Coppel & Söhne, eigentlich J. Coppel & Söhne firmiert, war ein im 19. Jahrhundert in Hannover agierendes Bankhaus. Die Privatbank war zu Beginn der Industrialisierung im Königreich Hannover im Jahr 1834 von einer jüdischen Familie gegründet worden – zwangsläufig in der Calenberger Neustadt, da bis 1808 nur lutherische Christen in der Altstadt Hannovers wohnen durften und erst ein hannoversches Gesetz von 1842 Juden die freie Wahl ihres Wohnsitzes gestattete.

Geschichte

Erster Geschäftssitz des 1834 gegründeten Kreditinstituts Coppel & Söhne war die Calenberger Straße an der Ecke schräg gegenüber der Einmündung der Bäckerstraße. Ähnlich wie andere Privatbanken im Besitz jüdischer Familien nach der Gesetzesänderung 1842 verließ auch das Bankhaus der Coppels die Calenberger Neustadt und ließ sich um 1854 in der Ernst-August-Stadt nieder, zunächst in der seinerzeitigen Reitwallstraße 18. Diese Coppel-eigene Immobilie war in Teilen zunächst auch an Angehörige der Adelsfamilien von Linsingen und von Witte vermietet; den Kammerherrn Adolf Friedrich Graf von Linsingen und den Oberst a. D. Theodor von Witte. Standort war das Eckhaus, das vom Hauptbahnhof kommend auf der rechten Seite der Reitwallstraße nach der Einmündung der Rosenstraße errichtet worden war und nach der Teilumbenennung der Straße nach dem 10. Oktober 1859 ab 1860 die Adresse Schillerstraße 22 hatte. Erst nach der verstärkten Bebauung der Schillerstraße mit weiteren Gebäuden erhielt das Bankhaus Coppel & Söhne endlich die Adresse Schillerstraße 28.

1870 war das Bankhaus lediglich eines von zwei Instituten in Deutschland, in denen die Zinsen der Stamm- und Stammprioritätsaktien der Hannover-Altenbekener Eisenbahn-Gesellschaft gegen Aushändigung der Zinscoupons gehoben werden konnten.

Im Jahr der Reichsgründung 1871 verzeichnete das Adreßbuch, Stadt- und Geschäftshandbuch der Königlichen Residenzstadt Hannover und der Stadt Linden in der Schillerstraße 28 die Bankiers Simon Coppel als Eigentümer mit dem Zusatz „vid. Rosenstr. 5“, sowie den Bankier Carl Coppel und den Oberst Conrad Ernst Albrecht Giesewell als Mieter. Im Folgejahr 1872 konnten die Dividenden für Aktien der Continental-Caoutchouc- und Gutta-Percha Compagnie ebenso wie diejenigen der Bergbau-Gesellschaft Neu-Essen in Essen sowie die dortige Pluto in dem hannoverschen Bankhause eingelöst werden.

Nach der Gründung der Provinzial-Wechslerbank durch die Muttergesellschaft Berliner Wechslerbank hatte diese schon Anfang 1872 die hannoversche Firma J. Coppel & Söhne käuflich erworben. Mit dem Eigentümer und Rentier Simon Coppel verzeichnete das hannoversche Adressbuch von 1874 das Bankgebäude nun nur noch als Sitz der Provinzial-Wechslerbank, und schon im Folgejahr 1875 als Eigentum der Vereinsbank.

Simon-und-Karl-Coppelsche Stiftung

Die Simon-und-Karl-Coppelsche Stiftung war eine mit der damit vereinigten Julie-Coppel Stiftung mit erheblichen Mitteln ausgestattete Stiftung, aus deren Zinserträgen auch noch nach dem Höhepunkt der Deutschen Hyperinflation jährlich auch noch 1925 insgesamt mehrere 1.000 Mark in Form von Prämien, Stipendien und Zuwendungen an zahlreiche Institutionen und individuelle Empfänger verteilt werden konnten, darunter beispielsweise die Kinderheilanstalt Hannover, die Gartenbauschule Ahlem oder das Jüdische Krankenhaus. Zum Stiftungsvorstand unter der Oberaufsicht des Landesdirektoriums am Schiffgraben 6 gehörte 1925 ein Mitglied des städtischen Magistrats und der Justizrat Julius Benfey sowie ein Mitglied der Familie, damals der Fabrikbesitzer Ruben in Kopenhagen.

Siehe auch

Commons: J. Coppel & Söhne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Edel Sheridan-Quantz: Citybildung und die räumlichen Auswirkungen ausgewählter kapitalkräftiger Wirtschaftszweige in der Innenstadt Hannovers 1820–1920, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 51 (1997), S. 9–33; hier v. a. S. 12f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. Vergleiche das Adreßbuch, Stadt- und Geschäftshandbuch der Königlichen Residenzstadt Hannover und der Stadt Linden für das Jahr 1871, Abteilung 1, Adreß- und Wohnungsanzeiger nach alphabetischer Ordnung der Einwohner-Namen und Handels-Firmen, S. 249; Digitalisat
  3. Adreßbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover, Abteilung I: Adreß- und Wohnungsanzeiger. Straßen- und Häuserverzeichnis in alphabetischer Ordnung der Straßennamen mit Angabe der Haus-Eigentümer und Bewohner, S. 61; Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek über die Deutsche Forschungsgemeinschaft
  4. Cornelia Roolfs: Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866 : Hofstaat und Hofgesellschaft (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Bd. 124), zugleich Dissertation 2002 an der Universität Hannover, Hannover: Hahnsche Buchhandlung, 2005, ISBN 978-3-7752-5924-8 und ISBN 3-7752-5924-4, S. 249, 380; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  5. Reitwallstraße, in: Adressbuch … 1855, S. 63; Digitalisat
  6. Helmut Zimmermann: Schillerstraße, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 219
  7. Adressbuch … 1860, S. 101; Digitalisat
  8. Adressbuch … 1866, S. 121; Digitalisat
  9. Königlich Preußischer Staats-Anzeiger, 1870, Bde. 4–6, S. 2400; Digitalisat über Google-Bücher
  10. Adressbuch … 1871, S. 184; Digitalisat
  11. Hannoversches Wochenblatt für Handel und Gewerbe. Organ des Gewerbe-Vereins für Hannover und der hannoverschen Handelskammern, Jahrgang 1872, S. 19, 21; Digitalisat über Google-Bücher
  12. Der Aktionär. Internationales Zentral-Organ für den Mobiliarbesitz und das Versicherungswesen, Zweite Beilage zur Nummer 947 vom 20. Februar 1872 (= Band 19, S. 137; Digitalisat über Google-Bücher)
  13. Adressbuch … 1874, S. 214; Digitalisat
  14. Adressbuch … 1875, S. 224; Digitalisat
  15. Adressbuch von Hannover. Stadt- und Geschäftshandbuch 1925, 124. Ausgabe mit Stadtplan, Abteilung V, Teil 11: Wohlfahrtswesen und Wohltätigkeitseinrichtungen, Hannover: Druck und Verlag von Berthold Pokrantz, 1925; hier: S. 65; Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek über den DFG-Viewer der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Koordinaten: 52° 22′ 33,9″ N,  44′ 18,1″ O

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.