Ein etymologisches Wörterbuch (vgl. Etymologie; von griechisch étymos „wahr“, und λόγος lógos „Wort“) gibt Auskunft sowohl über die Geschichte einzelner Wörter als auch über die von Morphemen (den kleinsten sprachlichen Einheiten, deren Bedeutung oder grammatische Funktion invariant ist). Es stellt die Etymologie dieser Wörter oder Wortteile dar, soweit sie bekannt ist. Mit Etymologie ist gemeint, dass einerseits die lautliche Entwicklung der sprachlichen Einheiten dargestellt wird, andererseits aber auch die Entwicklung ihrer Bedeutung.
Weitere Informationen etymologischer Wörterbücher
Außer der Laut- und Bedeutungsentwicklung von Wörtern und Wortteilen enthalten die etymologischen Wörterbücher noch etliche weitere Informationen:
- Sie machen, soweit das möglich ist, Angaben dazu, seit wann ein Wort oder Wortteil in der betreffenden Sprache nachgewiesen werden kann. Diese Angaben werden nach Jahrhunderten gegeben; bei älterem Wortschatz findet man auch Hinweise auf die Sprachperiode, der eine Einheit entstammt, wenn genauere Daten nicht zu ermitteln sind.
- Sie geben vielfältige Hinweise darauf, in welchen verwandten Sprachen ein lautlich und bedeutungsmäßig ähnliches Wort belegt ist und welche genaue Form es da hat.
- In vielen Fällen weisen sie außerdem darauf hin, wann zu einem bestimmten Stichwort welche Ableitungen oder Komposita aufgekommen sind.
- In den neueren Bearbeitungen etymologischer Wörterbücher wird mehr und mehr auch den Fremdwörtern Aufmerksamkeit zuteil: In vielen Fällen stellen sie die Geschichte der Entlehnung einzelner Wörter und geben an, wann das betreffende Stichwort aus welcher anderen Sprache in die aufnehmende Sprache eingegangen ist. Elementare Informationen zur Herkunft von Lehnwörtern finden sich aber auch in Fremdwörterbüchern.
- Manche etymologischen Wörterbücher (z. B. Kluge 2002) enthalten zu den einzelnen Stichwörtern Literaturangaben, so dass bei Bedarf der Forschungslage nachgegangen werden kann.
Hinweise zur Nutzung etymologischer Wörterbücher
Etymologische Wörterbücher erfassen nur einen relativ geringen Teil des Wortschatzes einer Sprache: Der Stichwortumfang der unten genannten Wörterbücher des Deutschen erreicht nur wenig mehr als 20000 (Pfeifer 1995); das sind weniger als 10 Prozent des Wortschatzes einer Sprache wie Deutsch oder Englisch. Grundinformationen zur Geschichte von Wörtern und Wortteilen kann man für das Deutsche darüber hinaus auch Duden. Deutsches Universalwörterbuch (2007) entnehmen.
Ein großes Problem ist trotz der langen Forschungstradition der Etymologie, dass die Angaben bei vielen Stichwörtern unsicher sind; das drückt sich vor allem darin aus, dass in verschiedenen etymologischen Wörterbüchern unterschiedliche Informationen zu ein und demselben Stichwort zu finden sind. Vor allem ältere etymologische Werke (vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts) sind hinsichtlich ihrer Angabe zur Wortherkunft heute nicht uneingeschränkt verlässlich.
Statistische Erhebungen
Die Quantitative Linguistik versucht Sprachwandel mit dem Piotrowski-Gesetz zu erklären. Untersucht werden hierfür etymologische Wörterbücher nach Zeitpunkt und Ausmaß von Wortentstehungen und -übernahmen aus anderen Sprachen, so auch verschiedene etymologische Wörterbücher des Deutschen.
Literatur
Etymologische Wörterbücher des Deutschen
- Duden-Redaktion: Duden, das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. 5. Auflage. Band 7. Bibliographisches Institut (Dudenverlag), Berlin 2013, ISBN 978-3-411-04075-9.
- Ursula Hermann. Knaurs etymologisches Lexikon: 10000 Wörter unserer Gegenwartssprache; Herkunft und Geschichte. Droemer Knaur, München: 1982, ISBN 3-426-26074-3.
- Rolf Hiersche: Deutsches etymologisches Wörterbuch. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1986–1990 (Loseblattsammlung: nur Buchstaben A–D). ISBN 3-533-03837-8.
- Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin / New York 2011, ISBN 978-3-11-022364-4.
- Sabine Krome (Hrsg.): Wahrig, Herkunftswörterbuch. 5. Auflage. Band 6. Wissenmedia, Gütersloh / München 2009, ISBN 978-3-577-07585-5 (Vorherige 4 Ausgaben herausgegeben von Ursula Hermann).
- Lutz Mackensen: Deutsche Etymologie. Ein Leitfaden durch die Geschichte des deutschen Wortes. (Bremen 1962) Berlin/Darmstadt/Wien 1966.
- Wolfgang Pfeifer (Leitung): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. dtv, München 1995, ISBN 3-05-000626-9; 7. Auflage 2004, ISBN 3-423-32511-9. Eine digitale Fassung dieses Wörterbuchs ist abrufbar im lexikalischen Informationssystem: http://www.dwds.de/
Wörterbücher mit etymologischen Angaben
- Duden. Deutsches Universalwörterbuch. 6., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7.
- Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Basel und Stuttgart 1976; 3., völlig neu überarbeitete und erweiterte Ausgabe. Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-149-9.
- Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch: Etymologie der Gewässernamen und der zugehörigen Gebiets-, Siedlungs- und Flurnamen. De Gruyter, Berlin 2014.
- Helmut Henne, Heidrun Kämper, Georg Objartel (Hrsg.): Hermann Paul. Deutsches Wörterbuch: Bedeutungsgeschichte und Aufbau unseres Wortschatzes. 10., überarbeitete und erweiterte Auflage. Niemeyer, Tübingen 2002.
- Stephen Potter, Laurens Sargent: The new naturalist. A survey of British natural history: Pedigree. Essays on the etymology of words from nature. London 1973.
- Carl Walter Schmidt: Etymologisches Wörterbuch der Naturwissenschaft und Medizin. Sprachliche Erklärung der wichtigsten Ausdrücke und Namen der Anatomie, Astronomie, Biologie, Botanik, Chemie, Geographie, Geologie, Medizin, Mineralogie, Naturphilosophie, Paläontologie, Physik. Psychologie und Zoologie (= Veits Sammlung wissenschaftlicher Wörterbücher). Walter de Gruyter, Berlin 1923.
- Dietmar Urmes: Etymologisches Namenlexikon. Das Herkunftswörterbuch. Marix-Verlag, Wiesbaden 2006.
- Josef Karlmann Brechenmacher: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen. (= 2., von Grund auf neugearbeitete Auflage von Deutsche Sippennamen. Ableitendes Wörterbuch der deutschen Familiennamen. 5 Bände, Görlitz 1936) 2 Bände. Starke, Limburg an der Lahn (1957)1960–1964; Neudruck 1985, ISBN 3-7980-0355-6.
- Ernst Wasserzieher: Kleines etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Verlag: Bibliographisches Institut Leipzig, 1975
Weitere gebräuchliche etymologische Wörterbücher
- Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series: eine Reihe englischsprachiger etymologischer Wörterbücher; für eine Auflistung der einzelnen Bände siehe den Artikel
- Robert K. Barnhart, Sol Steinmetz (Hrsg.): Barnhart Dictionary of Etymology. H. W. Wilson, Bronx (New York) 1988. Neudrucke unter Chambers Dictionary of Etymology.
- Ernst Fraenkel u. a.: Litauisches etymologisches Wörterbuch (LitEW). I–II. Universitätsverlag Carl Winter, Heidelberg; Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1962/1965.
- Hjalmar Frisk: Griechisches etymologisches Wörterbuch (GEW). I–III, Heidelberg 1960–1972; Neudruck ebenda 1973 (= Indogermanische Bibliothek, II. Reihe).
- Ernst Gamillscheg: Etymologisches Wörterbuch der französischen Sprache (EWfS). 2. Aufl. Universitätsverlag Carl Winter, Heidelberg 1969.
- Johann Baptist Hofmann: Etymologisches Wörterbuch des Griechischen (EWG). München 1950; ergänzter Neudruck ebenda 1966.
- Albert L. Lloyd, Rosemarie Lühr (Hrsg.): Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen (EWAhd). I–V. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen / Bristol (CT) 1988–2014.
- Manfred Mayrhofer: Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen (EWAia). I–III. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1992/1998/2001.
- Vladimir Orel: Russian Etymological Dictionary. Hrsg. von Vitaly Shevoroshkin u. Cindy Drover-Davidson. I–IV. Octavia Press/Theophania Publishing, Calgary (Kanada) 2007–2011.
