Karl Franz Johann Chudoba (* 10. August 1898 in Wratzow, Mähren; † 14. März 1976 in Göttingen) war ein Mineraloge und Petrologe sowie Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn.

Leben

Nach der Promotion (1924) und Habilitation (1929) in Bonn war Chudoba als Assistent am Mineralogisch-Petrographischen Institut der Universität Bonn tätig. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten trat er 1933 der SA und zum 1. Mai desselben Jahres der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.092.666) und wurde Schulungsleiter der NSDAP-Ortsgruppe. 1935 wurde Chudoba stellvertretender Leiter des NS-Dozentenbundes und außerplanmäßiger Professor an der Universität Bonn, wo er 1938 zum Ordinarius und Direktor des Mineralogisch-petrologischen Instituts aufstieg.

Chudoba war von März 1938 bis 1945 Gaudozentenbundführer von Köln-Aachen. Er gab in dieser Funktion die „Kriegsvorträge der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn a. Rh“ heraus. Von November 1939 bis März 1945 war er außerdem Rektor der Universität Bonn; in der Zeit von April 1941 bis Anfang 1942 diente er als Oberleutnant der Reserve bei der Wehrmacht. Chudoba verlieh am 30. Januar 1941 die akademischen Ehrenbürgerrechte an SA-Oberführer Landesrat Dr. Hans Joachim Apffelstaedt. Chudoba war (1942) Vorsitzender des Kuratoriums des Joseph-von-Görres-Preises.

Eine kleine Gruppe von Professoren um Chudoba (darunter Erich Feldmann und Kurt Tackenberg) siedelte Anfang 1945, nach Schließung der Universität zum WS 1944/45, vor den anrückenden Alliierten mit Chudobas als kriegswichtig angesehenem Institut nach Göttingen um. Dort wurde auch noch nach der Besetzung Bonns durch US-amerikanische Truppen an der Verwaltung mit Bildung eines eigenen, autarken Rektorats festgehalten, obwohl durch den in Bonn gebliebenen Prorektor Theodor Brinkmann bereits Verhandlungen mit der Besatzungsmacht zur Fortführung des Universitätsbetriebes geführt wurden.

Nach dem Krieg bescheinigte der Bonner Professor Paul Martini, der Chudoba längere Zeit wegen einer Herzkrankheit behandelt hatte, dieser habe es stets abgelehnt, aus politischen Gründen persönliche Ungerechtigkeiten und Unanständigkeiten zu begehen.

Chudoba, der in der Nachkriegszeit zunächst nur 131er war, wurde 1966 emeritiert.

Leistungen

Die spezielle Mineralogie und die Schmuck- und Edelsteinkunde waren Chudobas Hauptarbeitsgebiete. Ein von ihm gemeinsam mit Reinhard Brauns herausgegebenes Handbuch erlebte zahlreiche Auflagen.

Werke

  • Die Grundlagen nationalsozialistischer Selbsthilfe in der Erzversorgung. Bonner Univ. Buchdr., Bonn 1937.
  • Ansprache bei der feierlichen Verleihung des volksdeutschen Joseph-von-Görres-Preises an den rheinischen Kunstforscher Paul Clemen aus Bonn am 4. Juli 1942. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Scheur, Bonn 1942
  • als Hrsg.: Der Kampf um den Rhein. Bonn 1943
  • mit Reinhard Brauns: Allgemeine Mineralogie. 12., wesentl. erw. Auflage. der Mineralogie. De Gruyter, Berlin 1968.
  • mit Reinhard Brauns: Spezielle Mineralogie. Unveränd. Nachdr. d. 11., erw. Auflage. d. Mineralogie 1964. De Gruyter, Berlin 1979.

Ehrungen

Ehrungen in Bonn: Chudoba erhielt als Rektor der Universität die Beethovenmedaille am 17. Oktober 1943 zugleich mit Elly Ney.

Literatur

  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik (= Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte. Band 6). Synchron, Heidelberg 2004, ISBN 3-935025-68-8, S. 35.
  • Hans-Paul Höpfner: Die Universität Bonn im Dritten Reich. Bonn 1999, ISBN 3-416-02904-6, S. 76–84.

Einzelnachweise

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/5490545
  2. 1 2 3 Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Zweite, aktualisierte Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, S. 93.
  3. Geschichte(n): Auf verlorenem Außenposten. In: forsch – Bonner Universitätsnachrichten, 1/2009, S. 35.
  4. Verschiedene Mitteilungen. In: Herbert Gerigk (Hrsg.): Musik im Kriege. Band 1, Nr. 7/8, 1943, S. 158 (zur Medaille Internet Archive).
  5. Jahresrückblick 1943. In: Generalanzeiger Bonn (Online mit falschem Datum 31. Dezember 1998); abgerufen am 21. Mai 2013.
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