Kloster Plasy

Klosterkirche
Lage Tschechien Tschechien
Böhmen
Koordinaten: 49° 56′ 4″ N, 13° 23′ 27″ O
Gründungsjahr 1146
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1785
Mutterkloster Kloster Langheim
Primarabtei Kloster Morimond

Das Kloster Plasy (deutsch Plaß) ist ein ehemaliges Zisterzienserkloster in Plasy im Bezirk Pilsen-Nord in Tschechien und ein Nationales Kulturdenkmal.

Geschichte

Das Zisterzienserkloster wurde 1146 durch Vladislav II. als Tochterkloster von Kloster Langheim in Oberfranken aus der Filiation der Primarabtei Morimond gegründet. 1431 wurde das Kloster nach der Schlacht bei Taus unter dem Feldherrn Andreas Prokop dem Großen von Heeresgruppen der Hussiten niedergebrannt, blieb aber als Kloster bestehen.

Die Klosteranlage wurde öfter aus- und umgebaut. Umfangreiche Umbauten fanden zwischen 1685 und 1740 statt und wurden von Jean Baptiste Mathey, Jan Blažej Santini-Aichel und Kilian Ignaz Dientzenhofer geleitet.

Die Architektur des Barock wurde in den Kapellen und in den Gängen des ersten Stockes durch Freskomalerei von F. A. Müller, J. A. Pink und Josef Kramolín ergänzt. Das Bauwerk war von 1826 bis 1945 im Besitz des Fürstenhauses der Metternich, die es zu einer Residenz umgestalten ließen. In der St. Wenzels-Kirche mit dem anschließenden alten Friedhof von Plasy befindet sich die letzte Ruhestätte des Fürsten Klemens Wenzel Lothar von Metternich.

Zur Grundherrschaft des Klosters gehörte eine Propstei mit der Wallfahrtskirche Mariánská Týnice. Die Zisterzienser betrieben mittels des Wassers des Königlichen Stollens, wie ein Kanal genannt wurde, eine Mühle und ein Sägewerk.

Unter Joseph II. wurde das Kloster zu Gunsten eines Religionsfonds aufgelöst und 1826 an die Fürsten Metternich verkauft, die es umbauen ließen und den dazugehörigen Großgrundbesitz, vor allem die Waldgebiete, durch fortschrittliche Ökonomie in ihrem wirtschaftlichen Ertrag förderten. Bis 1918 gehörte der Besitz zur Monarchie Österreich-Ungarn.

In der Zeit des Sozialismus in der Tschechoslowakei wurde das Gebäude des ehemaligen Klosters Plasy für verschiedene Zwecke verwendet und verfiel. Im Keller unter der Prälatur wurde in den 1960er Jahren als Reaktion auf den Eiserner Vorhang genannten Grenzstreifen zu Bayern ein Schutzraum der Zivilverteidigung installiert. Dabei wurde der alte Barockkeller zerstört.

1993 wurde mit einer Restaurierung der Gebäude begonnen, das Kloster wurde 1995 zum nationalen Kulturdenkmal erklärt. Das Gebäude der Prälatur wurde vom Denkmalamt für ein Museum der Technik zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2015 wurde vom Technischen Nationalmuseum ein Museum für Architekturgeschichte eingerichtet.

Im Kloster ist die Gemäldesammlung der Familie Stretti ausgestellt.

Bauten und Anlage

Die später barockisierte Klosterkirche geht auf einen romanischen Bau zurück, den der Olmützer Bischof Robert 1204 weihte und dessen Disposition (dreischiffiges Langhaus, wobei die Seitenschiffe durch Pfelner abgeschieden sind, Querhaus und Presbyterium mit halbrund geschlossener Apsis) noch im bestehenden Bau erkennbar ist. Auffällig ist das Fehlen von Querhauskapellen. Vom ursprünglich südlich anschließenden Kreuzgang gibt es keine Reste mehr. Das Langhaus wurde noch im 13. Jahrhundert nach Osten verlängert. Das Klostergeviert wurde bis 1628 neu errichtet. Nordöstlich des Chorabschlusses steht die gotische zweistöckige Königskapelle, die aus dem barocken Getreidespeicher hervortritt; ihr Erdgeschoss ist dem hl. Wenzel geweiht, das wesentlich höhere Obergeschoss dagegen der hl. Maria Magdalena; hier finden sich kelchförmige Dienstkapitelle.

Von der mittelalterlichen Einfriedung des Klosters steht noch ein in ein Wirtschaftsgebäude integrierter viereckiger Turm.

Personen

  • 1996 realisierte die Lichtkünstlerin Claudia Wissmann ihre Installation Night Falls – Light Falls für den Innenhof des Klosters.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Bunker unter der Prälatur: Zisterzienserkloster Plasy auf Radio Prag vom 2. Oktober 2010, abgerufen am 2. Oktober 2010.
  2. Night Falls – Light Falls. In: Claudia Wissmann: Die Wirklichkeit und ihre Cadrage. Ardey-Verlag, Münster 1999, ISBN 3-87023-117-3, S. 16–18.

Literatur

  • Jiři Kuthan: Die mittelalterliche Baukunst der Zisterzienser in Böhmen und in Mähren. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 1982, ISBN 3-422-00738-5, S. 122–135.
  • Emanuel Poche: Kunstdenkmäler in der Tschechoslowakei: Böhmen und Mähren. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 1986, ISBN 3-422-00377-0, S. 430–432.
  • Kateřina Charvátová, Dobroslav Líbal: Plasy. In: Daniela Houšková (Hrsg.): Řád cisterciáků v českých zemích ve středověku – Sborník vydaný k 850. výročí založení kláštera v Plasech. Unicornis, Praha 1994, ISBN 80-901587-1-4, S. 44–46.
  • Lillian Schacherl: Böhmen. Kulturbild einer Landschaft, Kunstlandschaft des Barock. Prestel Verlag, München 1966, S. 118 f.
  • Bernard Peugniez: Le Guide Routier de l’Europe Cistercienne. Editions du Signe, Straßburg 2012, S. 1078.
Commons: Kloster Plasy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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