Javanisch

Gesprochen in

Java, Indonesien
Sprecher ca. 76 Millionen
Linguistische
Klassifikation

Austronesische Sprachen

Malayo-polynesische Sprachen
West-malayo-polynesische Sprachen
  • Javanisch
Sprachcodes
ISO 639-1

jv

ISO 639-2

jav

ISO 639-3

jav

Die javanische Sprache (Eigenbezeichnung: basa Jawa) gehört zur malayo-polynesischen Untergruppe der austronesischen Sprachfamilie. Sie wird von etwa 80 Millionen Menschen gesprochen, die jedoch meist Bahasa Indonesia als Schriftsprache gebrauchen und in Diglossie leben.

Das eigentliche Verbreitungsgebiet der Sprache sind der Osten und die Mitte der Insel Java. Es gibt jedoch auch eine gefestigte Sprachgemeinschaft in Suriname, sowie viele Sprecher, deren Vorfahren oder die selbst in neuerer Zeit Java verlassen haben und noch am Javanischen festhalten.

Mit dem Javanischen eng verwandt sind Sundanesisch, Balinesisch und Maduresisch.

Geschichte

Aufgrund der alten und reich entwickelten Literatur gilt das Javanische als eine der wenigen Kultursprachen der malayo-polynesischen Sprachgruppe. Besonders in der altjavanischen Literatur aus der Majapahit-Epoche zeigt sich ein starker Einfluss des Sanskrit, das sich seit dem 6. Jahrhundert kontinuierlich zwischen Vorderindien und Java ausbreitete und bis in das Volksleben eindrang. Auf diese Weise entstand ein weiteres indisches Kulturgebiet in Südostasien, das auch Java mit seinen Nachbarinseln Bali und Madura einschloss. Diese Kultur war ursprünglich brahmanisch, nahm dann aber beide buddhistische Schulen auf und schuf in mancher Beziehung größere Werke als die indische Kultur in ihrer Heimat Indien (z. B. Borobudur, Prambanan). Die Fürsten stammten aus vorderindischen Geschlechtern und so kam zusammen mit Sanskrit als Hofsprache brahmanische Gelehrsamkeit nach Südostasien.

Das Javanische kennt drei Sprachebenen: die informelle Ebene ngoko, die unter anderem von Höherstehenden gegenüber Niedriggestellten verwendet wird, eine mittlere Ebene (madya) und die höfliche und formelle Ebene krama, die unter anderem von Niedriggestellten gegenüber Höherstehenden verwendet wird.

Ein Dialekt des Javanischen ist das Banyumasan, das im gleichnamigen Regierungsbezirk (kabupaten) von Zentraljava gesprochen wird.

Schrift

Das Javanische wurde bzw. wird mit den Schriften Pallava (ab dem 5. Jahrhundert), Kawi (ab dem 8. Jahrhundert), Carakan (Tjarakan; ab dem 17. Jahrhundert), mit einer Variante des arabischen Alphabets (Pegon/Gundil; 15. Jahrhundert) und mit dem lateinischen Alphabet geschrieben (ab dem 19. Jahrhundert).

Die Literatursprache Kawi, die wahrscheinlich nie gesprochen wurde, aber auf dem Altjavanischen basiert und Lehnwörter aus dem Sanskrit enthält, ist auf zahlreichen Palmblattmanuskripten, indonesisch lontar, überliefert. In der ISO 639 wurde für Kawi der Code kaw (ISO-639-3-Code) vergeben.

Sprachbeispiel

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 1:

Saben uwong kalairake kanthi mardika lan darbe martabat lan hak-hak kang padha. Kabeh pinaringan akal lan kalbu sarta kaajab pasrawungan anggone memitran siji lan sijine kanthi jiwo sumadulur.
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.

Literatur

  • Hanns Bohatta: Praktische Grammatik der javanischen Sprache: mit Lesestücken, einem javanisch-deutschen und deutsch-javanischen Wörterbuch. LINCOM Europa, München 2012. Nachdruck der Ausgabe: Wien, Pest, Leipzig, Hartleben, 1862, ISBN 978-3-86290-103-6.
  • Brückner: Grammatik der javanischen Sprache. Sirampur 1830.
  • Bettina David: Javanisch – Wort für Wort (Kauderwelsch Sprachführer, Bd. 132). Reise Know-How, Bielefeld 2000.
  • Hans Herrfurth: Lehrbuch des modernen Djawanisch. Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1964.
  • Hans Herrfurth: Djawanisch-deutsches Wörterbuch. Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1972.
  • Elinor C. Horne: Javanese-English Dictionary. Yale University Press, New Haven 1974.
  • Wilhelm von Humboldt: Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java, nebst einer Einleitung über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts. In Commission bei F. Dümmler, Berlin 1836 (Erster Band), 1838 (Zweiter Band), 1839 (Dritter Band) Band 1, Band 2, Band 3.
  • Stuart Robson: Javanese Grammar for Students. Center for Southeast Asian Studies, Clayton (Victoria) 1992.
  • Stuart Robson u. Singgih Wibisono: Javanese-English Dictionary. Periplus, Singapur 2002.
  • Petrus Josephus Zoetmulder: Old Javanese-English Dictionary. Nijhoff, ’s-Gravenhage 1982.
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