Die Kathedrale unserer lieben Frau von Luxemburg (luxemburgisch Kathedral Notre-Dame, französisch Cathédrale Notre-Dame de Luxembourg) ist ein römisch-katholisches Gotteshaus in der Stadt Luxemburg und Kathedralkirche des Erzbistums. Die Luxemburger bezeichnen das Gotteshaus auch als Mariendom (luxemburgisch Mariendoum).

Geschichte

Sie wurde an der heutigen Stelle als Jesuitenkirche mit dem Patrozinium der Unbefleckten Empfängnis errichtet, die Grundsteinlegung erfolgte 1613. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens nahm die Landesherrin, Kaiserin Maria Theresia, 1778 eine Übertragung auf die Luxemburger Stadtpfarrei vor, deren alte, dem heiligen Nikolaus geweihte Pfarrkirche baufällig war. In Zuge dessen erhielt die Kirche ein Doppelpatrozinium: Heiliger Nikolaus und Heilige Theresia. 1794 nahm die Kirche das Gnadenbild der Stadt- und Landespatronin Trösterin der Betrübten auf und wurde Zentrum der Muttergottesoktav. Zuvor verehrte man die Marienfigur in der zerstörten, später wieder aufgebauten Glacis-Kapelle. In der napoleonischen Zeit erschien das Patrozinium der heiligen Theresia nicht mehr tragbar, das Doppelpatrozinium wurde aufgehoben und die Kirche mit dem Patrozinium des Heiligen Petrus versehen. Nach Errichtung des Apostolischen Vikariats im Jahre 1840 änderte der Apostolische Vikar Jean Théodore Laurent 1844 das Patrozinium erneut, nun lautete es: Unsere Liebe Frau von Luxemburg (frz.: Notre-Dame de Luxembourg). Im Jahr 1870 wurde das Apostiolische Vikariat zum Bistum erhoben, womit die Kirche in den Rang einer Kathedrale aufstieg. 1935 kam es zu Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen.

2011 diente das Gotteshaus als Kulisse für den Spielfilm Die Schatzritter und das Geheimnis von Melusina.

Architektur

Ursprüngliches Bauwerk

Das Bauwerk ist ein bemerkenswertes Beispiel der Spätgotik, weist jedoch verschiedene, vom Renaissancestil und vom Frühbarock beeinflusste Elemente und Verzierungen auf. Die historische Hauptfassade liegt in der Rue Notre Dame (Nordseite) und besitzt ein prächtiges Eingangsportal (bezeichnet 1621), geschaffen von dem Bildhauer Daniel Müller († 1623) aus Freiberg in Sachsen. Im Giebel befindet sich das monumentale Wappen von Erzherzog Albrecht VII. von Habsburg, der zur Zeit der Erbauung Regent der Spanischen Niederlande war, zu denen Luxemburg damals gehörte. Den ursprünglichen Chor zierte ein Gewölbeschlussstein mit dem Wappen des Orvaler Abtes Bernard de Montgaillard (1563–1628). Er war vermutlich finanziell an der Errichtung beteiligt. Beim Neubau des Chores (1935) wurde der Wappenstein als Spolie in die darunter angelegte Krypta versetzt.

Umbau im 20. Jahrhundert

Zwischen 1935 und 1938 hat man die Kathedrale nach Süden hin erweitert und vergrößert. Der Neubau, der die Silhouette der Festungsstadt Luxemburg mitbestimmt, erfolgte nach den Plänen und unter der Leitung des luxemburgischen Architekten Hubert Schumacher.

Dieser Erweiterungsbau, der sich an die beiden Chorjoche von 1613 bis 1621 anschließt, prägt sowohl durch seine Weiträumigkeit als auch durch die architektonische Einheit die aktuelle Gestalt der alten Ordenskirche im Erscheinungsbild der Stadt. Hervorzuheben ist in dem Zusammenhang, dass die Neugestaltung der Außenarchitektur der im gotischen Stil erbauten Kathedrale eine Herausforderung darstellte, da es galt, die Kirche mit den umliegenden Gebäuden, wie dem Atheneumsgebäude aus dem 17. Jahrhundert, der Nationalbibliothek, dem alten Refugium St. Maximin (1751) (jetzt Außenministerium) sowie den umliegenden älteren Wohnhäusern, harmonisch zu verbinden. Am Erweiterungsbau wurde auf der Westseite, am l’Arc Athenée/Boulevard Roosevelt (siehe Bild), ein neues Portal, das sogenannte Marienportal geschaffen. Man gelangt hier direkt in den neuen Chor der Kathedrale. Zuvor befindet sich innen rechts ein Treppenabgang in die darunterliegende Krypta mit den Bischofsgräbern und der großherzoglichen Gruft.

