Johannes (Johann) Robert Schürch (* 18. November 1895 in Aarau; † 14. Mai 1941 in Ascona) war ein Schweizer Zeichner, Maler und Graphiker.

Leben

Robert Schürch (den zweiten Vornamen gab er sich später selber) wird 1895 in Aarau geboren; sein Vater betreibt eine Druckerei, seine Mutter ist Lehrerin. 1907 sterben sowohl sein Vater als auch seine beiden Schwestern. Schürch lebt nun bei seiner Mutter in Aarau, Zürich, und erhält dort eine Ausbildung zum Werbemaler. 1916 ziehen beide nach Genf. Schürch besucht die Ecole des Beaux-Arts und wird Ateliergehilfe Ferdinand Hodlers. 1918 stirbt Hodler, Schürch malt ihn auf dem Totenbett.

Von 1922 bis 1932 lebt und arbeitet der Zeichner und Maler Johann Robert Schürch in Monti ob Locarno, ab 1934 in Ascona. Diese rund zehn Jahre sind, trotz materieller Armut und wenig äußerem Erfolg als Künstler, die entscheidendsten für sein Lebenswerk. In dieser Zeit fand und entwickelte Schürch seinen persönlichen künstlerischen Ausdruck, seine eigene Bildsprache. Nach Freundschaften mit verschiedenen Frauen lernt Schürch 1935 die zwanzig Jahre jüngere Erica Leutwyler kennen, die seine Partnerin wird.

1939 stirbt Schürchs Mutter in Monti; er wird zum Grenzdienst eingezogen. 1940 erkrankt er an offener Tuberkulose. Am 14. Mai 1941 stirbt Johann Robert Schürch in Ascona.

Werk

Der gestalterische Einfluss seines Meisters Ferdinand Hodler ist in den frühen Werken zu finden, kaum aber in seiner Motivwahl: In Genf, Florenz und Mailand verarbeitete er vornehmlich beobachtete und erdachte Szenen aus den Lebensbereichen der einfachen, oft auch gesellschaftlich randständigen Menschen, die ihm zu existentiellen Situationen, zu primären Wahrnehmungen, Trieben, Gefühlen und auch Traditionen, ein von den Zivilisationsnormen unverstelltes Verhältnis zu haben schienen. Dabei steht bei ihm nicht unbedingt der gesellschaftskritische Ansatz im Vordergrund, eher ein selbstverständliches, im besten Sinn solidarisches Verhältnis zu allem Ursprünglicheren. Die künstlerische Verarbeitung galt dann der Vermittlung, der Differenzierung, der Vertiefung und Verfeinerung dieser Aussage. Er selber notiert: „…Auch zieht mich das Groteske und Satirische kolossal an, es ist eine Macht, eine Kraft, die ich weniger erklären kann; ich glaube es ist eine Formenfülle, alles aufeinander zu türmen, was irgendwie möglich ist …Das ästhetisch Schöne ist ein von uns gemachter Begriff, der mit der Schönheit nichts zu tun hat … Man muss sprechen durch die Farbe und Form, aber die Form darf keine leere Form sein…“ (in einem Brief an seinen Mäzen Sponagel).

In den rein landschaftlichen Motiven bezieht sich Schürch sichtlich unmittelbarer auf die gewachsene Natur; im Naturhaften hoffte er seine Sehnsucht nach einer Einheit aller Existenz stillen zu können. Aber auch in der Landschaft werden Beobachtungen nur selten naturalistisch abgezeichnet, sondern meist als Bildelemente in erfundenen dynamischen, grosszügigen, dabei aber klar strukturierten Kompositionen gefasst. In den spontanen Notationen seiner inneren Bilder überzeugt das virtuose Variieren von zugreifender Motivumgrenzung einerseits und in anderen Bildzonen die höchst sensible, andeutend umschreibende und nur sanft modellierende Strichführung andererseits. Das Erscheinungshafte der Bildthemen wird durch ins Unbegrenzte führende Linien und Räume angedeutet, die Überlagerung der Motive aus verschiedenen Wahrnehmungswelten – Beobachtung, Erinnerung, Vorstellung und Traum – gehen ineinander über. Auch die Lavierung vieler Zeichnungen, in grauen oder zurückhaltend expressionistisch getönten Farben, verstärken den Eindruck des Visionären; sie ordnen sich unter und akzentuieren gleichzeitig. Sein Lebenswerk besteht aus wenigen Ölbildern und einer Unzahl von Zeichnungen.

Den Nachlass von Schürch verwaltet die Erica Ebinger-Leutwyler Stiftung, die sich als Kompetenzzentrum für den Künstler versteht.

Rezeption

In der Schweizer Kunstgeschichte tritt Schürch meist neben seinen Nachbarn und Freunden Fritz Pauli und Ignaz Epper als einer der bedeutenden Expressionisten auf; seine spontanen oft lavierten Zeichnungen vor allem aber weisen in eine andere, eher surrealistische Erlebniswelt.

Literatur

  • Peter F. Althaus: Johann Robert Schürch In: Architektur und Kunst, Bd. 53, Heft 9, 1966, doi:10.5169/seals-41252#1396, S. 1–6; derselbe: Johannes Robert Schürch. Limmat Verlag, Zürich 1991; derselbe: J.R. Schürch. Edizioni Galleria Matasci Tenero, Tipografia Poncioni SA, Losone 1992.
  • Tapan Bhattacharya: Johann(es) RobertSchürch. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 22. August 2011.
  • Erica Ebinger-Leutwyler (Hrsg.): Johannes Robert Schürch: Aquarelle/Gouachen. Luzern 2008, ISBN 978-3-906365-45-9; dieselbe (Hrsg.): Zeichnungen / Johannes Robert Schürch. Textskizze von Dieter Roth, Luzern 2001, ISBN 3-9522238-0-8.
  • Claudio Guarda: Johannes Robert Schürch. Edizioni Matasci, Tenero 2004.
  • Nachruf auf Johann Robert Schürch In: Architektur und Kunst, Bd. 28, 1941, S. 147–148.
  • Johann Robert Schürch. Mit einer Einführung von Kurt Sponagel. Büchergilde Gutenberg, Zürich 1944.
  • Johann Robert Schürch: Nel Föhn della quotidianità. Nuova Prearo Editore, Milano 1987.
  • Johannes Robert Schürch: Tambour Macabre. Zeichnungen. Limmat Verlag, Zürich 1990, ISBN 3-85791-164-6.
  • Johannes Robert Schürch: 1895–1941, hrsg. v. Peter F. Althaus. Trad. dal tedesco: Maria Magrini. Mailand 1991.
  • Kurt Sponagel: Johann Robert Schürch als Radierer In: Architektur und Kunst, Bd. 40, Heft 9, 1953, doi:10.5169/seals-31012#820, S. 301–304.
Commons: Johann Robert Schürch – Sammlung von Bildern
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