Johann Frentzel, auch Johann Frenzel, Johannes Frentzel, Johannes Frenzelius (* 8. Mai 1609 in Annaberg; † 24. April 1674 in Leipzig), war ein lutherischer Theologe, Historiograf und 1650 kaiserlich gekrönter Dichter. Er entwarf außerdem mehrere Münzen bzw. Medaillen für den Kurfürsten Johann Georg II. von Sachsen.

Leben

Frentzel war Sohn des Kaufmanns Michael Frentzel († 1635) aus Marienberg und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Hanffenstengel. Nach dem Besuch der Schule in seiner Geburtsstadt und von 1628 bis 1635 der Fürstenschule St. Afra in Meißen studierte er ab 1636 an der Universität Leipzig, an der er 1640 den Titel Magister artium erwarb. Der sächsische Kurfürst ernannte ihn 1658 zum Kollegiaten im kleinen Fürstenkolleg der Leipziger Universität. In den Räumlichkeiten des Kollegs soll er 37 Jahre lang gewohnt haben. Eine immer wieder erwähnte Professur Frentzels für Poesie in Leipzig lässt sich nicht nachweisen. Frentzel war Vikar im Domstift Magdeburg und Kanonikus in Zeitz, ohne dass genau zu bestimmen ist, wann ihm diese Ehrungen zuteilwurden.

Frentzel heiratete 1662 in erster Ehe Margarete Elisabeth (* 16. August 1631 in Halle a. d. Saale; † 27. Dezember 1670), Tochter eines Carl Herold. Der Ehe entstammten Catharina Elisabeth (* 11. April 1663) und die früh verstorbenen Söhne Michael Hieronymus (2. Oktober 1665 – 28. Oktober 1665) und Johann Abraham (21. Dezember 1670 – 19. Januar 1671). Am 6. Februar 1672 heiratete Johann Frentzel in zweiter Ehe Maria Pauli, Tochter des Annaberger Ratsbediensteten Michael Pauli.

Dichterei

Frentzel war ein produktiver Gelegenheits- und Begleitdichter, der sich vor allem durch seine Anagramme und Sonette auszeichnete. Er dichtete sowohl in neulateinischer als auch in deutscher Sprache und verfasste Distichen, deutsche Knittelverse und Alexandriner. Frentzel war gesellschaftlich geachtet und gut vernetzt. Als Christina von Schweden 1644 die Regierungsgewalt übernahm, schrieb er drei Sonette zum Trost für den frühen Tod ihres Vaters Gustav II. Adolf – Leipzig war zu dieser Zeit schwedisch besetzt. Für seine Dichtkunst erhielt er 1650 in Leipzig die Dichterkrone. Er war ein gefragter Autor, wenn es um das Verfassen von Bildunterschriften ging. Rund 100 Kupferstiche berühmter Personen sind mit jeweils einem von Frentzel verfassten Gedicht versehen. Wegen dieser Proben seiner Kunst wurde er bereits von den Zeitgenossen der Bildermann genannt. Eine enge Dichterfreundschaft verband ihn mit Johann Rist, beide Dichter widmeten einander Gedichte oder wirkten an den Werken des jeweils anderen mit. Neben Gedichten verfasste Frentzel auch Predigten und Kirchenlieder.

Entworfene Medaillen

Darüber hinaus befasste sich Frentzel mit der Gestaltung von Medaillen. So entwarf Frentzel eine Medaille für den Kurfürsten Johann Georg II. von Sachsen, entweder anlässlich dessen Regierungsantritts im Jahr 1656 oder als Beilage zu Frentzels Glückwunschschreiben zum Namenstag des Kurfürsten (am Tage Johannes des Täufers) im Jahr 1660, als er ihm unter anderem einen von Johann Dürr angefertigten Kupferstich mit des Kurfürsten Bildnis (siehe oben) überreichte. Das Schreiben Frentzels an den Kurfürsten ist im Hauptstaatsarchiv Dresden erhalten. Auf der Vorderseite der Medaille ist innerhalb eines Kranzes im gespaltenen, „mit Schnitzwerk, Fruchtbehängen und Bändern geschmückte[n]“ Schild das „Wappen der Kur und des Herzogtums Sachsen unter dem Kurhute“ zu sehen, darüber der strahlende Name „Jehovas“ in hebräischer Schrift. Die Rückseite zeigt einen in die Wolken ragenden Obelisken, „vom Auge Gottes bestrahlt“. Ein Englein in den Wolken begießt einen Rautenstock am Fuße des Obelisken, gegenüber zeigen zwei stehende Personen zum Obelisken auf, eine weitere schaut hinter dem Obelisken nach oben empor. Am Fuß des Obelisken stehen auch die zwei Monogramme bzw. Initialen Frentzels und Buchheims. Der Text auf Vorder- und Rückseite der Medaille lautet:

„(Vorderseite) Friede Heil und GOTTes Glantz
Flechte sich in Rauten-Krantz.
(Rückseite) Daß die Zweige von Chursachsen
Mögen bis in Himmel wachsen.“