Ausstattung

Altar

Im polygonalen Chor ist über dem Bischofssitz, an exponierter Stelle, das Gnadenbild Trösterin der Betrübten aufgestellt. Davor befindet sich der neuzeitliche Zelebrationsaltar. Hohe und mit farbigem Glas gestaltete Rundbogenfenster lassen das Tageslicht in gebrochenen Farben eintreten. Den Chorvorraum schmücken Gobelins mit biblischen Szenen. Das Hauptschiff wird von einem Kreuzrippengewölbe getragen, auf der Ostseite befindet sich die großherzogliche Emporenloge. Westlich und östlich sind Seitenschiffe angebaut; das östliche ist zugleich Sakraments- und Taufkapelle, das westliche birgt einen Altar zu Ehren des Hl. Joseph und mehrere große Kerzenständer auf denen die Gläubigen Kerzen aufstellen können. Die Altarbereiche beider Seitenschiffe weisen reichhaltigen Mosaikschmuck auf.

Orgeln

Die Kathedrale beherbergt zwei Orgeln: Ein Instrument von Haupt auf der Westempore mit 84 Registern und ein Instrument vom Orgelbauer Westenfelder mit 64 Registern auf der hinteren Empore.

Große Kathedralorgel

Bereits nach Fertigstellung im Jahre 1621 wurde die damalige Jesuitenkirche mit einer Orgel ausgestattet. Dieses Instrument wurde mehrfach umgebaut und nach 1800 vermutlich mit anderen Instrumenten verschmolzen.

1841 errichtete der Orgelbauer Wilhelm Breidenfeld (Trier) eine neue Orgel, die 1880 durch ein neues, größeres Instrument ersetzt wurde. Die heutige große Kathedralorgel geht in Teilen zurück auf dieses Instrument, das von der Orgelbaufirma Dalstein und Haerpfer aus Boulay-Moselle erbaut wurde. 1921 wurde das Dalstein und Haerpfer-Instrument mit pneumatischen Trakturen ausgestattet, 1929 wurde es von derOrgelbaufirma Haupt aus Lintgen erweitert. Nach Abschluss der Vergrößerung der Kathedrale in den 1930er Jahren wurde das Instrument von 1880 durch einen Neubau ersetzt; das Instrument wurde von der Firma Haupt erbaut und 1938 fertig gestellt. Es hatte 84 Register (Kegelladen) auf vier Manualwerken und Pedal und elektropneumatische Trakturen. Vom Spieltisch dieser Orgel ließ sich auch die ehemalige Westemporenorgel anspielen, welche 24 Register hatte, aber derzeit eingelagert ist. Seit 1995 steht an dortiger Stelle ein Neubau von Georg Westenfelder.

In den Jahren 2020–2021 führte die Firma Rieger eine Revision, Sanierung und Erweiterung durch. In diesem Zuge wurde zum einen ein fahrbarer Zweitspieltisch (mit freier Manualzuordnung) erbaut; außerdem wurde das Seitenpositiv neu disponiert und sein Freipfeifenprospekt neu gestaltet; auf der gegenüber liegenden Seitengallerie wurde ein neues Solowerk hinter einem (dem Positiv identischen) Freipfeifenprospekt eingerichtet. Die große Kathedralenorgel hat nun 97 Register, verteilt auf 5 Manualwerke und Pedal, einschließlich zweier Effektregister (Glocken, Harfe). Die Spiel- und Registertrakturen sind elektropneumatisch.

