Klara Oppenheimer (* 6. November 1867 in Paris; † 17. Mai 1943 im KZ Theresienstadt) war eine deutsche Lehrerin, Medizinerin und Frauenrechtlerin. Sie war Fachärztin für Säuglings- und Kinderpflege und die erste Ärztin mit eigener Praxis und Kassenzulassung in Würzburg.

Leben und Wirken

Klara Oppenheimer entstammte der großbürgerlichen jüdischen Familie Oppenheimer und wurde als älteste Tochter des deutschen Ehepaars Aron und Recha Oppenheimer in Paris geboren. 1872 zog die Familie von Paris nach Frankfurt am Main. Ihr aus Oberingelheim in Rheinhessen stammender Vater hatte als Kaufmann in Paris und Frankfurt ein großes Vermögen erworben. 1875 kam Klara Oppenheimer mit ihrer Familie aus Frankfurt nach Würzburg, wo ihr Vater sich als Privatier in einer Villa in der Randersackererstraße 33 niederließ. In Würzburg kamen Klaras Schwestern Cäcilie und Johanna zur Welt. In den 1880er Jahren benannte Aron Oppenheimer sich in Adolf Oppenheimer um und erwarb mehrere Häuser in der Sophienstraße mit dem daran anschließender Eckhaus zur Friedensstraße 26.

1889 absolvierte Klara Oppenheimer das Lehrerinnenexamen in Aschaffenburg und hatte damit den höchsten Bildungsabschluss erreicht, der damals für Frauen zugänglich war. Als 1903 erstmals in Bayern Frauen zum regulären Studium zugelassen wurden, holte die examinierte Lehrerin das Abitur nach. 1906 schrieb sie sich an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg für das Studium der Medizin ein. Die ärztliche Prüfung legte sie 1910 ab, 1911 machte sie ihr Medizinalpraktikum.

Schon vor ihrem Studium hatte sie sich für die Gleichberechtigung der Frauen engagiert. Sie arbeitete im Verein Frauenheil mit, der sich für die „Förderung höherer Bildung des weiblichen Geschlechts und der Erwerbstätigkeit der auf eigenen Unterhalt angewiesenen Frauen“ einsetzte. Während ihres Studiums wurde sie zweite Vorsitzende des Vereins studierender Frauen. 1912 wurde sie bei Eugen Enderlen mit ihrer Doktorarbeit Carcinoma der Papilla Vateri promoviert und erhielt im selben Jahr die Approbation. Danach arbeitete sie zunächst am Pathologischen Institut. Im Juni 1918 eröffnete Klara Oppenheimer nach verschiedenen Stellen als Assistenzärztin (unter anderem 1917 bis 1918 bei Hans Rietschel) eine Praxis für Säuglings- und Kinderkrankheiten in der Friedensstraße 26 und war damit die erste Ärztin mit eigener Praxis in Würzburg. 1919 erhielt sie, ebenfalls als erste Ärztin Würzburgs zudem eine Kassenzulassung.

Als zweite Vorsitzende im örtlichen Frauenstimmrechtsverein und als Mitglied im Vorstand der Sophienschule, einer von 1900 bis 1937 in Würzburg existierenden sechsklassigen Bildungseinrichtung für Mädchen, setzte sie sich weiterhin für die Rechte von Mädchen und Frauen ein.

Judenverfolgung und Stolperstein

Ab 1933 hatte Klara Oppenheimer unter dem Nazi-Terror zu leiden. Ihre Rente wurde gekürzt und ein Ausreiseantrag in die Schweiz abgelehnt. Ihr Haus wurde zu einem Judenhaus gemacht und sie selbst im August 1941 zwangsweise in ein jüdisches Altenheim umgesiedelt.

Am 23. September 1942 wurde Klara Oppenheimer nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 17. Mai 1943 ums Leben kam. In Erinnerung an Klara Oppenheimer wurde vor dem elterlichen Haus in der Friedenstraße 26 in Würzburg ein Stolperstein verlegt.

Ihr Leben und Wirken wurde posthum gewürdigt:

Literatur

  • Werner Dettelbacher: Dr. Klara Oppenheimer – die erste niedergelassene Kinderärztin Würzburgs. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 21, 2002, S. 43–48.
  • Frauen in Würzburg – Stadtführer und Lesebuch. Hrsg.: Gleichstellungsstelle für Frauen der Stadt Würzburg. Echter Verlag, Würzburg 1996. ISBN 3-429-01759-9.
  • Heike Hessenauer: Etappen des Frauenstudiums an der Universität Würzburg (1869–1939). Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1998 (= Quellen und Beiträge zur Geschichte der Universität Würzburg. Beiheft 4), ISBN 3-7686-9170-5, S. 144–145.
  • Franz Ziegler, Gereon Rempe: Klara Oppenheimer: Würzburger Kinderärztin. Kämpferin für das Frauenrecht. Opfer des Holocaust. Königshausen & Neumann, Würzburg 2017. ISBN 978-3-8260-6365-7.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Georg Rosenthal auf www.stolpersteine-wuerzburg.de (Memento des Originals vom 11. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. www.eigenleben.org: Als Klara in Würzburg lebte.
  3. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken: Klara Oppenheimer.
  4. Klara-Oppenheimer-Schule: Klara Oppenheimer - Ein Lebensbild.
  5. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg (Druck: Bonitas-Bauer), Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 533.
  6. Vgl. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg (Druck: Bonitas-Bauer), Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 783.
  7. Gisela Kaiser: Über die Zulassung von Frauen zum Studium der Medizin am Beispiel der Universität Würzburg. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 14, 1996, S. 173–184, hier: S. 182.
  8. Abituria Wirceburgia: Mädchen-Abitur 1922 am Realgymnasium Würzburg. Würzburg 2016.
  9. Dr. Klara Oppenheimer. In: Stolpersteine Würzburg. Abgerufen am 28. Juni 2023.
  10. Branchenbuch.
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