1658 entwarf er zwei Vikariatsmedaillen für Johann Georg II. Sie bilden auf der Rückseite jeweils die „Festung Dresden“ bzw. die Dresdner Altstadt (Ansicht aus dem Norden) ab, wobei im Detail das kurfürstliche Lusthaus, das Residenzschloss, die Kreuzkirche und die Elbbrücke zu sehen sind. Im Hintergrund sieht man den Lilienstein und die Festung Königstein, im Vordergrund Teile der Dresdner Neustadt (Stand 1888) und Johann Buchheims Initialen I.B. Ganz oben aus den Wolken strahlt der Name Jehovas bzw. JHWHs. Dazwischen ist ein von zwei Augen umgebenes gekreuztes Schwert, wobei das obere Auge zu JHWHs Namen nach oben und das untere Auge nach unten auf Dresden blickt. Rundherum ließt man Johann Georgs Wahlspruch mit den auf den Vikariatsmünzen üblichen Worten Deo et Patriae in Hexa- und Pentameter, dessen Leserichtung mit den Worten Sursum und Deorsum (herauf und herunter) neben den gekreuzten Schwertern zusätzlich zum Wahlspruch begleitet ist.

„SURSUM OCULUS COELUM SPECTAT TERRAMQUE DEORSUM. NEMPE DEO ET PATRIA CURA SUPREMA MANET“

„Ein Aug’ dem Himmel zu, Erdwärts das and’re gerichtet, Bleib unserm Gott ich getreu, Steh ich für’s Vaterland ein.“

Die zwei Medaillen bilden auf der Vorderseite den Kurfürsten Johann Georg II. ab, einmal im Brustbild und einmal zu Pferde. Das Brustbild zeigt den Kurfürsten mit Perücke, Harnisch und Mantel, von einem Palm- und einem Lorbeerzweig umrankt, darunter der Kurhut. Es ist umgeben von einer doppelten Umschrift. Das Bild des Kurfürsten zu Pferde zeigt ihn im Kurornat reitend im Elbgelände. Darüber halten zwei Englein einerseits jeweils einen Palmzweig und zusammen den kursächsischen Wappenschild. Das gesamte Bild ist umgeben von der zweireihigen Umschrift Johann Georgs Namen und seiner Titel. Alle drei Medaillen sind mit Frentzels Monogramm bzw. den drei Buchstaben MIF („Magister Johann Frentzel“) signiert: am Fuß des Obelisken, unter Johann Georgs rechtem Armabschnitt und zwischen den Hinterbeinen des Pferdes. Auch Johann Buchheims Initialen I.B. finden sich auf den Medaillen.

Stammbuch

Für die moderne Forschung von besonderer Bedeutung ist das erhaltene Stammbuch Frentzels, in dem sich zahlreiche Dichter, Gelehrte wie Caspar von Barth und Staatsmänner wie Veit Ludwig von Seckendorff sowie Fürsten und Kurfürsten, darunter Johann Georg I., verewigt haben. Es ist im Besitz der Stadtbibliothek Leipzig. Ein seltener Leipziger Stadtplan aus dem Jahr 1665 eines unbekannten Künstlers ist dank Frentzels Stammbuch erhalten geblieben.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Lob-Gedicht Der wahren und ungefärbten Gottesfurcht. Leipzig 1648 (Digitalisat).
  • Triga sermonum sacrorum quorum. I. vulnera, II. sanguinem, II. mortem Iesu Christi repraesentat (deutsch: Dreigespann heiliger Worte, die die Wunden, das Blut und den Tod Jesu repräsentieren). Leipzig 1651. (Digitalisat)

Literatur

  • Johann Frentzel (1609–1674) in: Johann Rist, Andreas Hammerschmidt, Michael Jacobi: Katechismus-Andachten (1656). (Digitalisat)
  • M. Johann Frenzel. In: Johann Karl Schauer: Geschichte der biblisch-kirchlichen Dicht- und Tonkunst und ihrer Werke. Friedrich Mauke, Jena 1850, S. 453.
  • Johannes Frentzel. In: Karl Goedeke: Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. Zweite, ganz neu bearbeitete Auflage. Band 3. Ehlermann, Dresden 1887, S. 181.
  • John L. Flood: Johann Frentzel. In: Poets Laureate in the Holy Roman Empire: A Bio-bibliographical Handbook. Band 2. Walter de Gruyter, Berlin / New York 2006, S. 597–599.
  • Frentzel, Johann. In: Peter Mortzfeld: Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 1500–1850. Band 50. K. G. Saur Verlag, München 2008, S. 187–189.
  • Carsten Nahrendorf: Frentzel, Johann. In: Stefanie Arend u. a. (Hrsg.): Frühe Neuzeit in Deutschland 1620–1720. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon. Band 3. De Gruyter, Berlin/Boston 2022, Sp. 181–188 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Herzog August Bibliothek: Bildnis des Iohann Frenzelius. In: Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 24. Juni 2022.
  2. Peter Mortzfeld: Register 4: Künstler (Maler, Zeichner, Stecher). Hrsg.: Herzog August Bibliothek. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2011, ISBN 978-3-11-096274-1 (google.de [abgerufen am 24. Juni 2022]).
  3. Object: M. Johannes Frenzelius SS. Theol… In: British Museum. Abgerufen am 24. Juni 2022 (englisch).
  4. 1 2 Peter Mortzfeld: Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel – Biographische und bibliographische Beschreibungen mit Künstlerregister. 3 (En–Gy). Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2011, ISBN 978-3-11-096917-7, S. 203 (google.de [abgerufen am 24. Juni 2022]).
  5. Archiv für Geschichte und Alterthumskunde des Ober-Main-Kreises ... von E. S. Hagen und Th. Dorfmüller. Grau, 1834, S. 74 (google.de [abgerufen am 24. Juni 2022]).
  6. Frentzel, Johann. In: CERL Thesaurus. Abgerufen am 24. Juni 2022.
  7. Carsten Nahrendorf: Frentzel, Johann. In: Stefanie Arend u. a. (Hrsg.): Frühe Neuzeit in Deutschland 1620–1720. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon. Band 3. De Gruyter, Berlin/Boston 2022, Sp. 181–188, hier S. 181 f.
  8. Frentzel, Margarete Elisabeth. In: CERL Thesaurus. Abgerufen am 24. Juni 2022.
  9. Frentzel, Michael Hieronymus. In: CERL Thesaurus. Abgerufen am 8. April 2022.
  10. Frentzel, Johann Abraham. In: CERL Thesaurus. Abgerufen am 24. Juni 2022.
  11. John L. Flood: Johann Frentzel. In: Poets Laureate in the Holy Roman Empire. A Bio-bibliographical Handbook. Volume 5: Supplement. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2019, ISBN 978-3-11-064086-1, S. 241 (google.de [abgerufen am 24. Juni 2022]).
  12. Frentzel, Maria. In: CERL Thesaurus. Abgerufen am 24. Juni 2022.
  13. Carsten Nahrendorf: Frentzel, Johann. In: Stefanie Arend u. a. (Hrsg.): Frühe Neuzeit in Deutschland 1620–1720. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon. Band 3. De Gruyter, Berlin/Boston 2022, Sp. 181–188, hier Sp. 182.
  14. John L. Flood: Poets Laureate in the Holy Roman Empire. A Bio-bibliographical Handbook. Walter de Gruyter, Berlin / New York 2006, Band 1: S. cxxxviii und Band 2: S. 597–599.
  15. Peter Mortzfeld: Porträtsammlung der HAB mit Bezug zu Johann Frentzel. In: Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. 2015, abgerufen am 24. Juni 2022.
  16. Peter Mortzfeld: Frentzel, Johann. In: Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 1500–1850. Band 50. K. G. Saur, München 2008 (google.de [abgerufen am 24. Juni 2022]).
  17. Carsten Nahrendorf: Frentzel, Johann. In: Stefanie Arend u. a. (Hrsg.): Frühe Neuzeit in Deutschland 1620–1720. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon. Band 3. De Gruyter, Berlin/Boston 2022, Sp. 181–188, hier Sp. 183.
  18. 1 2 3 Julius Erbstein, Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte. Bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt’schen Sammlung. Erbstein (Selbstverlag), Dresden 1888, S. 235–237 (google.de [abgerufen am 24. Juni 2022]).
  19. Verein für Sächsische Volkskunde: Mitteilungen des Vereins für sächsische Volkskunde. Druck der Hansa, 1911, S. 22 (google.de [abgerufen am 24. Juni 2022]).
  20. Julius Erbstein, Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte. Bei: Verzeichnung der Hofrath Engelhardt’schen Sammlung. Erbstein (Selbstverlag), Dresden 1888, S. 237 f.
  21. Kurfürst Johann Georg II. – Reichsvikariat. In: Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 24. Juni 2022.
  22. Wolfram Gebauer: Sächsische Medaillen, Plaketten und Abzeichen. Teil 1. – 1500 bis 1694. Dresden 8. April 2017, S. 152, 163 (sachsen-numismatik.de [PDF; abgerufen am 24. Juni 2022]).
  23. Julius Erbstein, Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte. Bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt’schen Sammlung. Erbstein (Selbstverlag), Dresden 1888, S. 235–238 (google.de [abgerufen am 24. Juni 2022]).
  24. Thomas Fuchs: Handschriften und Urkunden der Stadtbibliothek Leipzig in der Universitätsbibliothek Leipzig: Neuzugänge nach 1838. Otto Harrassowitz Verlag, 2009, ISBN 978-3-447-06009-7 (google.de [abgerufen am 27. Juni 2022]).
  25. Universität Leipzig: Kabinettausstellung der Kustodie zeigt seltene Bilder zur Geschichte Leipzigs. In: Leipziger Volkszeitung. 8. November 2016, archiviert vom Original am 3. Februar 2022; abgerufen am 8. April 2022.
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