J. C. König und Ebhardt war eine Druckerei, die 1845 in Hannover gegründet wurde und 1999 in Insolvenz ging. Durch technische Innovationen war J. C. König und Ebhardt lange Zeit ein drucktechnisch führendes Unternehmen, das entscheidend zum Ruf von Hannover als Druckzentrum beitrug. Es gilt als weltweit erste Geschäftsbücherfabrik und war fast 150 Jahre lang die bedeutendste. Das Unternehmen beschäftigte international renommierte Künstler als Grafiker.

Druckereitechnik

J. C. König und Ebhardt war eine der führenden Geschäftsbücherfabriken. Sie verfügte über Vertretungen in rund 800 deutschen Städten und besaß Fabriken in London und Wien. Als erster Betrieb in Deutschland arbeitete sie seit 1866 mit der Zweifarben-Buchdruck-Schnellpresse, 1878 mit der Drahtheftmaschine und 1879 mit der Schnell-Linier-Maschine. Neben einer umfangreichen Produktpalette für Büro und Verwaltung druckte das Unternehmen Wertpapiere, wie Aktien und Banknoten. Für ihre Kunstdrucke und Chromolithographien beschäftigte König und Ebhardt zahlreiche bekannte Graphik-Künstler und Illustratoren. Darunter waren Heinz Keune, Hermann Hirzel und Heinrich Mittag. Produziert wurden auch Postkarten, Kalender, Plakate und Werbematerial für Industrie und Handel.

Geschichte

König und Ebhardt wurde 1845 vom Zichorienkaffee- und Senffabrikanten Johann Christoph König (1783–1867) und seinem Stiefsohn (ab 1847 Alleininhaber) Heinrich Ebhardt (1808–1899) gegründet. Zunächst diente sie nur als Hilfsdruckerei für Etiketten und Formulare für den Eigenbedarf in der Cichorien- und Senfproduktion. Doch schon ab 1850 bewarb sich das Unternehmen als „Fabrik liniierter Handlungsbücher“ und wurde auch außerhalb Deutschlands aktiv. Die Teilnahme an Gewerbe- und Industrieausstellungen erbrachte unter anderem 1878 die Goldene Medaille der Hannoverschen Gewerbeausstellung.

Die ehemaligen Prokuristen von König & Ebhardt, August Edler und Bernhard Krische, gründeten 1856 als Konkurrenz die eigene Geschäftsbücherfabrik Edler & Krische in Hannover.

1867 übernahm der Prokurist und Faktor, Heinrich Meineke (1832–1892) als neuer Gesellschafter die technische Leitung des Unternehmens. Mit Heinrich Meineke und dem ihm folgenden Mitgliedern seiner Familie bekommt ein neuer Familienzweig eine prägende Bedeutung im Unternehmen. Im gleichen Jahr wurde die Cichorien- und Senffabrik ausgegliedert und Ebhardts Sohn Hermann übergeben. Für die steigende Produktion der Geschäftsbücherfabrik baute Heinrich Ebhardt 1874–1876 neue, bald erweiterte Firmengebäude an der Schloßwender Straße am Königsworther Platz.

1880 trat Felix Berthold (1859–1909), Schwiegersohn von Heinrich Meineke, als dessen Nachfolger in das Unternehmen ein.

Um 1900 ließ der englische Hoflieferant Raphael Tuck & Sons hier chromolithographische Ansichtskarten unter dem Markennamen „Oilette“ herstellen, die vor allem für den US-amerikanischen Markt bestimmt waren.

Am 17. März 1911 überreichte das Unternehmen der Stadt Hannover feierlich ein von Heinrich Mittag entworfenes Buch, das später den Beginn des Goldenen Buches der Stadt markierte.

1913 wurde König & Ebhardt im Mitgliederverzeichnis des Deutschen Werkbundes gelistet.

