Ein Kragträger (auch: Kragbalken oder Kragarm) ist in der technischen Mechanik (insbesondere in der Baustatik) ein einseitig gelagerter (im engeren Sinne fest eingespannter), oft waagerechter Balken, der an seinem freien Ende oder bis über seine ganze Länge quer belastet wird.
Als ein Grundsystem der Statik ist er die Idealisierung eines einfachen Bauteils (weitere einfache statische Systeme sind der Träger auf zwei Stützen und der Dreigelenkrahmen). Als Balken ist die Länge eines Kragträgers deutlich größer als seine Höhe und seine Breite.
Der Kragbalken wird beansprucht auf Schub, Biegung und manchmal auch auf Torsion.
Das Auflager muss eine Einspannung sein, bei der alle sechs Freiheitsgrade fixiert sind. Die Auflagerreaktionen sind eine Lagerkraft und ein Einspannmoment bzw. – jeweils zerlegt in die drei Raumrichtungen – drei Kraft- und drei Drehmomentkomponenten .
Das Einspannmoment verhindert ein Drehen des Trägers um die Einspannstelle. Im Träger wirkt ein Biegemoment.
Ein Kragträger ist statisch bestimmt. Rechnerisch ist das Einspannmoment gleich der Summe der Drehmomente aller am Träger angreifenden Kräfte (Momentengleichgewicht).
Im einfachsten Fall muss das Moment nur die Eigenlast des Trägers aufnehmen. Genauso einfach ist der Fall, dass der Träger als gewichtslos angesehen wird und am freien Ende eine Kraft wirkt.
Grundsätzliche Funktionsweise eines Kragträgers:
Spannungen in einem Kragträger lassen sich mit dem Kragträgerverfahren berechnen.
Historisch stammt die Bezeichnung vom verlängerten Dachfirst eines Hauses, an dem ein Seilzug zum Emporziehen von Waren in die oberen Etagen angebracht ist.
Literatur
- Herbert Balke: Einführung in die Technische Mechanik – Statik. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-642-10397-1
- Karl-Eugen Kurrer: Geschichte der Baustatik. Auf der Suche nach dem Gleichgewicht, Ernst und Sohn, Berlin 2016, S. 395ff und S. 410ff, ISBN 978-3-433-03134-6
Weblinks
- Literatur von und über Kragträger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek