Carmerau
Spórok
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Carmerau
Spórok
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Opole
Powiat: Strzelce Opolskie
Gmina: Colonnowska
Geographische Lage: 50° 38′ N, 18° 17′ O
Höhe: 190 m n.p.m.
Einwohner: 572 (31. Dez. 2020)
Postleitzahl: 47-175
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OST
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Katowice



Carmerau (polnisch Spórok, 1945–2009 Sporok) ist eine Ortschaft in Oberschlesien. Der Ort liegt in der Stadt-und-Land-Gemeinde Colonnowska im Powiat Strzelecki in der Woiwodschaft Oppeln.

Geographie

Geographische Lage

Der Ort Carmerau liegt sieben Kilometer südwestlich vom Gemeindesitz Colonnowska, etwa 20 Kilometer nördlich von der Kreisstadt Strzelce Opolskie (Groß Strehlitz) und 30 Kilometer östlich von der Woiwodschaftshauptstadt Opole (Oppeln). Der Ort liegt in der Nizina Śląska (Schlesischen Tiefebene) innerhalb der Równina Opolska (Oppelner Ebene).

Das Dorf liegt am Vogelbach, einem Zufluss des Himmelwitzer Wassers. Carmerau ist von Waldgebieten umgeben.

Nachbarorte

Nachbarorte von Carmerau sind im Süden Kadłub (Kadlub) und im Norden Klein Stanisch (Staniszcze Małe).

Geschichte

Die Colonie Carmerau wurde im Jahr 1773 im Zuge der Friderizianischen Kolonisation mit insgesamt 20 Stellen als Straßendorf gegründet.

Die Erstkolonisten waren deutschsprachig und stammten aus Österreichisch-Schlesien, namentlich aus dem Herzogtum Jägerndorf, nachweisbar genau ab 1773 in den Kirchenbüchern der Pfarrei Sczedrzik. Von den ersten verließen 17 den Ort bald wieder, somit wurde eine Nachbesetzung mit örtlichen Oberschlesiern notwendig. Grund für den Abzug waren die desolaten Zustände, die vor Ort herrschten und bei den Kolonisten für Hunger, Elend und Verzweiflung sorgten, so wie in anderen Gründungen jener Zeit.

Bald nach der Gründung machte der Graf von Colonna über das Patrimonialgericht Schloss Groß Strehlitz seinen Gebietsanspruch geltend. Der Grund dafür war, dass bei der Planung des Ortes die Grenzen seiner Herrschaft nicht beachtet wurden. Infolge kam es 1775 in Breslau zu einem gerichtlichen Vergleich (Rezess), bei dem die Stellen Nr. 1 bis 10 dem Grafen zu Colonna und die Stellen Nr. 11 bis 20 dem Königlichen Domänenamt Oppeln zugesprochen wurden. Nach der Teilung gliederte sich die Ortschaft in die Teile Gräflich Carmerau (nördlicher Teil) und Königlich Carmerau (südlicher Teil). Beide Teile führten unterschiedliche Siegel, wobei im Siegel von Königlich Carmerau eine Justitia mit Waage abgebildet war. Diese Siegel bezogen sich oft auf Aspekte der Geschichte. Durch die juristische Auseinandersetzung wurde die Erbverschreibung atypisch spät ausgestellt. Die Namensvergabe der Kolonie erfolgte bereits im Oktober 1774 durch die Königliche Kriegs- und Domänenkammer Breslau. Zuvor war der vorläufige Gründungsname „Kolonie in der Stallung Sporne“, woraus sich der heutige polnische Ortsname ableitet. Die Namensgebung Carmerau erfolgte nach dem verdienten preußischen Minister Johann Heinrich von Carmer, so wie vielfach während der Friderizianischen Kolonisation üblich. Carmer war an der Gründung selbst nicht beteiligt. Die wesentlichen Angaben sind belegbar durch die Erbverschreibung der Kolonie Königl. Carmerau, die 1776 ausgefertigt wurde.

Die etwas komplizierte Gründungsgeschichte sorgte in Folge für verwirrende Interpretationen und Angaben, die zumeist nicht haltbar sind. Insbesondere, dass Carmerau bereits 1764 gegründet worden wäre, ist nicht korrekt. Noch weitere abweichende Angaben stammen offenbar aus „zweiter Hand“ oder sind nicht gut genug recherchiert. Helmigk und Reischel waren Architekten und konnten die alten Bauakten einsehen, vor sie 1945 verloren gingen, bestätigt durch die Erbverschreibung und alte Kirchenbücher.

