Ein Schwimmkran oder Kranschiff ist ein mobiler, auf Gewässern schwimmender Kran und gehört daher zur Klasse der Arbeitsschiffe.
Er wird in der Regel zum Heben und Umsetzen besonders schwerer oder umfangreicher Objekte in, auf oder an Gewässern eingesetzt. Ein häufiges Einsatzgebiet ist die Bergung gesunkener Schiffe oder anderer im Wasser versunkener Objekte und der Transport von Baukonstruktionen für Hafen- oder Offshore-Anlagen. Auch der Umschlag oder die Installation von Schwergütern oder Schwerlastarbeiten in See- und Binnenhäfen gehören zum Einsatzgebiet. Die gehobene Last wird für längere Transporte auf dem eigenen oder einem anderen Schwimmponton abgelegt und an die gewünschte Stelle gebracht.
Aufbau und Technik
Der Rumpf der Schiffe, der früher hauptsächlich als Einrumpfboot (engl. Monohull) ausgelegt war, ist bei modernen Kränen meist als Mehrrumpfboot (Katamaran), mit einem Schwimmkörper, ähnlich einem Ponton, oder Halbtaucher ausgelegt, um das Schiff ruhiger und stabiler im Wasser zu halten. Statt mit Verankerungen oder Gegengewichten wird mit Veränderungen in den Ballasttanks gearbeitet.
Falls Schwimmkrane einen eigenen Fahrantrieb haben, ist dies bei modernen Kränen wegen der besseren Manövrierfähigkeit häufig ein Voith-Schneider-Antrieb, Schottel-Ruderpropeller oder der Antrieb erfolgt über Propellergondeln. Diese variablen und flexiblen Antriebe werden oft mit Systemen zur Dynamischen Positionierung (DPS) kombiniert, die die Schiffe computergesteuert auf Position halten.
Bei nicht vorhandenem Eigenantrieb werden sie mit Schleppern bewegt. Krane ohne eigenen Antrieb werden auch als Hebeböcke bezeichnet.
Unter den verschiedenen Typen gibt es reine Wippausleger-Krane, bei denen sich der Ausleger lediglich auf und ab bewegen kann, und Schwimmdrehkrane, deren Ausleger schwenkbar ist. Eine Sonderbauform ist der Doppellenker-Wippdrehkran (seit etwa 1925), hier kann der Ausleger so vor- und rückwärts bewegt werden, dass die Last immer auf gleicher Höhe bleibt. Schwimmkrane ohne beweglichen Ausleger, siehe Bildbeispiel Enak, werden als Bockkrane bezeichnet, hier muss der gesamte Ponton bewegt werden, um die Last vorwärts oder seitwärts zu versetzen. Bei der Konstruktion ist besonders die statische Berechnung eine Herausforderung, da sich durch die Last der Schwerpunkt des Schwimmkranes verändert und dadurch die Stabilität gefährdet wird.
Geschichte
Schwimmkräne kamen bereits im 14. Jahrhundert im mittelalterlichen Hafenbetrieb auf, wo sie eine flexible Ergänzung zu den stationären Kränen am Kai darstellten. Moderne Schwimmkräne wurden bereits um 1880 gebaut. Das erste deutsche U-Boot-Hebeschiff war 1909 die SMS Vulkan, gleichzeitig ein frühes Dockschiff als Mehrrumpfboot.
Der heute leistungsfähigste Schwimmkran Sleipnir bewegt Lasten bis 20.000 Tonnen, während die Thialf 14.200 Tonnen hebt. Der drittgrößte Schwimmkran, die Saipem 7000, erlaubt im Hub ein Lastmoment von bis zu 560.000 Metertonnen (mt).
Große Schwergutfrachter, die seit den 1980er Jahren gebaut werden, mit eigenen Kranen an Bord reichen mit bis zu 2000 t (Sietas Typ 183 seit 2011) oder 3000 t (TBN ab 2013) im Tandembetrieb inzwischen an die Hebeleistung von großen Schwimmkranen heran. Manche Frachter (mit üblicherweise etwas geringerer Leistung bis zu 2 × 1000 t) arbeiten auch mit Dynamischer Positionierung, wobei die Offshore-Hebeleistung geringer ist als in geschützten Becken.
