Hermann Ritter (* 19. Januar 1851 in Liestal; † 4. Mai 1918 in Bern) war ein Schweizer Architekt, der nach seinem Studienabschluss in Frankfurt am Main lebte und arbeitete.

Leben

Hermann Ritter besuchte die Allgemeine Gewerbeschule Basel bei Kinkelin und studierte danach am Polytechnikum Zürich bei Gottfried Semper, Gullmann und Georg Lasius. Nach dem Studienabschluss mit Diplom im August 1871 arbeitete er zunächst im Architekturbüro von Georg Lasius in Zürich. 1872 zog er nach Frankfurt am Main. Dort war er von 1873 bis 1876 als Bauführer im Architekturbüro von Carl Jonas Mylius und Alfred Friedrich Bluntschli beim Bau des Hotels Frankfurter Hof beschäftigt. 1877 machte Ritter eine fast einjährige Studienreise nach Italien, bevor er 1878 als Direktor bei der Bauunternehmung Philipp Holzmann & Cie. eintrat. Dort wurde er gemeinsam mit G. Seestren-Pauly und A. Hänle verantwortlich für die Hochbauabteilung des Unternehmens. 1895 übernahm Ritter als Nachfolger von Philipp Holzmann die Leitung des Unternehmens. Am 29. März 1914 schied er aus dem Vorstand aus und trat als Vorsitzender in den Beirat der GmbH und später in den Aufsichtsrat der AG ein.

Als Architekt zeichnete er für den Bau des Schlosses Friedrichshof in Kronberg im Taunus für die Kaiserin Friedrich verantwortlich. Er war Erfinder des Perspektographs zur Übertragung geometrischer Darstellungen in die Perspektive. 1883 ließ er sich den Perspektivenzeichner patentieren.

1903 wurde Ritter mit dem Ehrentitel eines königlich preußischen Baurats geehrt. Daneben erhielt er zahlreiche Orden aus verschiedenen Ländern. 1916 zog er nach Bern, wo er starb.

Familie

Sein vier Jahre älterer Bruder Wilhelm Ritter war Bauingenieur und Professor am Polytechnikum Zürich.

Hermann Ritter heiratete 1878 in erster Ehe Amalie Diehl (1857–1890). Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor:

  • Luise Anna (1879–1971), verheiratete Luise Fester
  • Max Friedrich (1880–1939)
  • Emma (1882–1954), verheiratete Emma Holzmann
  • Anna (1886–1890)

1892 heiratete er in zweiter Ehe Emma Günther (1859–1952). Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor:

  • Hermann Ritter (* 27. September 1893; † 1. Februar 1962), Architekt
  • Anna (1896–1976), verheiratete Schnebli-Ritter

Das Familiengrab auf dem Hauptfriedhof Frankfurt enthält die sterblichen Überreste seiner ersten Frau Amalie Diehl und seiner Tochter Anna. Es steht unter Denkmalschutz. Das Grabmal wurde 1892 durch Hermann Ritter für seine Schwiegermutter Eleonore Diehl (1826–1891) und seinen Schwiegervater Justizrat J. J. Diehl (1826–1895) entworfen.

Bauten

Bild Bauzeit Adresse Beschreibung
1913Börsenstraße 2–4 Wohn- und Geschäftshaus (gemeinsam mit Wilhelm Schmitt, unter Denkmalschutz)
1886Eschersheimer Landstraße 4 Dr. Hoch’sches Konservatorium (1909 zum Volksbildungsheim Frankfurt am Main umgebaut)
1892Gallusanlage 8Gebäude der Frankfurter Hypothekenbank
1896Große Gallusstraße 2–2a Wohn- und Geschäftshaus (unter Denkmalschutz)
1894Gutleutstraße 231 / SpeicherstraßeElektrizitätswerk (Ausführung der Entwürfe von Franz von Hoven)
1901Gutzkowstraße 29Mietshaus
1907Gutzkowstraße 34Mietshaus
1906Hufnagestraße 32–24, 36–38, 45–59, 48–54Mietshausgruppe der königlich preußischen Eisenbahn-Betriebsinspektion Frankfurt
1903Junghofstraße 1–11Gebäude der Deutschen Vereinsbank (gemeinsam mit Eugen Rückgauer, unter Denkmalschutz, siehe auch Große Gallusstraße 2–2a)
1903Kaiserstraße 30Gebäude der Effekten- und Wechselbank
1887Neue Mainzer Straße 69Gebäude der Frankfurter Bank
1902–05Reuterweg 14 Verwaltungsgebäude der Metallgesellschaft (gemeinsam mit Christoph Emil Heßler, unter Denkmalschutz)
1904Roßmarkt 13 Wohn- und Geschäftshaus (gemeinsam mit Hellmuth Cuno, unter Denkmalschutz)
1902Roßmarkt 18Gebäude der Frankfurter Disconto-Gesellschaft und der Hessischen Bank (unter Denkmalschutz, siehe auch Große Gallusstraße 2–2a)
1891Schubertstraße 15/17 Mietshäuser (Denkmalschutz im Rahmen einer Gesamtanlage)
1905Schweizer Straße 41Mietshaus
1898Taunusanlage 20 Verwaltungsgebäude der Frankfurter Versicherungsgesellschaft Providentia (gemeinsam mit Theodor Martin, unter Denkmalschutz)
1889Zeil 23Mietshaus
1894Zeil 121Wohn- und Geschäftshaus

Literatur

  • Denkmalamt der Stadt Frankfurt am Main (Hrsg.), Thomas Zeller (Bearb.): Die Architekten und ihre Bautätigkeit in Frankfurt am Main in der Zeit von 1870 bis 1950. Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-921606-51-9, S. 306 f.
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