Jan Siberechts, auch Johannes oder Jean Sibrechts, Sibrecht, Siebrechts oder Sybrecht (geboren oder getauft am 29. Januar 1627 in Antwerpen; † 1703 in London) war ein flämischer Landschaftsmaler.

Leben

Siberechts war der Sohn eines gleichnamigen Bildhauers und dessen Frau Suzanna (geborene Mennens). Er war ein Schüler des Künstlers Adriaen de Bye (1593–1668). Im Jahr 1648 oder 1649 wurde er Meister der Lukasgilde seiner Heimatstadt. Aus dieser Zeit datieren seine ersten Werke. Er malte zunächst italienische Landschaften ähnlich anderer „Holländischer Italien-Fahrer“ wie Jan Both oder Nicolaes Pietersz. Berchem und unternahm wahrscheinlich um 1650 selbst eine Reise nach Italien. In den 1660er Jahren ging er zur Darstellung flämischer Landschaften und bäuerlichen Lebens über. Dabei stellte er in einem farblich kühl gehaltenen begrenzten Landschaftsausschnitt ungewöhnlich große (bevorzugt weibliche) Figuren dar, die einer landwirtschaftlichen Arbeit nachgehen und sich durch die lebhaften Farben ihrer Kleidung (weiß, rot, gelb) hervorheben. Ein beliebtes Motiv von ihm waren Furten und überschwemmte Landwege, überquert von Bauern mit Wagen voller Heu oder Gemüse.

1672 verließ Silberechts Antwerpen und ging nach London. Dorthin kam er vermutlich auf Einladung des Herzogs von Buckingham, der seine Bilder zuvor in Antwerpen gesehen hatte und ihn mit der Dekoration seiner Residenz Cliveden beschäftigte. Silberechts reiste durch England und machte sich in aristokratischen Kreisen einen Namen mit Darstellungen von Herrenhäusern. Unter anderem entstanden im Auftrag von Thomas Willoughby, 1st Baron Middleton, mehrere Ansichten von Wollaton Hall in Nottinghamshire. Er malte auch die Anwesen in Longleat (1675), Chevely (1681) und Chatsworth (1694). Neben Gebäudeansichten malte er nun meistens größere landschaftliche Ausschnitte, in warmem Braunton, häufig mit Jagd- oder ländlichen Szenen, einzelne Figuren nahmen dabei weniger Raum ein als in seinen früheren Werken. 1703 verstarb Siberechts in London.

Siberechts war seit dem 2. August 1652 mit Maria Anna (geborene Croes) verheiratet. Seine Tochter Frances ehelichte den Bildhauer John Nost, eine andere Tochter arbeitete als Spitzenklöpplerin für die Queen.

Werke (Auswahl)

Im Jahre 2011 entdeckte die Kuratorin einer Ausstellung von niederländischen Zeichnungen in Hamburg nach Rücksprache mit dem RKD, dem Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie, dass eine 86,5 × 51,7 cm große Naturstudie aus der Hamburger Kunsthalle eine Vorstudie zu einem Gemälde Siberechts aus dem Jahre 1772 ist.

Literatur

Commons: Jan Siberechts – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Alfred von Wurzbach: Siberechts. Jan Siberechts oder Sibrecht. In: Niederländisches Künstler-Lexikon. Band 2: L–Z. Halm und Goldmann, Wien / Leipzig 1906, S. 619 (Textarchiv – Internet Archive).
  2. Siberechts. Jan Siberechts. In: Katalog der Kgl. Älteren Pinakothek. 11. Auflage. Bruckmann, München 1911, S. 153 (Textarchiv – Internet Archive).
  3. 1 2 Jan Siberechts oder Sibrecht. In: Alfred von Wurzbach: Niederländisches Künstler-Lexikon: mit mehr als 3000 Monogrammen. Band 2, Wien 1910.
  4. Emmanuel Bénézit: Siberechts ou Sibrecht (Jan). In: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs & graveurs de tous les temps et de tous les pays. E. Gründ, Paris 1924, S. 782 (Textarchiv – Internet Archive).
  5. Jan Siberechts museothyssen.org. Abgerufen am 1. Dezember 2014.
  6. Siberechts, Jan. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 30: Scheffel–Siemerding. E. A. Seemann, Leipzig 1936, S. 579–580.
  7. 1 2 Terry Riggs: Jan Siberechts tate.org.uk, Oktober 1997. Abgerufen am 1. Dezember 2014.
  8. Viehweide mit schlafender Hirtin (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. sammlung.pinakothek.de, abgerufen am 8. April 2020.
  9. The Ford museothyssen.org. Abgerufen am 1. Dezember 2014.
  10. Landscape with Rainbow, Henley-on-Thames tate.org.uk. Abgerufen am 1. Dezember 2014.
  11. View of a House and its Estate in Belsize, Middlesex tate.org.uk. Abgerufen am 1. Dezember 2014.
  12. Pastoral Scene (Memento des Originals vom 29. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Pastoral Scene. Abgerufen am 1. Dezember 2014.
  13. Neues Selbstbewusstsein durch eigene Schätze. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 5. Juli 2011, S. 36.
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