Schwimmkräne als Museumsschiffe
- Langer Heinrich Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Rostock
- SK 26 Saatsee Hafenmuseum Hamburg
- HHLA 1 Karl Friedrich Steen Museumshafen Oevelgönne
- Condor Museumshafen Greifswald
Übersicht über die größten Schwimmkräne der Welt
Schiff | Eigentümer | Kapazität (Tonnen) | Schiffstyp | Bild |
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Sleipnir | Heerema Marine Contractors | 20.000 (2 × 10.000) | Halbtaucher | |
Thialf | Heerema Marine Contractors | 14.200 (2 × 7.100) | Halbtaucher | |
Saipem 7000 | Saipem | 14.000 (2 × 7.000) | Halbtaucher | |
Hyundai 10000 | Hyundai Heavy Industries | 10.000 | Ponton | |
Svanen | Ballast Nedam | 8.700 | Katamaran | |
Hermod | Heerema Marine Contractors | 8.100 (1 × 4.500, 1 × 3.600) | Halbtaucher | |
Balder | Heerema Marine Contractors | 6.300 (1 × 3.600, 1 × 2.700) | Halbtaucher | |
Orion | DEME | 5.000 | Einrumpf | |
Seven Borealis | Subsea 7 | 5.000 | Einrumpf | |
Seaway Strashnov | Seaway Vessels | 5.000 | Einrumpf | |
Aegir | Heerema Marine Contractors | 4.000 | Einrumpf | |
DB 50 | J. Ray McDermott | 3.992 | Einrumpf | |
Rambiz | Scaldis | 3.300 | Katamaran | |
Asian Hercules II | Smit | 3.200 | Einrumpf | |
DB 101 | J. Ray McDermott | 3.175 | Halbtaucher | |
DB 30 | J. Ray McDermott | 2.800 | Einrumpf | |
Sapura 3000 | Sapura/Acergy | 2.700 | Einrumpf | |
Seaway Yudin | Seaway Vessels | 2.500 | Einrumpf | |
Saipem 3000 | Saipem | 2.177 | Einrumpf | |
Goliath-Klasse | Cvi Global Lux Oil & Gas Luxembourg | 1.600 | Einrumpf, Offshore |
Bildbeispiele
- Schwimmkran Goliath in Rostock, 1977
- Bockschwimmkran Langer Heinrich in Rostock
- Schwimmkran Enak in Bremerhaven
- Taklift 7 beim Bau der Rügenbrücke in Stralsund
- Asian Hercules II vor Cuxhaven
- Schwimmkran Athlet III auf der Weser
- Schwimmkran Achilles am Rhein vor Köln-Deutz
- Schwimmkran HHLA III im Hamburger Hafen
- Schwimmkran Micoperi 30 vor der Insel Giglio
Dokumentarfilm
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ W. Ludwig Andrée: Die Statik der Schwerlastkrane: Werft- und Schwimmkrane und Schwimmkranpontons, Oldenbourg, Berlin 1919
- ↑ Michael Matheus: Mittelalterliche Hafenkräne. In: Uta Lindgren (Hrsg.): Europäische Technik im Mittelalter. 800–1400, Berlin 2001 (4. Aufl.), S. 346 ISBN 3-7861-1748-9
- ↑ Technische Daten des Thialf auf der Website von HMC (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 9. April 2009
- ↑ Hafenmuseum - Schwimmkran. Abgerufen am 8. Oktober 2018.
- ↑ Schwimmkran HHLA I Karl Friedrich Steen. Abgerufen am 8. Oktober 2018.
- ↑ Museumshafen Greifswald - Condor. Abgerufen am 8. Oktober 2018 (deutsch).
- ↑ De Goliath und sin Crew (in der Filmdatenbank der DEFA-Stiftung). DEFA-Stiftung, abgerufen am 30. Oktober 2022.