Heinrich Hartmann Friedrich Graf von Witzleben-Alt-Doebern (* 13. April 1854 in Magdeburg; † 22. Dezember 1933 in Strahwalde); Herr auf Reddern, Gräbendorf, Laasdorf, Göritz, Casel, Illmersdorf und Muckwar, war ein preußischer Unternehmer und Politiker.
Leben
Graf Witzleben stammte aus dem thüringischen Uradelsgeschlecht von Witzleben und war der Sohn des Wirklichen Geheimen Rats und Oberpräsidenten der preußischen Provinz Sachsen Hartmann von Witzleben (1805–1878) und der Gräfin Marie zu Solms-Baruth (1823–1910).
Er studierte Rechtswissenschaften an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Dort war er, wie viele Witzlebens, Mitglied des Corps Saxo-Borussia und wurde zum Doktor der Rechte promoviert. Sein damaliger Wohnsitz, um 1881, war als Leutnant d. R. des 12. Husaren-Regiments das Gut Reddern.
Graf Witzleben war ein persönlicher Freund Kaiser Wilhelms I., für den er auf Schloss Altdöbern bedeutende Feste gab, und Vertrauter Kaiser Wilhelms II. 1886 wurde Witzleben von Wilhelm I. in den erblichen Grafenstand erhoben.
Er erwarb 1880 Schloss Altdöbern, vormals im Besitztum der von Arenstorff`schen Erben zu Drebkau, das er samt Park und Brauerei (Brauerei „Graf von Witzleben-Alt-Doebern“) von 1880 bis 1905 grundlegend umbaute, um es zu einem fürstlichen, dem Stand seiner Frau entsprechenden Sitz zu machen. Er kaufte gut situiert auch eine Reihe weiterer Güter an, so Reddern, Gräbendorf, Laasdorf, Lug, Göritz, Casel, Illmersdorf und Muckwar. 1894 findet Graf Witzleben und ebenso explizit seine Ehefrau Erwähnung im Jahrbuch der Millionäre, ohne nähere pekuniäre Angaben.
Er stiftete er das Johanniterkrankenhaus zu Altdöbern und ermöglichte die kostenlose Erziehung aller Witzlebens in der familieneigenen Klosterschule Roßleben, der er als Erbadministrator um 1906 vorstand.
Ab 1905 war er Mitglied des Preußischen Herrenhauses. In erster Ehe war Graf Witzleben mit Prinzessin Marie Reuß zu Köstritz-Neuhoff (1860–1914) verheiratet, mit der er nach dem Genealogischen Handbuch des Adels drei Töchter hatte. Die Tochter Hilde, geschiedene Gräfin Stolberg-Wernigerode, sowie ihre Schwestern Anna und Helene lebten Ende 1950er Jahre alle in der DDR. In zweiter Ehe war Graf Witzleben seit 1916 mit Frida Himmer liiert, von der er ohne Nachkommen 1928 geschieden wurde.
Die Gutsherrschaft um Altdöbern veräußerte Graf Witzleben nach dem Erkenntnisstand der Forschungen um die Sammlung von Alexander Duncker zwischen 1914 bis 1917. Im Güteradressbuch Brandenburg von 1914 ist er noch als Eigentümer derselben und als stellvertretender Vorsitzender des Landesdeputation des Markgrafentums Niederlausitz mit Sitz in Lübben aufgeführt.
Seine gesamtgesellschaftliche Reputation blieb erhalten. Er konnte trotz der Scheidung im Johanniterorden verbleiben, wurde dort bereits 1885 als Ehrenritter aufgenommen und dann 1896 Rechtsritter. Entsprechend der Gesamtliste der Kongregation vom Frühjahr 1931 war sein Wohnsitz mit Niederstrahlwalde bei Herrnhut angegeben.
Literatur
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 1903. 4. Jg., Justus Perthes, Gotha 1902. S. 929, S. 929
- Hermann Job Wilhelm v. Witzleben: Die Geschichte der Familie v. Witzleben, III. Band, 1869–1963, Hrsg. vom v. Witzleben`schen Familienverband e. V., Selbstverlag, München, 1972, 480 Seiten, mit Tafeln, im Schuba; keine direkte Erfassung in KIT u. DNB. S. 136–145. Anm. Bildnis S. 139
- Vincenz Czech und Nicola Riedel-Bröcker: Altdöbern. In: Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz (Hrsg.): Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883). Band 2, Katalog, Nicolai Verlag, Berlin 2000, S. 11–15.
Weblinks
- Gräfliches Schloss Alt-Döbern, nach 1910 (Abbildung bei Wikimedia Commons)
Einzelnachweise
- ↑ Alexander von Dachenhausen: Genealogisches Taschenbuch der Ritter- u. Adels-Geschlechter. 1881. 6. Auflage. von Witzleben, Heinrich Hartmann Friedrich von Witzleben, Reddern. Buschak & Irrgang Friedrich Irrgang, Brünn, Wien November 1880, S. 556–557 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 3. August 2022]).
- ↑ P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 32–33, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 3. August 2022]).
- ↑ Rudolf Martin: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre im Königreich Preußen 1913. In: Gesamtreihe, erschienen in mehreren Bänden. Band 1, Nachtrag, Berlin, Provinz Brandenburg, Rheinprovinz, Schlesien, Westfalen. Verlag Rudolf Martin, Berlin 1913, S. 1–54 (d-nb.info [abgerufen am 3. August 2022]).
- ↑ Albert Johannesson (Hrsg.): Deutsches Millionär-Adressbuch. v. Witzleben, Graf. Heinr. Alt-Doebern, Brdbg. v. Witzleben-Alt-Doebern, Frau Gräfin, geb. Prinzessin Reuss, Durchl. Alt-Doebern, Brdbg. Alb. Johannesson (Inh. Paul Grund). Selbstverlag des Ersten Berliner Reclame-Bureau, Centralstelle für die Verbreitung von Drucksachen, Berlin 1894, S. 210 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 3. August 2022]).
- ↑ Jahresbericht der Klosterschule Rossleben, einer Stiftung der Familie von Witzleben. 1906. In: Schulnachrichten. 1906. Programm Nr. 305 Auflage. C., Chronik der Schule. Druck von Wilh. Sauer, Rossleben 1906, S. 19–25 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 3. August 2022]).
- ↑ Ernst Seyfert: Niekammer`s Güter-Adressbücher Band VII Brandenburg 1914. Güter-Adreßbuch der Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Handbuch der Königlichen Behörden. Mit Unterstützung und nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. In: GAB Reihe Paul Niekammer. Seite XVIII. Landesdeputation des Markgrafentums Niederlausitz in Lübben. 2. Auflage. II. Reg. - Bez. Frankfurt a. O., Kreis Calau. Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig Februar 1914, S. 224–225 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 3. August 2022]).
- ↑ Johanniterorden (Hrsg.): Gesamt-Liste der Mitglieder der Balley=Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem nach dem Stande vom 10. März 1931. Eigenverlag, Berlin 1931, S. 74 (kit.edu [abgerufen am 4. August 2022]).