Stadt
Priosersk
Приозерск
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Liste der Städte in Russland |
Priosersk (russisch Приозе́рск, finnisch Käkisalmi, schwedisch Kexholm) ist eine Stadt in der nordwestrussischen Oblast Leningrad. Sie hat 18.933 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).
Geografie
Die Stadt liegt auf der Karelischen Landenge etwa 140 km nördlich der Oblasthauptstadt Sankt Petersburg im Bereich der Mündung der Wuoksa (Vuoksi) in den Ladogasee.
Priosersk ist der Oblast administrativ direkt unterstellt und zugleich Verwaltungszentrum des gleichnamigen Rajons.
Geschichte
Der Ort wurde erstmals 1143 als Festung Korela (vgl. Karelien oder Karelier) urkundlich erwähnt und lag in der Folgezeit im Gebiet militärischer Auseinandersetzungen zwischen Russen und Schweden.
1310 errichtete die Republik Nowgorod als einen ihrer nördlichen Vorposten die sogenannte Alte Festung auf der Wuoksa-Insel Detinez. Auf der Nachbarinsel Spasski entstand eine Handelssiedlung. 1323 nahm Nowgorod das umliegende Gebiet in Besitz.
Mit Nowgorod gelangte auch Korela 1479 in den Besitz des Großfürstentums Moskau, welches hier einen Statthalter einsetzte. Der Ort erstreckte sich bald auch auf das linke (Fjodorowski Possad) und rechte (Orechowski Possad) Ufer der Wuoksa und wurde zudem Bischofssitz.
Von 1581 bis 1595 und von 1611 bis 1710 waren Ort und Festung im Besitz Schwedens. 1611 wurden sie in Kexholm (schwedisch für Kuckucksinsel, in alter Schreibweise) umbenannt und in Folge Verwaltungszentrum des gleichnamigen län. Unter schwedischer Herrschaft wurde im 17. Jahrhundert auf der nördlicheren Spasski-Insel die Neue Festung errichtet.
Während des Großen Nordischen Krieges wurde die Stadt im September 1710 im Zuge der Belagerung von Kexholm von russischen Truppen erobert. Der Frieden von Nystad schrieb die Zugehörigkeit des Gebietes zu Russland fest. Der schwedische Name wurde in der russischen Form beibehalten (Кексгольм/Keksgolm). Im 18. Jahrhundert wurden die Fortifikationsarbeiten fortgesetzt. Die Wichtigkeit der Festung am nördlichen Zugang zur damaligen Hauptstadt Sankt Petersburg wird von ihrer häufigen Inspektion durch wichtige Militärs, wie Alexander Suworow und Michail Kutusow, unterstrichen.
Nach dem Anschluss des gesamten Großfürstentums Finnland an Russland ging die militärische Bedeutung der Festung jedoch verloren, sodass sie 1810 aufgelassen wurde. Wie bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts diente sie aber weiterhin als Gefängnis. Hier waren u. a. 1762 der mögliche Thronprätendent Iwan Antonowitsch, Familienangehörige des Bauernführers Jemeljan Pugatschow und Dekabristen wie Wilhelm Küchelbecker inhaftiert.
Nach der finnischen Unabhängigkeitserklärung 1917 kam der Ort zur Provinz Wiborg der Republik Finnland, nun unter dem finnischen Namen Käkisalmi (käki steht ebenfalls für Kuckuck; Kexholm blieb als Zweitname bestehen). Im Ergebnis des Winterkrieges gelangte der Ort 1940 mit der gesamten Karelischen Landenge wieder in den Besitz der Sowjetunion und wurde, wieder als Kexholm, der Karelo-Finnischen SSR angeschlossen.
Im Zweiten Weltkrieg („Fortsetzungskrieg“) wurde die Stadt im August 1941 erneut von finnischen Truppen eingenommen und im September 1944 nach dem Waffenstillstand wieder von Truppen der Roten Armee besetzt.
1948 erfolgte die Umbenennung in Priosersk (von russisch pri osere für am See). Auch im Russischen ist die Falschaussprache Приозёрск/Priosjorsk verbreitet.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner |
---|---|
1897 | 1.300 |
1939 | 5.083 |
1959 | 13.936 |
1970 | 16.652 |
1979 | 19.053 |
1989 | 20.557 |
2002 | 20.506 |
2010 | 18.933 |
Anmerkung: Volkszählungsdaten (1897 gerundet)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Lutherische Kirche von Priosersk wurde von 1928 bis 1930 im Stil der finnischen Nationalromantik nach Entwurf des finnischen Architekten Armas Lindgren erbaut.
Die orthodoxe Allerheiligenkirche wurde 1892 nach Entwurf des Architekten Johan Jacob Ahrenberg im altrussischen Stil errichtet.
Die orthodoxe Kirche der Geburt der Jungfrau Maria wurde 1847 fertiggestellt.
Von der Alten Festung auf der Insel Detinez (Korela) sind der Runde Turm von 1364 (später umgebaut), das Alte Arsenal von 1582 bis 1591 (umgebaut im 18. Jahrhundert), Tor, Mauern und Erdwälle erhalten. Außerhalb der eigentlichen Festung steht das Neue Arsenal von 1769 bis 1776. Der gesamte Komplex ist seit 1962 Historisches und Heimatmuseum.
Von der Neuen Festung auf der Insel Spasski sind nur das Festungstor und ein Ravelin der ehemaligen Südmauer erhalten.
Auf der Insel Konewez liegt das Konewez-Gottesmutter-Geburts-Kloster (Коневецкий Рождественский монастырь/Konewezki Roschdestwenski monastyr) aus dem 14. bis 19. Jahrhundert.
Die Umgebung der Stadt mit ihren Sandstränden am Ladogasee und Kiefernwäldern ist beliebtes Erholungs- und Urlaubsgebiet.
- Lutherische Kirche
- Allerheiligenkirche
- Kirche der Geburt der Jungfrau Maria
- Alte Festung Korela
- Runder Turm der Alten Festung
- Altes Arsenal
- Lenindenkmal in Priosersk
- Bahnhof Priosersk
Wirtschaft und Infrastruktur
In Priosersk gibt es Betriebe der holzverarbeitenden (Möbel, Bauholz, Zellulose) und der Lebensmittelindustrie sowie der Baustoffwirtschaft (Naturstein, u. a. Granit).
Die Stadt liegt an der 1917 eröffneten Eisenbahnstrecke Sankt Petersburg–Chijtola (Streckenkilometer 139).
Durch Priosersk führt die Regionalstraße A129 Sankt Petersburg–Sortawala, von welcher einige Kilometer südlich die A124 über Kamennogorsk nach Wyborg sowie die längs des Ladoga-Westufers führende R33 abzweigen.
Söhne und Töchter der Stadt
- Paul Grabbe (1789–1875), russischer General der Kavallerie
- Erkki Melartin (1875–1937), finnischer Komponist und Dirigent
- Witalij Konow (* 1987), ukrainischer Badmintonspieler
Siehe auch
Einzelnachweise
- 1 2 Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
Weblinks
- Offizielles Stadtportal (russisch)
- Priosersk auf mojgorod.ru (russisch, dort fälschlich „Priosjorsk“)