Der Kiefer (griechisch Γνάθος gnathos; bairisch/österreichisch auch standardsprachlich: das Kiefer) dient bei den meisten Wirbeltieren zur Nahrungsaufnahme und ist deshalb meist bezahnt. Er besteht aus dem Oberkiefer (lateinisch Maxilla) und dem Unterkiefer (lat. Mandibula). Die Zähne sind im Kiefer in den Zahnfächern (Alveolen) über eine Gomphosis (Einkeilung) verankert.
Säugetiere
Bei den Säugetieren ist der Unterkiefer im Kiefergelenk (Articulatio temporomandibularis) beweglich am Schläfenbein (Os temporale) befestigt. Während der Embryonalentwicklung liegt das Kiefergelenk noch an anderer Stelle (s. u. bei Vögeln), weshalb man es vergleichend-anatomisch als sekundäres Kiefergelenk bezeichnet. Ober- und Unterkiefer sind also nur indirekt miteinander verbunden. Der Oberkiefer ist bei Säugetieren unbeweglich, bei ihnen wird lediglich der Unterkiefer durch die Kaumuskulatur bewegt. Die beiden Kieferhälften sind völlig verschmolzen.
Vögel
Der Unterkiefer der Vögel (Aves) besteht aus mehreren verschmolzenen Knochen. Einer davon, das Os articulare entspricht dabei dem Gelenkfortsatz des Unterkiefers der Säugetiere. Den schädelseitigen Gegenpart bildet bei Vögeln das Os quadratum. Dieser Schädelknochen ist beim Säugetierembryo noch an der Bildung des primären Kiefergelenks beteiligt, wird dann aber als eines der Gehörknöchelchen (Hammer, Malleus) in das Mittelohr verlagert, so dass ein sekundäres Kiefergelenk notwendig wird. Eine weitere Besonderheit der Vögel ist, dass auch der Oberkiefer (Oberschnabel) durch eine bindegewebige elastische Zone beweglich am Schädel befestigt und damit aktiv an der Schnabelöffnung beteiligt ist. Der Kiefer der rezenten Vögel ist zahnlos.