I Grand Orgue C–c4

1.Principal16′
2.Bourdon16′
3.Principal8′
4.Majorflöte8′
5.Fugara8′
6.Gedeckt8′
7.Dolce8′
8.Quinte513
9.Prestant4′
10.Rohrflöte4′
11.Terz315
12.Quinte223
13.Septime227
14.Octav2′
15.Terz135
16.Cornet III–V 8′
17.Mixtur V–VI
18.Cymbel III
19.Bombarde16′
20.Trompete8′
21.Clairon4′
II Positif expressif C–c4
22.Salicional16′
23.Principal8′
24.Lieblich Gedackt8′
25.Fernflöte8′
26.Salicional8′
27.Quintatön8′
28.Principal4′
29.Gemshorn4′
30.Nasat223
31.Sesquialter II223
32.Flageolet2′
33.Mixtur III–IV
34.Rankett16′
35.Tuba mirabilis8′
36.Euphon8′
37.Singend Regal4′
Harfe
Tremulant
III Recit expressif C–c4
38.Zartgedackt16′
39.Geigenprincipal8′
40.Flûte harmonique8′
41.Viola8′
42.Bordun8′
43.Aeoline8′
44.Vox coelestis8′
45.Geigenoctav4′
46.Flûte octaviante4′
47.Quint-Flöte223
48.Flautino2′
49.Terzflöte135
50.Sifflöte113
51.Septime117
52.Piccolo1′
53.Mixtur IV–V
54.Cornet V8′
55.Dulciana16′
56.Trompette harmonique8′
57.Basson-Hautbois8′
58.Vox humana8′
59.Clairon harmonique4′
Tremulant
IV Positif C–c4
60.Gambe16′
61.Soloflöte8′
62.Salicional8′
63.Unda maris8′
64.Singend Principal  4′
65.Clarinette16′
66.Krummhorn8′
Glocken


IV Solo C–c4
67.Quintatön 16′
68.Horn8′
69.Solovioline8′
70.Bordun8′
71.Schw. Bordun8′
72.Harmonieflöte  4′
73.Cornettino harm. I–III  
74.Fagott16′
75.Tuba8′
Harfe
Pedal C–g1
76.Subbass32′
77.Contrabass16′
78.Violonbass16′
79.Subbass16′
80.Echobass16′
81.Quintbass1023
82.Octavbass8′
83.Bordun8′
84.Cellobass8′
85.Terzbass625
86.Grossquinte513
87.Septime447
88.Prestant4′
89.Bassflöte4′
90.Quinte223
91.Mixtur IV
92.Contra-Posaune 32′
93.Bombarde16′
94.Dulciana (= Nr. 55)16′
95.Trompete8′
96.Clairon4′
97.Singend Cornet2′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, IV/I, I/P, II/P, III/P, IV/P
    • Superoktavkoppeln: I/I, II/I, II/II, III/I, III/II, III/III, IV/I, IV/II, IV/III, IV/IV, I/P, II/P III/P
    • Suboktavkoppeln: II/I, II/II, III/I, III/II, III/III, IV/I, IV/II, IV/III, IV/IV
  • Spielhilfen: Handregister, eine freie Kombination und 3 freie Pedalkombinationen (1938); diverse feste Kombinationen (u. a. Tutti général, tutti ohne Oktavkoppeln), diverse Absteller, Setzeranlage, Crescendowalze.

Westemporen-Orgel

Die Westemporen-Orgel wurde 1995 von der Orgelbaufirma Westenfelder (Lintgen, Luxemburg) erbaut. Das Instrument hat 60 Register auf vier Manualen und Pedal. Eine Besonderheit ist das Spanische Trompetenwerk.

I Rückpositiv C–g3
1.Principal8′
2.Gedeckt8′
3.Quintade8′
4.Flöte II8′
5.Prestant4′
6.Rohrflöte4′
7.Nasat223
8.Doublette2′
9.Flöte2′
10.Terz135
11.Larigot113
12.Cimbel IV123
13.Fagott16′
14.Cromorne8′
15.Trichterregal8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3

16.Principal16′
17.Oktave8′
18.Rohrgedeckt8′
19.Prestant4′
20.Große Terz315
21.Nasat223
22.Doublette2′
23.Terz135
24.Mixtur VI2′
25.Cornet V (ab cis1)8′
26.Trompete16′
27.Trompete8′
28.Clairon4′
29.Voix humaine8′
Tremulant
III Oberwerk C–g3
30.Quintade16′
31.Baarpeip8′
32.Rohrflöte8′
33.Principal4′
34.Flûte allemande4′
35.Quinte223
36.Oktave2′
37.Flöte2′
38.Terz II135
39.Scharf IV1′
40.Cimbel III316
41.Trompete8′
42.Oboe8′
43.Schalmey4′
Tremulant
IV Spanisches Werk C–g3
44.Trompeta D16′
45.Trompeta 1 B/D8′
46.Trompeta 2 (D)8′
47.Clairon B4′
48.Orlos B/D8′
Pedal C–f1
49.Untersatz32′
50.Principal16′
51.Flöte16′
52.Oktave8′
53.Flöte8′
54.Flöte4′
55.Flöte2′
56.Bauernflöte 1′
57.Posaune16′
58.Posaune8′
59.Trompete8′
60.Clairon4′
61.Cornet2′
Tremulant
B = Bass-Bereich
D = Diskant-Bereich

Glocken

Das Geläut der Kathedrale besteht aus elf Kirchenglocken. Beim Brand der Kathedrale im Jahre 1985 wurde nur die große Glocke, der sog. Christ-König-Bourdon, von den Flammen verschont. Die große Glocke wurde im Jahre 1937 von der Glockengießerei Ulrich in Apolda gegossen und hängt im Ostturm.

