Sir Ian Charles Athfield (* 15. Juli 1940 in Christchurch; † 16. Januar 2015 in Wellington) war ein neuseeländischer Architekt. Athfield graduierte 1963 an der University of Auckland mit dem Architekturdiplom.
Leben
1963 schloss sich Athfield der Firma Structon Group Architects an und wurde 1965 ein Partner dieses Architektenbüros. 1968 wurde er mit Ian Dickson und Graeme John Boucher (Manson) einer der Seniorpartner der neu gegründeten Firma Athfield Architects. Im selben Jahr begann Athfield sein erstes bedeutendes Projekt, Athfield House für seine Familie. Dieses Bauwerk in Khandallah in Wellington sticht aus den konventionellen Vorstadthäuser der Umgebung heraus. Seine frühen Projekte entstanden aus einer breiten Materialpalette: Wellblech, Putz, Edelstahl und Fiberglas. Als Reaktion auf die nüchterne Architektur der Moderne dieser Zeit, wählte Athfield einen bewusst traditionellen Baustil unter Nutzung von Verweisen auf Gestaltungsmerkmale der Kolonialarchitektur. Seine Entwürfe nutzen Dachabschlüsse, spitze Dachschrägen, Holzverkleidungen, Verandas und Doppelfenster. Er ließ sich auch von der Architektur der griechischen Inseln mit ihrem durchgehenden Verputz und ihren kleinen Fenstern inspirieren. Andererseits bewunderte er auch die Bauwerke von Mies van der Rohe mit ihrem präzisen und verfeinerten Einsatz von Industriematerialien.
Ein anderer Einfluss auf Athfield war die Anhäufung geometrischer Formen der japanischen Metabolisten. Athfield entwickelte aus diesen verschiedenen Elementen einen stark eklektischen und persönlichen Stil. In den 1970ern baute und renovierte Athfield zahlreiche Wohnhäuser und andere Gebäude. Er entwickelte einen für seien Werke charakteristischen eigenen Zugang zum Design, der auf der Wiederholung kleinerer Elemente und deren Anhäufung zu Komplexen beruhte. Kritik an seinen „Cartoon-Häusern“ störte ihn nicht. Eine weitere Kritik an Athfields Häusern war, dass sie nur auf Wirkung nach außen ausgelegt und nicht praktisch nutzbar seien. Athfield war jedoch der Ansicht, dass man in einem Haus eine Überraschung erleben solle, jedes Mal wenn man um eine Ecke kommt und nach oben schaut.
Athfields Büro expandierte den 1980ern von eher im Hausbau angesiedelten Projekten auf eine größere Vielfalt öffentlicher und kommerzieller Bauwerke. Er arbeitete jedoch weiter auch an kleineren Projekten, entwarf nun aber auch Kirchen, Pubs, Sozialwohnungen, Stadien und Bürohochhäuser. Athfields bekannteste Werke sind die Telecom Towers, Civic Square, die Wellington Central Library, das Jade Stadium in Christchurch und Arbeiten am Schnellbahnsystem in Bangkok.
Er war Präsident des New Zealand Institute of Architects und war Preisrichter in vielen Entwurfswettbewerben. Er hielt Ansprachen auf zahlreichen Konferenzen in Übersee. Zu den späteren Projekten seiner Firma gehörten der Chews Lane Precinct, die Neugestaltung des Wellington Overseas Passenger Terminal und das Wellington Marine Education Centre.
Ein Dokumentarfilm über Athfield, Architect of Dreams, wurde für das neuseeländische Dokumentarfilmfestival 2009 gedreht.
Nach dem Darfield-Erdbeben von 2010 und dem Christchurch-Erdbeben vom Februar 2011 wurde Athfield als Architectural Ambassador (Architekturbotschafter) für Christchurch ernannt.
Auszeichnungen
Athfield erhielt über 60 nationale und internationale Architektur- und Designpreise. Darunter sind dreizehn Supreme Awards des NZIA für herausragende Architekturprojekte 2004 erhielt er höchste Ehrung des New Zealand Institute of Architects, die Goldmedaille. Athfield war der erste neuseeländische Architekt, der als Architekt der APEC registriert wurde.
