciano Pedicini: I Mosaici della Casa del Fauno a Pompei. Pedicini, Napoli 1998.
literarische Verarbeitung
  • Günter Kunert: Pompeji: Garten des Fauns. In: Ders.: Berlin beizeiten. Gedichte. München: Hanser, 1987, S. 89.
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Einzelnachweise

  1. Barbara Niemeyer: Römische Silberschätze. 150 Jahre Hildesheimer Silberfund. Konrad Theiss, Darmstadt 2018, ISBN 978-3-8062-3696-5, S. 42.

Koordinaten: 40° 45′ 4,5″ N, 14° 29′ 4,5″ O

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