Hermann Friedrich Erben (* 15. November 1897 in Wien; † 1985) war ein österreichisch-amerikanischer Arzt.
Leben
Hermann Erben war väterlicherseits jüdischer Abstammung, wurde allerdings protestantisch getauft.
Im Ersten Weltkrieg diente Erben als Soldat für Österreich-Ungarn. Danach studierte er in Wien Medizin und bekam ein Stipendium für metabolische Forschung in den Vereinigten Staaten. Dort beantragte er 1924 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft, die er schließlich 1930 erhielt. Voraussetzung hierfür war, dass man bereits mehrere Jahre ohne Unterbrechung in den USA leben musste. Erben verbrachte allerdings währenddessen einige Zeit außerhalb des Landes, weshalb später ein Ausbürgerungsverfahren gegen ihn lief. So kehrte er 1926 zurück nach Wien, um sein Studium abzuschließen. Erben reiste erneut in die USA und erwarb seine ärztliche Qualifikation. Danach bekam er eine Anstellung am Pazifischen Institut für Tropische Medizin in San Francisco, wodurch er für ein Jahr nach Südamerika gelangte und anschließend als Schiffsarzt tätig war.
Ende 1932 nahm Erben eine Stelle in Papua-Neuguinea zum Zweck der wissenschaftlichen Forschung an. Auf der Rückreise nach Wien lernte er 1933 den späteren Filmschauspieler Errol Flynn kennen, mit dem er im Februar 1937 nach Spanien reiste, wo gerade der Bürgerkrieg tobte. Neben seiner medizinischen Tätigkeit agierte Erben dort als Spion für das Deutsche Reich, allerdings weniger aus Überzeugung denn aus Opportunismus. Am 7. März reiste er über London nach Berlin, um seine Spionagetätigkeit zu organisieren. Zurück in Spanien, besuchte Erben, der sich als Mitglied der Kommunistischen Partei der USA ausgab und das Gerücht streute, Flynn habe eine Million Dollar für die Republikaner mitgebracht, am 1. April 1937 zusammen mit ihm die Internationalen Brigaden in Albacete. Dort schoss Erben Fotos von deutschen freiwilligen Soldaten und versprach ihnen, ihre Angehörigen zu verständigen, wenn sie ihm Namen und Adressen gäben. Jedoch gab Erben diese Informationen ohne das Wissen von Flynn an die Gestapo weiter. Zudem verbreitete er über die Presse, Errol Flynn sei verstorben. Dieser wunderte sich später, warum Erben „total uninteressiert an ideologischen Werten des Krieges war und dennoch mit größtem Interesse versuchte, Leben zu retten“. Insgesamt hatte diese Reise für Flynn negative Auswirkungen. Der Journalist George Seldes berichtete, dass Flynn der Urheber des Eine-Million-Dollar-Gerüchts war und ihm sagte, das Geld würde für den Bau eines Krankenhauses verwendet werden. Seldes bezichtigte Flynn, den Krieg für die Werbung eines seiner Filme benutzt zu haben.
In dem 1987 erschienenen Dokumentarfilm Errol Flynn: Portrait of a Swashbuckler kommt Erben ebenfalls zu Wort.
Das FBI hatte Kenntnis von Erbens Spionagetätigkeit. Er erklärte im Frühjahr 1938 gegenüber dem State Department, für Deutschland spioniert und Informationen an die Gestapo weitergegeben zu haben. Im Januar 1941 reiste er nach Mexiko und traf sich mit dem deutschen Konsul Baron von Wallenberg. Er sollte für Erben dafür eintreten, dass er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft behalten durfte. Von Wallenberg sah allerdings keine guten Aussichten dafür. Daraufhin trat Erben als Spion für die Abwehr ein und bekam von ihr ein regelmäßiges Gehalt. Während einer Überfahrt nach Japan (oder auch danach, da die Angaben hierzu nicht eindeutig sind) wurde er wegen Betrugs und Meineids ausgebürgert: „Die Einbürgerungsurkunde wurde auf Anordnung des U.S. Distriktsgerichts in San Francisco am 12. März 1941 außer Kraft gesetzt“, wovon Erben allerdings erst 1943 erfuhr. In Japan angekommen, wurde er in Tokio mit seinen Aufgaben in Shanghai vertraut gemacht. Sie bestanden unter anderem im Sammeln von Informationen über den US-amerikanischen und britischen Schiffsverkehr. Nachdem die deutsche Abwehr von seiner Ausbürgerung erfahren hatte, musste er den Dienst quittieren, da Erben ohne US-amerikanische Staatsbürgerschaft für sie wertlos geworden war. Daraufhin arbeitete er ab Februar 1943 in einem Internierungslager für Alliierte in Shanghai, wo er für Japan und Deutschland spionierte. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kooperierte er eine Zeit lang mit dem US-amerikanischen Geheimdienst, um seine Staatsbürgerschaft wiederzuerlangen. Dafür gab er sein Wissen über flüchtige deutsche Soldaten weiter, die trotz der bedingungslosen Kapitulation gegen die Alliierten weitergekämpft hatten.
Einzelnachweise
- ↑ Flynn, Errol: My Wicked Wicked Ways, G. P. Putnam’s Sons, New York 1959, S. 199
- ↑ Hermann Erben in der Internet Movie Database (englisch)
- ↑ Stoiber, Rudolf: Der Spion, der Hitler sein wollte. Das Leben des Dr. med. Hermann F. Erben, Paul Zsolnay, Wien/Darmstadt 1989