Julius Stoklasa (* 9. September 1857 in Leitomischl; † 4. April 1936 in Prag) war ein tschechischer Agrikulturchemiker.
Leben und Wirken
Stoklasa studierte Landwirtschaft an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und an der Universität Leipzig, wo er 1893 zum Dr. phil. promoviert wurde. 1894 habilitierte er sich an der Technischen Hochschule Prag. Hier wirkte er, zunächst als Privatdozent, seit 1901 als ordentlicher Professor für landwirtschaftliche Chemie und Physiologie, bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1927. Von 1899 bis 1918 war er gleichzeitig Direktor der Staatlichen Chemisch-Physiologischen Versuchsstation in Prag.
Stoklasa erwarb sich durch eine Vielzahl grundlegender agrikulturchemischer und agrikulturphysiologischer Arbeiten hohes internationales Ansehen. Zu den Schwerpunkten seiner Forschungstätigkeit gehörten u. a. Untersuchungen über die chemischen Prozesse bei der Gesteinsverwitterung und Bodenbildung, über Probleme der Kohlensäure- und Bakteriendüngung, über den Kreislauf der Phosphat-Ionen im Boden, über die Bedeutung des Kaliums und Aluminiums für die Ernährung der Kulturpflanzen und über die toxischen Wirkungen von Schwefel- und Selen-Verbindungen auf pflanzliche Organismen.
Seine Publikationsliste umfasst über 400 wissenschaftliche Veröffentlichungen, darunter zahlreiche Bücher. Über die Hälfte seiner Publikationen erschien in deutscher Sprache. Sein Hauptwerk ist das 1926 erschienene "Handbuch der biophysikalischen und biochemischen Durchforschung des Bodens". Ausführlich beschreibt er in diesem Buch die wichtigsten Methoden zur Untersuchung von Böden und die Kriterien für die Beurteilung der Bodenfruchtbarkeit.
Bis ins hohe Alter nahm Stoklasa Anteil an der Entwicklung der landwirtschaftlichen Forschung. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde er vielfach geehrt und mit hohen Orden ausgezeichnet. Die Tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften ernannte ihn 1927 zum Ehrenmitglied und die Land- und Forstwirtschaftliche Hochschule in Brünn verlieh ihm 1928 die Würde eines Ehrendoktors.
Hauptwerke
- Pedologische Studien. Verlag Reinwart Prag 1890.
- Chemische und physiologische Studien über die Superphosphate. Verlag Paul Parey Berlin 1896.
- Biochemischer Kreislauf des Phosphat-Ions im Boden. Verlag G. Fischer Jena 1911.
- Beiträge zur Kenntnis der Ernährung der Zuckerrübe. Physiologische Bedeutung des Kalium-Ions im Organismus der Zuckerrübe (mit Alois Matousek). Verlag G. Fischer Jena 1916.
- Das Brot der Zukunft. Verlag G. Fischer Jena 1917.
- Über die Verbreitung des Aluminiums in der Natur und seine Bedeutung beim Bau-. und Betriebsstoffwechsel der Pflanzen. Verlag G. Fischer Jena 1922.
- Die Beschädigungen der Vegetation durch Rauchgase und Fabrikexhalationen. Verlag Urban & Schwarzenberg Berlin und Wien 1923.
- Handbuch der biophysikalischen und biochemischen Durchforschung des Bodens (unter Mitwirkung von Ernst Gustav Doerell (Universitätsprofessor)). Verlag Paul Parey Berlin 1926.
Literatur
- Hans-Peter Blume: Stoklasa, Julius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 25, Duncker & Humblot, Berlin 2013, ISBN 978-3-428-11206-7, S. 403 (Digitalisat).
- P. Krische: Hervorragende Agrikulturchemiker und ihre Forschungsstätten. III. Julius Stoklasa und die Chemisch-Physiologische Versuchsstation der K. K. Böhmischen Technischen Hochschule in Prag. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 7, 1911, S. 181–185 (m. Bild u. Schriftenverzeichnis).
- E. G. Doerell: Zum 70. Geburtstag von Julius Stoklasa. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 23, 1927, S. 328–331 (m. Bild).
- Festschrift anläßlich des siebzigsten Geburtstages von Julius Stoklasa. Herausgegeben von E. G. Doerell u. a., Verlag Paul Parey Berlin 1928. - Der umfangreiche Band enthält zahlreiche Würdigungsbeiträge, mehrere Abbildungen und ein Verzeichnis seiner Veröffentlichungen.