Das Berry [beʁi] ist eine Landschaft in Zentralfrankreich. Seinen Namen bezieht es vom gallischen Stamm der Biturigen, seine Bewohner werden Berrichons genannt. Das Berry war eine der historischen Provinzen Frankreichs, bis diese am 4. März 1790 durch die Départements ersetzt wurden. Es besteht heute im Wesentlichen aus den Départements Cher (dem Haut-Berry) und Indre (dem Bas-Berry). Hauptstadt des Berry ist Bourges, eine weitere wichtige Stadt ist Châteauroux.

Das Berry liegt auf der Jurakalktafel des südlichen Pariser Beckens, die von den Flüssen Cher, Indre und Creuse durchschnitten wird; es grenzt im Süden bereits an die nordwestlichen Ausläufer des Zentralmassivs. Dort wo die Kalktafel nur dünn von Lehm bedeckt ist, herrschen Weideflächen und wenig intensive Schafzucht vor. In der Kernregion des Berry jedoch, der Champagne berrichonne nördlich von Châteauroux, wird vor allem Getreide angebaut. Im Osten schließlich findet man Weinbau mit den AOC-Lagen Menetou-Salon, Quincy, Reuilly und Sancerre.

Das Berry ist bekannt als Geburtsregion mehrerer Könige und anderer Mitglieder der königlichen Familie, ebenso wie von George Sand und Alexandre Dumas.

Mit dem Berry verbunden sind auch die berühmten Handschriften Les très belles heures du Duc de Berry und Les très riches heures du Duc de Berry, die eine wurde vor 1402 fertiggestellt und befindet sich in der Bibliothèque Royale in Brüssel, die andere stammt aus den Jahren 1413 bis 1416 und befindet sich im Musée Condé in Chantilly.

Geschichte

Das Berry gehörte Ende des 5. Jahrhunderts zum Westgotenreich und ab 507, also nach der Schlacht von Vouillé zu Aquitanien, und damit zum Frankenreich. In karolingischer Zeit war das Berry als Grafschaft Bourges selbstständig, bevor es zwischen dem Herzogtum Aquitanien (Bas-Berry im Südwesten) und den Grafschaften Anjou und Blois (Haut-Berry im Nordosten) aufgeteilt wurde. Zudem entstand im Osten die Herrschaft Bourbon (Bourbonnais). Die französischen Könige begannen ab dem 11. Jahrhundert damit, sich des Berry zu bemächtigen, die Eingliederung in die Domaine royal zog sich aber über mehr als hundert Jahre hin: 1101 Vizegrafschaft Bourges, 1221 Issoudun und Châteauroux.

Im Jahr 1360 wurde das Berry zum Herzogtum erhoben, als der König Johann II. ein Paragium für seinen Sohn Johann (1340–1416) einrichtete. Das Herzogtum kehrte nach dessen Tod in die Domaine royal zurück, da er seine Söhne überlebt hatte und der Titel und das Paragium nicht an Nachkommen in weiblicher Linie vererbt werden konnte.

Im Jahr 1419 schmückte sich der Dauphin Karl von Frankreich selbst mit dem Titel, obwohl er bereits Herzog von Touraine, Thronfolger und Regent für seinen Vater Karl VI. den Wahnsinnigen war; auch nach seiner Thronbesteigung im Jahr 1422 als Karl VII. wurde der Titel nicht wieder vergeben. Erst in seinem Todesjahr (1461) gab es einen neuen Herzog, Karl, den jüngsten Sohn des Königs, der den Titel aber bereits 1465 gegen den des Herzogs der Normandie tauschte.

Nachdem ein Neugeborener ernannt worden war, der aber seinen ersten Geburtstag nicht erlebte, ging das Herzogtum im Jahr 1498 an Johanna von Frankreich, die Tochter König Ludwigs XI., Ehefrau des späteren Königs Ludwig XII. und Gründerin des Annuntiatinnenordens, die 1950 heiliggesprochen wurde. Nach ihr trugen noch zwei weitere wichtige Herrscherinnen den Titel; Claude de France und Margarete von Navarra, danach allerdings sank das Herzogtum Berry zu einem von vielen Titeln in der französischen Monarchie herab.

Der letzte Herzog war Charles-Ferdinand (1778–1820), der zweite Sohn des Königs Karl X. (1757–1836) und Vater des Graf von Chambord genannten Thronprätendenten Henri d’Artois.

Herzöge des Berry

Literatur

  • Guy Devailly (Hrsg.): Histoire du Berry. Pays et villes de France, Toulouse 1980, ISBN 2-7089-8206-0.
  • Guy Devailly, Olivier Guillot: Berry. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 1. Artemis & Winkler, München/Zürich 1980, ISBN 3-7608-8901-8, Sp. 2015–2018.
  • Jean-Noël Deletang: Histoire du Berry. Eds. La Geste 2017, ISBN 978-2367468853
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