Helene Ottilie Thimig-Reinhardt geborene Thimig, Pseudonym Helene Werner, verheiratete Thimig-Reinhardt, geschiedene Kalbeck (* 5. Juni 1889 in Wien; † 7. November 1974 ebenda), war eine österreichische Schauspielerin, Regisseurin und Theaterdirektorin.

Leben

Helene Thimig war die Tochter des späteren Burgtheater-Direktors Hugo Thimig und seiner Ehefrau Franziska, geborene Hummel (1867–1944). Auch ihre beiden Brüder Hermann und Hans Thimig wurden Schauspieler. Nach der Volksschule und dem Lyzeum Luithlen nahm sie Schauspielunterricht bei Hedwig Bleibtreu. Am 12. November 1907 hatte sie im Stadttheater Baden ihren ersten Auftritt als Marthe in Edouard Paillerons Die Maus.

Im Jahr 1908 war sie die Melissa in Franz Grillparzers Sappho bei den Goethefestspielen in Düsseldorf, danach agierte sie am Hoftheater in Meiningen, von 1911 bis 1917 am Königlichen Schauspielhaus in Berlin. 1917 erhielt sie ein Engagement am Berliner Deutschen Theater, an dem sie am 10. Oktober als Elsalil in Gerhart Hauptmanns Winterballade debütierte. Von Beginn an entwickelte sich hier eine enge Zusammenarbeit und Liebesbeziehung mit dem Leiter des Theaters Max Reinhardt, der mit der Schauspielerin Else Heims (1878–1958) verheiratet war und mit dieser zwei Söhne hatte. Thimig war von 1916 bis 1918 mit dem Regisseur Paul Kalbeck verheiratet, von dem sie sich (wie sie es nannte) „aus Seelenreinheit“ scheiden ließ.

Als Reinhardt nach dem Machtantritt der Nazis 1933 verfemt wurde, fand auch Thimigs erfolgreiche Berliner Bühnenkarriere ein Ende. Sie folgte Reinhardt nach Wien und trat in dem von ihm geleiteten Theater in der Josefstadt auf. Weitere Auftritte folgten in Prag und bei den Salzburger Festspielen. Thimig folgte Reinhardt zu verschiedenen Inszenierungen in mehrere Länder Europas und heiratete ihn nach seiner Scheidung im Mai 1935 während eines Gastspiels in den USA. Ende Oktober 1937 folgte sie Reinhardt endgültig in sein amerikanisches Exil. Da sie die englische Sprache nur langsam erlernte, erhielt sie längere Zeit nur sehr kleine Rollen in amerikanischen Theater- und Filmproduktionen. Zwischen 1942 und 1947 wirkte sie in 18 Hollywoodfilmen mit, in denen sie meist deutsche Frauen darstellte. Max Reinhardt starb am 31. Oktober 1943.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übersiedelte Thimig-Reinhardt wieder zurück nach Österreich und wurde Mitglied des Burgtheaters, in dem ihr 1950 der Ehrentitel einer Kammerschauspielerin verliehen wurde. 1948 ging sie mit dem österreichischen Schauspieler Anton Edthofer ihre dritte Ehe ein.

In den Jahren 1947 bis 1951 inszenierte sie bei den Salzburger Festspielen Hugo von Hofmannsthals Jedermann in der Tradition ihres verstorbenen Mannes und leitete von 1948 bis 1954 das Wiener Max-Reinhardt-Seminar. Zudem übernahm sie eine Lehrtätigkeit als Professorin an der Akademie für Musik und darstellende Kunst.

Im deutschsprachigen Film dagegen erhielt sie nur wenige Aufgaben. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Ensemble des Burgtheaters nahm sie 1954 noch einmal ein festes Engagement am Theater in der Josefstadt an. Von 1963 bis 1968 inszenierte sie erneut den Jedermann bei den Festspielen in Salzburg. Ende März 1974 stand sie in der Josefstadt das letzte Mal auf der Bühne.

Im November 1974 starb Helene Thimig-Reinhardt an einer Lungenembolie. Sie wurde in der Feuerhalle Simmering eingeäschert und in einer ehrenhalber gewidmeten Urnennische beigesetzt (Linke Arkaden, Grab 152). Am 17. Juni 2015 wurde die Urne in eine ehrenhalber gewidmete Grabstelle auf den Neustifter Friedhof (Gruppe N, Reihe 10, Grab 69) verlegt.

Im Jahr 2016 wurde in Wien-Liesing (23. Bezirk) der Helene-Thimig-Weg nach ihr benannt.

Preise und Auszeichnungen

Gedenken

Am 17. August 2020 wurde durch den Künstler Gunter Demnig vor dem Haus für Mozart in Salzburg ein Stolperstein für Helene Thimig verlegt.

Filmografie

Literatur

  • Christa Harten: Thimig, Helene. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-5, S. 147 (Digitalisat).
  • Eva Bakos: Geniale Paare. Künstler zwischen Werk und Leidenschaft. Ueberreuter, Wien 2002, ISBN 3-8000-3876-5. (Darin: Magie und Engelsstrenge. Max Reinhardt und Helene Thimig, S. 75–109.)
  • Goswin Dörfler: Helene Thimig – Schauspielerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lg. 34 (2000)
  • Helene Thimig, Internationales Biographisches Archiv 09/1975 vom 17. Februar 1975, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 704.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 654.
  • Kay Weniger: ‚Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …‘. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS-Verlag, Hamburg 2011. ISBN 978-3-86282-049-8, S. 505 f.
Commons: Helene Thimig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kleine Chronik. (…) Trauung Max Reinhardts und Helene Thimigs.. In: Neue Freie Presse, Abendblatt (Nr. 25381 A/1935), 10. Mai 1935, S. 2, unten rechts. (online bei ANNO).
  2. friedhoefewien.at: Ehrenhalber gewidmete bzw. ehrenhalber in Obhut genommene Grabstellen im Friedhof Feuerhalle Simmering (PDF)
  3. knerger.de: Das Grab von Helene Thimig
  4. Auszeichnungen. In: Salzburger Chronik, 17. August 1936, S. 7 (online bei ANNO).
  5. Wiener Rathauskorrespondenz, 22. Dezember 1953, Blatt 2102.
  6. Wiener Rathauskorrespondenz, 16. Jänner 1954, Blatt 67.
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