Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg (HfJS) | |
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Gründung | 1979 |
Trägerschaft | Zentralrat der Juden in Deutschland |
Ort | Heidelberg |
Bundesland | Baden-Württemberg |
Land | Deutschland |
Rektor | Werner Arnold |
Studierende | Immatrikuliert: 85 Studierende der Universität Heidelberg : 150 bis 170 |
Professoren | 11 Wissenschaftliche Mitarbeiter: 10 Stand: SoSe 2017 |
Website | www.hfjs.eu |
Die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg (HfJS) ist eine 1979 gegründete private, staatlich anerkannte Hochschule in Heidelberg. Sie wird vom Zentralrat der Juden in Deutschland getragen und durch Bund und Länder finanziert. Sie kooperiert eng mit der Ruprecht-Karls-Universität und steht Bewerbern jeder Konfession offen.
Geschichte
Die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg (HfJS) existiert seit 1979. Sie wird vom Zentralrat der Juden in Deutschland getragen und durch Bund und Länder finanziert.
Bereits 1971 hatten der damalige Badische Landesrabbiner, Nathan Peter Levinson, und seine Ehefrau, die Judaistin Pnina Navè-Levinson, die Idee, eine Ausbildungsstätte für Rabbiner, Kantoren und Religionslehrer einzurichten. Das Institut sollte in der Tradition der „Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums“ in Berlin stehen und die jüdische Gelehrsamkeit in Deutschland wieder neu etablieren.
Ein Jahr darauf beschloss der Oberrat der Israeliten Badens ein Memorandum, in dem Heidelberg als Sitz der Einrichtung und zugleich eine Kooperation mit der Ruprecht-Karls-Universität vorgeschlagen wurde. Der Zentralrat der Juden in Deutschland griff die Idee auf, beschloss aber, über die konfessionelle Ausrichtung hinaus einen wissenschaftlichen, für alle Interessierten offenstehenden Studiengang einzurichten.
1979 schließlich, nach einem Beschluss des Zentralrats der Juden in Deutschland, wurde die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg gegründet, mit anfangs 16 Studierenden. Als akademische Einrichtung konzipiert, ist es ihr erklärtes Ziel – damals wie heute – ihren jüdischen und nichtjüdischen Studierenden, „die Vielschichtigkeit und Faszination des Judentums zu vermitteln und wissenschaftliche Akzente zu setzen“. Zwei Jahre nach der Gründung folgte die staatliche Anerkennung, und 1995 erhielt die Hochschule das Promotionsrecht. Darüber hinaus ist sie seit 2007 Mitglied der Hochschulrektorenkonferenz und wurde 2009 durch den Wissenschaftsrat institutionell akkreditiert. Während des Aufbaus in den 1980er Jahren lehrten dort Professoren anderer Universitäten. Heute hat die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg elf Professuren und ebenso viele Assistenzstellen. Mit großer Bitterkeit urteilte Landesrabbiner Levinson 1996 in seinen Memoiren über die Hochschule für Jüdische Studien, sie sei ein „Rabbinerseminar für Christen“ geworden, zu keiner Zeit sei ernstlich eine Orientierung auf Rabbinerausbildung gelungen.
Sie ist das europäische Kompetenzzentrum in ihrem Fach und dient als Ansprechpartner für Politik, Medien, Kirchen und Schulen. Die Jüdischen Studien werden heute in Heidelberg in einer Vielzahl von Teildisziplinen unterrichtet. Diese decken nicht nur den Kernbereich der Jüdischen Studien ab, sondern beziehen Kunst, Politik, Literaturen, Sprachwissenschaft, Religionslehre und Nahoststudien ein.
Die Hochschule bietet außerdem eine europaweit einzigartig intensive Sprachausbildung in allen Sprachstufen des Hebräischen und anverwandter Sprachen an. Die HfJS unterhält wissenschaftliche Beziehungen mit ausländischen Universitäten in Israel, Österreich und Schweden. Sie organisiert wissenschaftliche Tagungen und gibt eine wissenschaftliche Zeitschrift, die Trumah, heraus.
Stiftungslehrstühle
- Ignatz-Bubis-Stiftungslehrstuhl für Geschichte, Religion und Kultur des europäischen Judentums
Dieser Lehrstuhl wurde im Jahr 2001 eingerichtet und befasst sich mit allen Facetten des europäischen Judentums von der Antike bis zur Gegenwart unter Einschluss der Diaspora europäischer Gemeinden in Übersee.
Die Schwerpunkte liegen bei Phasen politischer, sozialer und kultureller Transformation sowie bei den verschiedenen geistig-religiösen Bewegungen, wie sie für den wechselvollen Verlauf jüdischer Geschichte in Europa so charakteristisch sind. Ergänzend zu den regulären Lehrangeboten werden im Rahmen der Stiftungsprofessur regelmäßig Vorträge, Workshops, Konferenzen und andere Veranstaltungen durchgeführt. Ferner ist der Lehrstuhl für die Koordination von Studienprogrammen mit der Philosophischen Fakultät der Ruperto Carolina zuständig.
Der Lehrstuhl wurde 2001 eingerichtet und ist dem Gedenken an den langjährigen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis (1927–1999), gewidmet. Derzeitiger Lehrstuhlinhaber ist Johannes Heil.
- Ben-Gurion-Stiftungslehrstuhl für Israel- und Nahoststudien
Der vom Land Baden-Württemberg finanzierte Stiftungslehrstuhl beschäftigt sich in Forschung und Lehre mit dem Staat Israel als Teil der Region des Vorderen Orients. Als Brückenprofessur zwischen der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg und der Universität Heidelberg richtet sich das Lehrangebot des Lehrstuhls grundsätzlich an alle Studierenden des Hochschulstandorts Heidelberg. Derzeitiger Lehrstuhlinhaber ist Johannes Becke.
Weitere Lehrstühle an der HfJS
- Bibel und Jüdische Bibelauslegung
- Talmud, Codices und Rabbinische Literatur
- Geschichte des jüdischen Volkes
- Hebräische Sprachwissenschaft
- Jüdische Philosophie und Geistesgeschichte
- Jüdische Literaturen
- Jüdische Kunst
- Jüdische Religionslehre, -pädagogik und -didaktik
Hochschulrabbinat
An der HfJS gibt es einen Hochschulrabbiner sowie ein Beth Midrasch, wodurch die Möglichkeit zu einer umfassend jüdischen Lebensführung gegeben ist.
Studiengänge
- Bachelorstudiengänge
- B.A. „Jüdische Studien“, 75 %, 50 % oder 25 % möglich, in Kombination mit einem Fach an der Universität Heidelberg
- B.A. „Jüdische Religionslehre“ (Lehramtsoption) kompatibel mit den Lehramtsstudiengängen der Universität Heidelberg
- B.A. „Praktische Jüdische Studien“, 100 %, bereitet auf Tätigkeiten in jüdischen Gemeinden und Institutionen vor
- Masterstudiengänge
- M.A. „Jüdische Studien“, konsekutiv nach mind. 50 % B.A. Jüdische Studien
- M.A. „Jüdische Studien – Geschichte jüdischer Kulturen“ als Joint Degree mit der Karl-Franzens-Universität Graz, nicht-konsekutiv
- M.A. „Jewish Civilizations“ in Kooperation mit dem Paideia-Institute in Stockholm, nicht konsekutiv
- M.A. „Jüdische Museologie / Jewish Museology“ nicht konsekutiv
- M.A. „Heidelberger Mittelalter Master“, interdisziplinärer Studiengang im Verbund mit der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, nicht konsekutiv
- M.A. „Ernst Robert Curtius für allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft“ im Verbund mit der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, nicht konsekutiv
Kooperationen
- Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
- Centrum für Jüdische Studien der Karl-Franzens-Universität Graz (gemeinsames Joint-Degree-Masterprogramm "Jüdische Studien – Geschichte jüdischer Kulturen")
- Hebräische Universität in Jerusalem
- Fachhochschule Heidelberg
- Pädagogische Hochschule Heidelberg
- Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD)
- Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland
- Ben-Gurion-Universität in Be’er Scheva
Literatur
- Michael Graetz, Gerd Biegel (Hrsg.): Vom Mittelalter in die Neuzeit. Jüdische Städtebilder. Hochschule für Jüdische Studien, Heidelberg 2000, (Ausstellungskatalog).
- Trumah: Zeitschrift der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg. ISSN 0935-1035.
- Johannes Heil / Daniel Krochmalnik (Hrsg.): Jüdische Studien als Disziplin – die Disziplinen der Jüdischen Studien. Festschrift der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg 1979–2009. Heidelberg 2010, ISBN 978-3-8253-5687-3 (= Schriften der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, Band 13).
Weblinks
- Website der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg. In: hfjs.eu.
- Dozierende (an der HFJS). In: hfjs.eu.
Einzelnachweise
- ↑ Studierende an Hochschulen. Fachserie 11 Reihe 4.1 – endgültige Ergebnisse – Wintersemester 2018/2019. Statistisches Bundesamt, abgerufen am 3. August 2019 (S. 31).
- ↑ Nathan Peter Levinson: Ein Ort ist, mit wem du bist – Lebensstationen eines Rabbiners. Edition Hentrich 1996, Berlin, ISBN 389468206X; S. 245–252.
Koordinaten: 49° 24′ 36,1″ N, 8° 42′ 5,3″ O