Kostenüberdeckung liegt vor, wenn die Normalkosten höher sind als die Istkosten. Kostenunterdeckung liegt vor, wenn die Istkosten höher sind als die Normalkosten.
Normalkosten > Istkosten = Überdeckung
Normalkosten < Istkosten = Unterdeckung
Anwendung
Der Vergleich zwischen Ist- und Normalkosten dient der Kostenkontrolle.
- Kostenkontrolle in der Kostenträgerzeitrechnung: Im Betriebsabrechnungsbogen werden Ist-Gemeinkosten mit Normal-Gemeinkosten verglichen, wodurch die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Kostenstellen überprüft werden kann.
- Kostenkontrolle in der Kostenträgerstückrechnung: Man vergleicht die mit Normalkosten durchgeführte Vorkalkulation mit der auf Istkosten basierenden Nachkalkulation für einen Kostenträger.
Beispiel
In der Kostenträgerzeitrechnung können Über-/Unterdeckungen im Betriebsabrechnungsbogen ermittelt werden. Folgende Annahmen liegen dem Beispiel zugrunde:
Ein Unternehmen kalkuliert mit Normal-Zuschlagsätzen, die sich als Durchschnittswert der Ist-Zuschlagsätze der vergangenen zwölf Monaten ergeben haben:
Materialbereich | 10 % |
---|---|
Fertigungsbereich | 200 % |
Verwaltungsbereich | 20 % |
Vertriebsbereich | 15 % |
In der laufenden Periode sind die folgenden Einzelkosten entstanden:
Materialeinzelkosten | 100.000 € |
---|---|
Fertigungseinzelkosten | 25.000 € |
Es ergibt sich der folgende Betriebsabrechnungsbogen:
Kostenbereich | Material | Fertigung | Verwaltung | Vertrieb |
---|---|---|---|---|
Summe Ist-Gemeinkosten | 12.000 | 40.000 | 31.860 | 30.090 |
Zuschlagsgrundlage | 100.000 | 25.000 | 177.000 | 177.000 |
Ist-Zuschlagsatz | 12,00 % | 160,00 % | 18,00 % | 17,00 % |
Normal-Zuschlagsatz | 10,00 % | 200,00 % | 20,00 % | 15,00 % |
Normal-Gemeinkosten | 10.000 | 50.000 | 37.000 | 27.750 |
Über-/Unterdeckung | - 2.000 | + 10.000 | + 5.140 | - 2.340 |
Insgesamt über alle Kostenbereiche liegt eine Überdeckung von +10.800 € vor.
Erläuterungen zu den einzelnen Tabellenzeilen:
- Ist-Gemeinkosten
- Willkürliche Annahmen über die Höhe der Istkosten in der abgelaufenen Periode.
- Zuschlagsgrundlage
- Bei der Zuschlagsgrundlage im Material- und Fertigungsbereich handelt es sich um die Einzelkosten aus der Aufgabenstellung. Im Verwaltungs- und Vertriebsbereich gelten die Herstellkosten auf Ist-Kostenbasis aus der nächsten Tabelle als Zuschlagsgrundlage: Herstellkosten (HK) = Materialeinzelkosten (MEK) + Materialgemeinkosten (MGK) + Fertigungseinzelkosten (FEK) + Fertigungsgemeinkosten (FGK) = 177.000 €.
- Ist-Zuschlagsatz
- Quotient aus Ist-Gemeinkosten und Zuschlagsgrundlage
- Normal-Zuschlagsatz
- Annahme aus Aufgabenstellung
- Normal-Gemeinkosten
- In allen vier Kostenbereichen ergeben sich die Normal-Gemeinkosten als Produkt aus Normal-Zuschlagsatz und Zuschlagsgrundlage. Im Verwaltungs- und Vertriebsbereich gelten als Zuschlagsgrundlage die in der nächsten Tabelle ermittelten HK auf Normalkostenbasis (185.000 €).
- Über-/Unterdeckung
- Differenz zwischen Normal-Gemeinkosten und Ist-Gemeinkosten.
Istkosten | Normalkosten | Ü-/U-Deckung | |
---|---|---|---|
Materialeinzelkosten (MEK) | 100.000 | 100.000 | |
+ Materialgemeinkosten (MGK) | 12.000 | 10.000 | - 2.000 |
+ Fertigungseinzelkosten (FEK, Fertigungslöhne) | 25.000 | 25.000 | |
+ Fertigungsgemeinkosten (FGK) | 40.000 | 50.000 | + 10.000 |
= Herstellkosten (HK) | 177.000 | 185.000 | |
+ Verwaltungsgemeinkosten (VWGK) | 31.860 | 35.400 | + 5.140 |
+ Vertriebsgemeinkosten (VTGK) | 30.090 | 26.550 | - 2.340 |
= Selbstkosten (SK) | 238.950 | 249.750 | + 10.800 |
Weblinks
Literatur
- Lothar Haberstock: Kostenrechnung I, Einführung mit Fragen, Aufgaben und Lösungen. 4., Auflage. Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler KG, Wiesbaden 1980, ISBN 3-470-70408-2.
- Wolfgang Kilger: Einführung in die Kostenrechnung. 3., durchgesehene Auflage. Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1987, ISBN 3-409-21069-5.