Hermann Adolf Griesbach (* 9. April 1854 in Schwartau; † 23. Juni 1941 ebenda) war ein deutscher Naturwissenschaftler u. a. auf den Gebieten der Medizin und Zoologie.

Neben seinen histologischen Studien hat er durch seine Arbeiten und Initiativen auf den Gebieten der Schulgesundheitspflege (Schulhygiene) und Arbeitsschutz / Arbeitssicherheit (Gewerbehygiene) diese Fächer maßgeblich geprägt.

Leben

Hermann Adolf Griesbach war das jüngste Kind des seit 1839 in Schwartau ansässigen Apothekers Georg Christoph Alexander Griesbach (1811–1899) und seiner Frau Emilie Auguste Wilhelmine Griesbach (geb. Böhme) (1811–1899). Er besuchte das Katharineum zu Lübeck, das er 1873 mit dem Abitur abschloss.

Studium

1874 begann er ein Studium der Naturwissenschaften – insbesondere Biologie, Chemie und Medizin (dabei Physiologie, medizinische Chemie und Hygiene) in Marburg und wechselte er noch im gleichen Jahr an die Universität Leipzig – später studierte er (zumindest kurz) auch in Berlin, Göttingen und Heidelberg.

Sein Studium beendete Hermann Griesbach Anfang 1877 mit einer Promotion „Über den Bau des Bojanus´schen Organes der Teichmuschel“ zum Dr. Phil. in Zoologie, Chemie und Botanik.

Lehramt, 2. Promotion und Habilitation

Im Anschluss an sein Studium arbeitete er als Lehrer in Thorn, ab 1881 am Gymnasium in Weißenburg im Elsass.

Ab Anfang 1883 war er an der Universität Basel als Privatdozent für Zoologie, ab 1885 als Dozent für Histologie tätig. Dort veröffentlichte er 1883 seine histologische Arbeit Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Cestoden – wofür er 1885 von der Universität Heidelberg der Grad eines Doktors der Medizin erhielt.

1883 habilitierte sich Hermann Griesbach mit seiner Arbeit Über das Gefäßsystem und die Wasseraufnahme bei den Najaden und Mytiliden an der Universität Basel.

Nach seiner Habilitation war er an der technisch orientierten Oberrealschule in Mülhausen als Professor für Chemie, Biologie und Hygiene tätig.

1893 wurde Hermann Griesbach zum Professor ernannt.

Tätigkeit in Basel

Während seiner Tätigkeit in Basel veröffentlichte er zahlreiche Arbeiten auf dem Gebiet der Schulgesundheitspflege (Schulhygiene) sowie der Arbeitsschutz / Arbeitssicherheit (Gewerbehygiene). Im Jahr 1900 wurde von ihm der Allgemeine Deutsche Verein für Schulgesundheitspflege gegründet. Dem folgte noch die Gründung zweier Zeitschriften.

Tätigkeit in Gießen

1919 erhielt Hermann Griesbach eine Lehrtätigkeit als Privatdozent für Hygiene an der Universität Gießen – 1921 wurde er dort ordentlicher Honorarprofessor und erhielt einen Lehrauftrag für „Gewerbehygiene“.

Emeritierung und Rückkehr nach Bad Schwartau

1932 – im Alter von 78 Jahren – beendete Hermann Griesbach seine Tätigkeit in Gießen und zog mit seiner Frau nach Bad Schwartau zurück. Dort ließ er in der Kleinmühlenstraße (heute: Klaus-Groth-Str.) eine Villa im Stil der Neuen Sachlichkeit errichten als seinen Altersruhesitz.

Sonstiges

Hermann Griesbach war ab 1895 mit Amalie Griesbach geb. von Heimburg verheiratet und hatte eine Tochter Erika Ernestine Emilie (1896–1986) sowie einen Sohn Rolf Fritz Franz Emil (1899–1985).

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Über den Bau des Bojanus´schen Organes der Teichmuschel (Promotionschrift); Bonn 1876
  • Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Cestoden (Promotionschrift); in: Archiv für Mikroskopische Anatomie (Band 22, Seite 525–584); Bonn 1883
  • Über das Gefäßsystem und die Wasseraufnahme bei den Najaden und Mytiliden (Habilitationsschrift); in: Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie (Jahrgang 38, Seiten 1–44); Leipzig und Wien 1883
  • Über Beziehungen zwischen geistiger Ermüdung und Empfindungsvermögen der Haut – in: Archiv für Hygiene (Band 24); München & Berlin 1894
  • Zur Geschichte der organisierten Krankheitsgifte (Wissenschaftliche Beilage zum Programm der Gewerbeschule für das Schuljahr 1883–1884); Mülhausen 1884
  • Über Plasmastructuren der Blutkörperchen im kreisenden Blute der Amphibien; in: Festschrift zum siebzigsten Geburtstage Rudolf Leuckarts (auch als Einzelveröffentlichung); Leipzig 1892
  • Energetik und Hygiene des Nervensystems; München & Leipzig 1895
  • Physikalisch-chemische Propädeutik unter besonderer Berücksichtigung der medizinischen Wissenschaften und mit historischen und biographischen Angaben; Erster Band: Leipzig 1900 – Zweiter Band: Leipzig 1915
  • Ein neues Aesthesiometer; in: Pflügers Archiv, Bonn (Band 68); Bonn 1897
  • Vergleichende Untersuchungen über die Sinnesschärfe Blinder und Sehender; Bonn 1899
  • Hygienische Schulreform; Hamburg & Leipzig 1899
  • Erwägungen über die Juristischen Gutachten in Betreff der Zulassung der Realgymnasialabiturienten zum Rechtsstudium; Berlin 1900.
  • Weitere Untersuchungen über Beziehungen zwischen geistiger Ermüdung und Hautsensibilität; in: Internationals Archiv für Schulhygiene, 1/3; Leipzig 1905
  • Arteriosklerose und Hypertonie (Unter Berücksichtigung ihrer Beziehungen zur Gewerbehygiene und ihrer Bekämpfung auf organotherapeutischem Wege); Gießen 1923
  • Medizinisches Wörter- und Nachschlagebuch (Ein Hilfsbuch für Studierende und Ärzte, und alle mit der Medizin im Zusammenhang stehende Berufe); Gießen 1927
  • Persönliche Hygiene und Schulhygiene (Richtlinien und Vorlesungen an Pädagogischen Hochschulen); Gießen 1930

Literatur

  • Sibylle Kolitsch: Hermann Adolf Griesbach (1854–1941), Vertreter der Hygiene in Gießen von 1919–1932. Dissertation, Fachbereich Medizin, Universität Gießen 2004 (Volltext)
  • Griesbach, Hermann Adolf, in: Julius Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin und Wien 1901, Sp. 631 f.
  • Hans Ulrich Schulz: Griesbach, Hermann Adolf. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 60 f. (Digitalisat).
  • Max Steen: Die Hausgrundstücke und ihre Bewohner im alten Schwartau (1644–1900). Bad Schwartau 1971, S. 90
  • Würdigung Hermann Griesbachs anlässlich der Vollendung des 70. Lebensjahres (Rubrik Tagesgeschichte), in: Klinische Wochenschrift, 4. Jahrgang 1925, Nummer 16, S. 792
  • Hygienische und biologische Abhandlungen unter besonderer Berücksichtigung der physikochemischen, serologischen und bakteriologischen Grenzgebiete. Hermann Griesbach zum siebzigsten Geburtstag am 9. April 1925. Gießen 1925 (Festschrift)
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