In Königlich Carmerau bestand eine katholische Schule. Die Bevölkerung beider Ortsteile war größtenteils katholischer Konfession und nach Sczedrzik eingepfarrt. Die wenigen Protestanten gehörten zum Kirchspiel Malapane.

Die Kreisgrenze zerschnitt Carmerau entlang der Hauptstraße in zwei bis 1939 eigenständige Landgemeinden. Erst zum 1. April 1939 wurde die Gemeinde Karmerau [Königlich] in den Landkreis Groß Strehlitz eingegliedert und mit Karmerau Gräflich zur Gemeinde Karmerau zusammengeschlossen.

Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien 1921 stimmten von den 124 Wahlberechtigten in Königlich Karmerau 59 Einwohner für Deutschland und 64 für Polen. Von den 211 Wahlberechtigten in Gräflich Karmerau stimmten 71 Einwohner für Deutschland und 139 für Polen. Königlich Karmerau und Gräflich Karmerau verblieben nach 1922 in der Weimarer Republik.

1945 kam der Ort als Sporok unter polnische Verwaltung. Seit 1950 liegt der Ort in der Woiwodschaft Opole. 1982 wurde in Carmerau eine römisch-katholische Kirche erbaut – eine Filialkirche der Parochie Krasiejów (Krascheow). Mit dem Inkrafttreten der Friedensregelung des Zwei-plus-Vier-Vertrags im Jahr 1991 wurde der Ort auch völkerrechtlich Teil Polens. Dies war allerdings bereits zuvor mit dem Görlitzer Abkommen bzw. dem Warschauer und dem Moskauer Vertrag von den deutschen Einzelstaaten bestätigt worden.

Am 14. November 2008 erhielt der Ort zusätzlich den amtlichen deutschen Namen Carmerau. 2009 wurde der polnische Ortsname in Spórok korrigiert.

Wappen

Das alte Siegel der Gemeinde Gräflich Carmerau (Kreis Groß Strehlitz) zeigt zwei Häuser und links, rechts und dazwischen je eine Fichte. Das Siegel der Gemeinde Königlich Carmerau (Kreis Oppeln) zeigt eine Justitia.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahlen beider Carmerau:

Jahr Königl.
Carmerau
Gräfl.
Carmerau
1830106148
1855203394
1861209419
1910212366
1933222388
1939zusammen 615
2006667

Sehenswürdigkeiten

  • Die römisch-katholische Kirche St. Florian (poln. Kościół św.Floriana) wurde zwischen 1982 und 1983 errichtet.
  • Steinerne Glockenkapelle
  • Wegekapelle aus Backstein mit Marienstatue
  • Steinerne Wegekreuze
  • Hölzerne Wegekreuze
  • Dorfteich

Verkehr

Carmerau hatte einen Bahnhof an der Bahnstrecke Kędzierzyn-Koźle–Kluczbork.

Söhne und Töchter des Ortes

Commons: Carmerau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Raport o stanie gminy Kolonowskie za rok 2020 (poln.)
  2. 1 2 Hans-Joachim Helmigk: Oberschlesische Landbaukunst um 1800. Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 1937. S. 188
  3. 1 2 Johannes Reischel: Der Aufbau der friederizianischen Siedlungen im Kreise Oppeln. Oppelner Heimatkalender, Jg. 9, S. 72ff.
  4. Walter Kuhn: Siedlungsgeschichte Oberschlesiens. Oberschlesischer Heimatverlag, Würzburg. 1954. S. 204, S. 207
  5. Joachim Poppe: Podewils in Oberschlesien, Zur Geschichte des Dorfes im Kreis Oppeln. 250 Jahre Friderizianische Kolonisation. Books on Demand, Norderstedt 2022. ISBN 978-3755707707
  6. Oppelner Heimatblatt: Friderizianische Kolonien erhalten ihren Namen. 1934 Nr. 6. S. 4
  7. 1 2 Archiwum Państwowe w Opolu: Erbverschreibung der Colonie Carmerau, Sig. 45/1191/0/4.69/5694.
  8. Erb-Verschreibungs-Briefes von der neuen Colonie Carmerau, auf kadlub.design.blog
  9. Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Breslau 1865, S. 100–101
  10. Vgl. territorial.de abger. am 6. April 2009
  11. Quellen der Einwohnerzahlen: - 1830: – 1855, 1861: – 1910: – 1933, 1939: Michael Rademacher: Landkreis Groß Strehlitz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 27. Mai 2023.
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