- Erster Preis International Competition for the Urban Environment of Developing Countries (1976)
- einer der Ersten Plätze in einem Wettbewerb im Entwurf preiswerter Wohnhäuser in Fidschi. (1978)
- Companion des New Zealand Order of Merit für seine Verdienste in der Architektur (1996)
- Distinguished Alumni Award der University of Auckland (1997)
- Doctor of Letters der Victoria University of Wellington (2000)
- Knight Companion des New Zealand Order of Merit (2015)
Werke
- Athfield House, Wellington (begonnen 1968)
- Arlington Council Flats, Wellington (1970)
- Logan House (1974–75)
- Cox House, Wellington (1975)
- Manila, Philippines housing project competition (1975–76)
- Porteous House (1979)
- Buck House/Te Mata Estate, Hawkes Bay (1980)
- First Church of Christ Science, Wellington (1982–83)
- Moore Wilson’s façade, Wellington (1984)
- Logical CSI House, Wellington (1986–87)
- 226 Oriental Parade, Wellington (1988)
- Telecom, Manners Street, Wellington (1988)
- Wellington City Library, Wellington (1991)
- Civic Square, Wellington (1992)
- Erweiterung des Student Union building, Victoria University of Wellington (1992)
- Erweiterung der Palmerston North City Library (1997)
- Sam Neill House, Queenstown (1998)
- Rooftop additions to Te Puni Kōkiri House, Wellington (1998–99)
- Adam Art Gallery, Victoria University of Wellington (1999)
- Alan Duff House (2000)
- St Pauls Apartments, Wellington (2000)
- Erweiterung von Lancaster Park, Christchurch (mit Architectus, 2002)
- TheNewDowse Museum, Lower Hutt, Wellington (2006)
- Chews Lane Precinct, Wellington (2009)
- Taranaki Street Wharf, Wellington (2006)
- Selwyn District Council offices, Canterbury (2007)
- Pipitea House, Wellington (2011; Sitz des GCSB)
- Wellington Marine Education Centre (Entwurf, vom Environment Court 2007 für den geplanten Standort abgelehnt, neuer Standort vorgeschlagen)
- 1-8 Clyde Quay Wharf (Bau sollte 2011 starten), Wellington, früheres Overseas Passenger Terminal
- Tommy Millions Pizza Kiosk, Courtenay Place, Wellington
- Kate Sheppard Exchange, Wellington (Entwurf)
- 109 Featherston Street, Wellington (Entwurf)
Weblinks
- Homepage. Athfield Architects, abgerufen am 18. April 2019 (englisch).
- Architect Athfield. NZ On Screen, abgerufen am 18. April 2019 (englisch, Gedreht 1977 nach dem Sieg beim internationalen Wettbewerb im Entwurf von Wohnhäusern in Manila).
- Joseph Romanos: The Wellingtonian interview: Ian Athfield. In: Stuff - Dominion Post. Fairfax Maedia, 15. Juli 2009, abgerufen am 18. Januar 2015.
Einzelnachweise
- ↑ Architect of Dreams. Docs Rock! - International Film Festival, 2008, archiviert vom am 9. Januar 2014; abgerufen am 18. April 2019 (englisch, Originalwebseite nicht mehr verfügbar).
- ↑ Architectural Ambassador appointed. Christchurch City Council, 14. September 2010, archiviert vom am 10. Februar 2015; abgerufen am 22. Februar 2016 (englisch, Originalwebseite nicht mehr verfügbar).
- ↑ The Queen's Birthday Honours List 1996. Department of the Prime Minister and Cabinet, 3. Juni 1996, abgerufen am 15. April 2018 (englisch).
- ↑ Ian Athfield - DipArch. University of Auckland, archiviert vom am 4. März 2012; abgerufen am 22. Februar 2016 (englisch, Originalwebseite nicht mehr verfügbar).
- ↑ Honorary graduates and Hunter fellowships. Victoria University of Wellington, abgerufen am 16. Januar 2015.
- ↑ New Year Honours List 2015. Department of the Prime Minister and Cabinet, 31. Dezember 2014, abgerufen am 15. April 2018 (englisch).
- ↑ Joseph Romanos: The Wellingtonian interview: Ian Athfield. In: The Wellingtonian. 25. Juni 2009, abgerufen am 16. Januar 2015.
- ↑ WellUrban: Nightmare on Taranaki St. Wellurban.blogspot.com, abgerufen am 18. Januar 2015.
- 1 2 3 4 5 6 7 8 Architect of Dreams, directed by Geoffrey Cawthorn, produced by Richard Riddiford.
- 1 2 Victoria University Plaques. Victoria University of Wellington, 26. Februar 2007, archiviert vom am 8. August 2007; abgerufen am 18. April 2019 (englisch, Originalwebseite nicht mehr verfügbar).
- ↑ Homepage. Architectus, abgerufen am 18. Januar 2015.
- ↑ Taranaki Street Wharf. In: Wellington Waterfront. Wellington City Council, archiviert vom am 3. Mai 2013; abgerufen am 15. April 2018 (englisch, Originalwebseite nicht mehr verfügbar).
- ↑ Homepage. Clydequaywharf.co.nz, abgerufen am 18. Januar 2015.
- ↑ Dave Burgess, Tom Hunt: Wellington toilets may become pizza kiosk. In: Stuff - Dominion Post. Fairfax Maedia, 12. Juli 2011, abgerufen am 18. Januar 2015.
- ↑ Kate Sheppard Exchange. Wellington City Council, archiviert vom am 9. Januar 2014; abgerufen am 18. April 2019 (englisch, Originalwebseite nicht mehr verfügbar).
- ↑ Investment Management - Managed Funds. AMP Capital New Zealand, abgerufen am 18. Januar 2015.