- Marlies Philippa, Frans Debrabandere, A. Quak, T. Schoonheim, Nicoline van der Sijs (Hrsg.): Etymologisch woordenboek van het Nederlands (EWN). 3 Bände. Universitätsverlag Amsterdam, Amsterdam 2003–2009.
- Julius Pokorny: Indogermanisches etymologisches Wörterbuch (IEW). I–II. A. Francke, Tübingen/Bern/München 1957/1969 (1. Aufl.), 2005 (5. Aufl.).
- Károly Rédei (Hrsg.): Uralisches etymologisches Wörterbuch (UEW). I–III. Akadémiai Kiadó, Budapest; Harrassowitz, Wiesbaden 1986–1991.
- Alain Rey (Hrsg.): Dictionnaire historique de la langue française (DHLF). 4. Aufl. 2 Bände. Le Robert, Paris 2016.
- Axel Schuessler: ABC Etymological Dictionary of Old Chinese. University of Hawaii Press, Honolulu 2007.
- Sergei Starostin, Anna Dybo und Oleg Mudrak: Etymological Dictionary of the Altaic Languages. Brill, Leiden/Boston 2003.
- Walther von Wartburg, Hans-Erich Keller (Hrsg.): Französisches etymologisches Wörterbuch. Eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes (FEW). 25 Bände. R. G. Zbinden, Basel 1922–1967.
- Alois Walde: Lateinisches etymologisches Wörterbuch. 3. Auflage (neubearbeitet von Johann Baptist Hofmann). I–II. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1938–1954 (= Indogermanische Bibliothek, Erste Abteilung, II. Reihe, 1), ergänzt um einen Registerband von Elsbeth Berger, 1956; Neudrucke ebenda 1965/72, 1982 und 2007/8.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Dazu: Karl-Heinz Best: Quantitative Linguistik. Eine Annäherung. 3., stark überarb. u. ergänzte Auflage. Peust & Gutschmidt, Göttingen 2006, ISBN 3-933043-17-4, S. 13–15.
- ↑ Ludwig August Kraus: Kritisch-etymologisches medicinisches Lexikon, oder Erklärung des Ursprungs der aus dem Griechischen, dem Lateinischen und aus den Oriental. Sprachen in die Medicin und in die zunächst damit verwandten Wissenschaften aufgenommenen Kunstausdrücke [...] zugleich als Beispielsammlung für jede Physiologie der Sprache. (2. Aufl. Wien 1831) 3. Aufl. Göttingen 1844.
- ↑ Karl-Heinz Best, Gabriel Altmann: Untersuchungen zur Gesetzmäßigkeit von Entlehnungsprozessen im Deutschen. In: Folia Linguistica Historica. 7, 1986, S. 31–42. Enthält die Trends der Entlehnungen aus anderen Sprachen ins Deutsche; Datenbasis: vollständige Auswertung von Duden. Etymologie 1963. – Karl-Heinz Best: Wo kommen die deutschen Fremdwörter her? In: Göttinger Beiträge zur Sprachwissenschaft. 5, 2001, S. 7–20, Peust & Gutschmidt, Göttingen 2001, ISSN 1435-8573. Enthält Übersichten nach Jahrhunderten getrennt über die Entlehnungen seit dem 12. Jahrhundert, Datenbasis: vollständige Auswertung von Duden. Etymologie 1963. Außerdem den Trend aller Entlehnungen zusammen ab dem 15. Jahrhundert auf der Grundlage von Deutsches Fremdwörterbuch (1913-88, Schulz/Basler, Band 7: Herausgegeben von A. Kirkness, 1988.). – Helle Körner: Zur Entwicklung des deutschen (Lehn-)Wortschatzes. In: Glottometrics. 7, 2004, S. 25–49, RAM, Lüdenscheid 2004, ISSN 1617-8351 (PDF Volltext). Vollständige Auswertung der Trends des einheimischen Wortschatzes und der Entlehnungen in Duden. Das Herkunftswörterbuch (2001). – Katharina Ternes: Entwicklungen im deutschen Wortschatz. In: Glottometrics. 21, 2011, S. 25–53, RAM, Lüdenscheid 2011, ISSN 1617-8351 (PDF Volltext). Vollständige Auswertung der Trends des einheimischen Wortschatzes und der Entlehnungen in Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Auflage. 2002. (Best & Altmann 1986; Best 2001; Körner 2004; Ternes 2011)