Bei den Luftangriffen auf Hannover im Zweiten Weltkrieg wurden rund 70 % der hannoverschen Anlagen am Königsworther Platz zerstört. Nach dem Krieg baute man den teilbeschädigten Firmenkomplex wieder auf und knüpfte erfolgreich an frühere Umsätze an. Da der Firmensitz nicht erweiterungsfähig war, andererseits aber das Warensortiment ausgebaut wurde, verkaufte man die Gebäude an der Schloßwender Straße an das Land Niedersachsen zur Nutzung durch die Universität Hannover. Heute hat unter anderem das Regionale Rechenzentrum für Niedersachsen seinen Sitz im historischen Firmenkomplex.

1982 bezog König & Ebhardt neue, größere Betriebsräume in Hannover-Bornum und beschäftigte teilweise bis zu 480 Mitarbeiter. 1999 ging das Unternehmen in die Insolvenz.

Das ehemalige Firmengebäude in Richtung zum Königsworther Platz entstand als Erweiterungsbau in den 1890er Jahren. Die lange Gebäudefassade aus rotem Klinkerstein befindet sich an der Schloßwender Straße. Um 1975 wurde das Gebäude von der Universität Hannover mit einem unbelüfteten Kupferdach als Prototyp für langjährige Untersuchungen, unter anderem zur Wärmedämmung aufgestockt.

Denkmalstiftung

Heinrich Ebhardt wurde 1881 zum Kommerzienrat ernannt und stiftete 1891 den Gutenbergbrunnen mit der bronzenen Gutenbergstatue des Bildhauers Carl Dopmeyer. Im gleichen Jahr wurde die auf den Brunnen zulaufende Straße zwischen Breite Straße und Friedrichstraße (heute „Friedrichswall“) nach Ebhardt benannt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bronzestatue gemeinsam mit anderen in den Hamburger Hafen verbracht, um sie dort für „kriegswichtige Zwecke“ einzuschmelzen. 1949 kehrte die Statue kriegsversehrt zurück. Heute steht sie auf einem gemauerten Ziegelsteinsockel vor dem ehemaligen Firmensitz an der Ecke Schloßwender Straße/Königsworther Platz. Der ursprüngliche Sockel des ehemaligen Brunnens ist heute Bestandteil des Nachtwächterbrunnens auf dem Lindener Marktplatz.

Das Grab von Heinrich Ebhardt, dessen Büste ebenfalls von Carl Dopmeyer geschaffen wurde, liegt auf dem Stadtfriedhof Engesohde.

Literatur

  • Heinz Schmidt-Bachem: Beiträge zur Industriegeschichte der Papier-, Pappe- und Folien-Verarbeitung in Deutschland / Quellen, Recherchen, Dokumente, Materialien, Düren 2009, über die TOBIAS-lib-Hochschulschriftenserver der Eberhard-Karls-Universität Tübingen herunterladbar als PDF-Dokument
  • Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte. Herausgegeben von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Band 7, 1971, S. 14–31
  • Albert Lefèvre: Der Beitrag der hannoverschen Industrie zum technischen Fortschritt; in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge, Band 24, 1970, S. 274f.
  • Helmut Zimmermann: Der hannöverschen Portraits zweite Folge. Illustrationen von Rainer Osswald, Hannover 1984
  • Ludwig Hoerner: Agenten, Bader und Copisten. Hannoversches Gewerbe-ABC 1800–1900. Herausgegeben von der Volksbank Hannover, Hannover 1995, S. 91 u.ö.
  • Waldemar R. Röhrbein: König & Ebhardt. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 360.
  • Waldemar R. Röhrbein: Ebhardt, Georg Wilhelm Heinrich. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 102f.
  • König & Ebhardt, Hannover: Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum der Firma J. C. König und Ebhardt, Hannover, Zweiggeschäft Wien, London, 1845–1895, Hannover 1895
Commons: König & Ebhardt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Klaus Mlynek: Goldenes Buch. In: Stadtlexikon Hannover, S. 225
  2. Näheres siehe in der Fachzeitschrift bausubstanz 15. (1999), Nr. 2, S. 24–26, ISSN 0179-2857

Koordinaten: 52° 22′ 46″ N,  43′ 23,8″ O

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