Heinrich Joseph Esser (* 15. Juli 1818 in Mannheim; † 3. Juni 1872 in Salzburg) war ein deutscher Violinist, Dirigent und Komponist.
Leben
Anfangs für ein Rechtsstudium bestimmt, wechselte er bereits nach einem halben Jahr zur Musik. Schön früh nahm er Unterricht bei Orchestermusikern des Mannheimer Orchesters. Seine Studien setzte er bei Franz Lachner fort, der ab 1834 Mannheimer Hofkapellmeister war, und folgte ihm 1836 nach München. 1838 wurde er Konzertmeister. 1839/40 war Esser in Wien Schüler von Simon Sechter. 1840 war er Kapellmeister am Mannheimer Nationaltheater, trat aber bereits 1841 eine Stelle als Dirigent der Liedertafel in Mainz an, wo er 1845 auch Kapellmeister am Theater wurde. Während seiner Mainzer Zeit war Esser auch Kompositionslehrer von Peter Cornelius. 1847 war er Kapellmeister am Kärntnertortheater und 1857 wechselte er als Otto Nicolai Nachfolger und Kapellmeister ans Hofoperntheater nach Wien, deren Direktor er 1860/1861 interimistisch war. In Wien schuf Esser seine bedeutendsten Werke als Komponist. 1859 wurde er Ehrenmitglied im Wiener Männergesangsverein und 1862 Vorstand der „Tonkünstler-Societät“. Ferner dirigierte er Philharmonische Konzerte. Esser arbeitete auch als Musikberater für den Verlag Franz Schott, wobei er 1859 für diesen Verlag den Kontakt zu Richard Wagner knüpfte, für dessen Opern er sich in Wien besonders einsetzte (er dirigierte 1858 die Wiener Erstaufführung des Lohengrin). Ende 1869 zog Esser sich mit seiner Familie nach Salzburg zurück, wo er mit 53 Jahren an Lungenschwindsucht (Tuberkulose) verstarb.
Esser war Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und Ritter des Franz-Joseph Ordens.
Werke
Neben Opern schrieb Esser fünf Symphonien, zwei Orchestersuiten und viele seinerzeit weit bekannte Lieder, Balladen und Männerquartette. Seine zwei bekanntesten Opern sind: Thomas Riquiqui oder Die politische Heirath (op. 10, Text von Carl Gollmick, Oper in drei Akten, uraufgeführt 1843 in Frankfurt am Main) und Die zwei Prinzen (op. 15, Text von Carl Gollmick, Oper in drei Akten, uraufgeführt 1845 in München). Erwähnenswerte Erfolge waren darüber hinaus seine Vierte Symphonie in d-Moll op. 44 (1853) sowie seine Zweite Suite in a-Moll op. 75 (1866). Im Mainzer Verlag Schott erschien 1843 Essers Liedersammlung zur Gitarre Der Sänger am Rhein als Nr. 1 in Gärtners Sinn.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Esser, Heinrich. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 24. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1872, S. 405 f. (Digitalisat).
- Heinrich Kábdebo: Esser, Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 382.
- Esser, Heinrich Joseph. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 268.
- Andrea Harrandt: Esser, Heinrich. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-3043-0.
- Karl-Josef Müller: Art. „Heinrich Esser“, in: MGG, Bd. 16, Sp. 144f.
- Margareta Wöss: Heinrich Esser. Eine Darstellung seines Lebens und Wirkens als Dirigent unter besonderer Berücksichtigung seiner Beziehung zu Richard Wagner. Dissertation Universität Wien 1947. (Biographie: Bd. 1, Werkverzeichnis: Bd. 3)
- Karl-Josef Müller: Heinrich Esser als Komponist. Dissertation Universität Mainz 1969.
- Michael Jahn: Die Wiener Hofoper von 1848 bis 1870. Personal – Aufführungen – Spielplan. (= Publikationen des Instituts für österreichische Musikdokumentation 27). Tutzing 2002. ISBN 3-7952-1075-5
- Briefwechsel Clara Schumanns mit Maria und Richard Fellinger, Anna Franz geb. Wittgenstein, Max Kalbeck und anderen Korrespondenten in Österreich, hrsg. von Klaus Martin Kopitz, Anselm Eber und Thomas Synofzik (= Schumann-Briefedition, Serie II, Band 4), Köln 2020, S. 145–149
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Josef Zuth: Handbuch der Laute und Gitarre. Verlag der Zeitschrift für die Gitarre, Wien 1926 (1928), S. 91.
- ↑ vgl. Sterbeanzeige in der Wiener Zeitung vom 5. Juni 1872.
- ↑ Trotz mäßiger Beurteilung widmete die Neue Zeitschrift für Musik [Jhrg. 42 (1855), S. 273–275] ihr breiten Raum für eine Besprechung.
- ↑ Vgl. Hermann Kretzschmar: Führer durch den Konzertsaal, Bd. 1, Leipzig 1913, S. 665.
- ↑ Josef Zuth: Handbuch der Laute und Gitarre. Verlag der Zeitschrift für die Gitarre, Wien 1926 (1928), S. 92.