Hilde Charlotte Schneider (* 12. November 1916 in Hannover; † 24. Januar 2008 in Kronberg im Taunus) war eine deutsche Krankenschwester, die wegen ihrer Abstammung Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung wurde und später als evangelische Pfarrerin arbeitete.

Leben

Schneider wuchs als Tochter eines Arztes in einer evangelischen Familie auf. 1934 wurde sie aufgrund ihrer jüdischen Abstammung vor dem Abitur von der Sophienschule Hannover verwiesen. Anstelle des geplanten Medizinstudiums entschied sie sich für eine Ausbildung zur Krankenschwester und trat am 2. Januar 1935 als Vorprobeschwester in die Diakonissenanstalt der Henriettenstiftung ein. Als die Henriettenstiftung vier Jahre später nationalsozialistisch beherrscht war, wurde sie jedoch dazu gedrängt, ohne Examen und vor der Einsegnung als Diakonisse wieder auszuscheiden. Das Examen konnte sie am Jüdischen Krankenhaus in Hannover ablegen und im „Lydiahof“, einem Heim für alleinstehende Frauen und Mädchen in der Hinüberstr. 19, Unterkunft finden. Am 10. Dezember 1941 wurde sie von der Gestapo verhaftet und vier Tage später mit dem ersten Transport aus Hannover ins Ghetto Riga deportiert. Nach dessen Auflösung im April 1943 kam sie in das Konzentrationslager Kaiserwald bei Riga und dann in das zum KZ Stutthof gehörende Außenlager Thorn, wo sie im Februar 1945 von der russischen Armee befreit wurde.

Nach der Rückkehr in ihre Heimatstadt holte sie das Abitur nach und legte ein Examen als Gemeindehelferin ab. An der Universität Göttingen begann sie 1946 ein Theologiestudium, das sie 1953, unterbrochen durch mehrere Krankenhausaufenthalte, abschließen konnte. Weil Frauen damals in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers noch nicht ordiniert wurden, wurde sie zunächst Hilfsvikarin in Bremerhaven. Von dort wechselte sie 1959 in die Stelle einer Gefängnisseelsorgerin im Frauengefängnis in Frankfurt-Preungesheim. 1973 trat sie aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand, den sie im Altkönig-Stift in Kronberg verbrachte. Bestattet wurde sie auf dem Salemsfriedhof der Henriettenstiftung in Hannover-Kirchrode.

Rezeption

2007 benannte das Henriettenstift ein Pflege- und Therapiezentrum nach Hilde Schneider. 2014 wurde in der Hinüberstraße ein Stolperstein für sie verlegt. Die Stadt Hannover benannte 2015 die Elkartallee in der Südstadt in Hilde-Schneider-Allee um.

Literatur

  • Hartmut Schmidt: Hilde Schneider. In: Heike Köhler, Dagmar Herbeck, Hannelore Erhart u. a. (Hrsg.): Dem Himmel so nah, dem Pfarramt so weit. Erste evangelische Theologinnen im geistlichen Amt. Neukirchen-Vluyn, 1966, ISBN 3-7887-1576-6, S. 129–131.
  • Hartmut Schmidt: Zwischen Riga und Locarno. Bericht über Hilde Schneider, Christin jüdischer Herkunft, Diakonisse, Ghetto- und KZ-Häftling, Gefängnispfarrerin. Wichern, Berlin 2000, ISBN 3-88981-124-8.
  • Julia Berlit-Jackstien: Die Deportation der Christin jüdischer Herkunft Hilde Schneider ins Ghetto Riga. In: Julia Berlit-Jackstien, Karljosef Kreter (Hrsg.): Abgeschoben in den Tod. Die Deportation von 1001 jüdischen Hannoveranerinnen und Hannoveraner am 15. Dezember 1941 nach Riga. Hansche Buchhandlung, Hannover 2011, S. 242–257.
  • Hanna Kreisel-Liebermann: Pfarrerin Hilde Schneider (1916–2008). In: FrauenIMPULSE. Informationen des Landesfrauenrates Niedersachsen e.V. 2015, S. 16 f
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