1986 goss die Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei zehn neue Glocken. Die vier kleinsten Glocken hängen zusammen mit der großen Glocke im Ostturm; die übrigen Glocken hängen im Westturm.

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer, Gussort
 
Durchmesser
(cm)
Masse
(kg)
Schlagton
(HT-1/16)
Glockenstube
 
1Christ-König-Bourdon1937Glockengießerei Ulrich, Apoldaa0Ostturm
2Mutter-Gottes-Bourdon1986Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei168,53040h0Westturm
3Joseph1371740d1Westturm
4Kunigunde122,71260e1Westturm
5Benedikt109875fis1Westturm
6Elisabeth95,2592a1Westturm
7Yolanda84,8420h1Westturm
8Petrus79,6383d2Ostturm
9Willibrord71,2247e2Ostturm
10Ignatius63,1191fis2Ostturm
11Nikolaus53140a3Ostturm

Die Krypta als Grabstätte

In der Krypta der Kathedrale befinden sich die Grabstätten der Bischöfe aus dem Erzbistum Luxemburg sowie der großherzoglichen Familie. Außer den geistlichen Würdenträgern sind folgende Personen hier bestattet:

  1. Johann, König von Böhmen (10. August 1296 – 26. August 1346)
  2. Maria-Adelheid, Großherzogin von Luxemburg (14. Juni 1894 – 24. Januar 1924)
  3. Maria Anna von Portugal, Großherzogin von Luxemburg (13. Juli 1861 – 31. Juli 1942) – (Gemahlin von Großherzog Wilhelm IV.)
  4. Felix von Bourbon-Parma (28. Oktober 1893 – 8. April 1970) – (Gemahl von Großherzogin Charlotte)
  5. Charles, Prinz von Luxemburg (1927–1977) – (Bruder von Großherzog Jean)
  6. Charlotte, Großherzogin von Luxemburg (23. Januar 1896 – 9. Juli 1985)
  7. Joséphine Charlotte von Belgien, Großherzogin von Luxemburg (11. Oktober 1927 – 10. Januar 2005) – (Gemahlin von Großherzog Jean)
  8. Jean, Großherzog von Luxemburg (5. Januar 1921 – 23. April 2019)

Literatur

  • Alex Langini: Kathedrale Notre-Dame in Luxemburg (Peda-Kunstführer Nr. 857). Passau 2012
  • Michel Schmitt: Die Kathedrale Unserer Lieben Frau Luxemburg. Schnell Kunstführer Nr. 2200, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg, 1995, ISBN 3-7954-4033-5.
Commons: Kathedrale unserer lieben Frau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Glaube, Liebe, Hoffnung. Feierliche Eröffnungsandacht leitet Muttergottesoktave im Mariendom ein. In: Luxemburger Wort, Tageszeitung vom 22. April 2013; Leitartikel
  2. 1844: Aus St. Peter wird Notre-Dame – Eine Rückkehr zu luxemburgischen Wurzeln. In: Website der Erzdiöse Luxemburg. Abgerufen am 26. Juli 2023.
  3. 1844: Aus St. Peter wird Notre-Dame – Eine Rückkehr zu luxemburgischen Wurzeln. In: Website der Erzdiözese Luxemburg. Abgerufen am 26. Juli 2023.
  4. Michel Schmitt: Die Stadt Luxemburg als Bischofssitz. In: Ons Stad. Band 36, 1991, S. 3.
  5. 1870: Luxemburg wird Bistum. Abgerufen am 26. Juli 2023.
  6. Stimmen aus Maria-Laach, Band 58, Herder Verlag, Freiburg, 1900, S. 58; (Ausschnittscan)
  7. Nähere Informationen zur großen Kathedralorgel
  8. Grand orgue Haupt-Rieger de la cathédrale de Luxembourg. Abgerufen am 7. Dezember 2022.
  9. RESTAURATION DE L’ORGUE SYMPHONIQUE HAUPT. Abgerufen am 7. Dezember 2022 (französisch).
  10. Nähere Informationen zur Westenfelder-Orgel (Memento des Originals vom 27. September 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  11. Tonaufnahme des Glockenspiels und der Glocken mit Informationen zu den Läuteglocken

Koordinaten: 49° 36′ 34,7″ N,  7′ 52,7″ O

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