Kriegsgeißel | |
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Waffenart: | Schlagwaffe |
Einsatzzeit: | etwa 11.–17. Jahrhundert |
Ursprung: | Mitteleuropa, parallel Asien |
Verbreitung: | Europa, Asien |
Gewicht: | 3–6 kg |
Material: | Holz, Metall |
Kriegsgeißel ist eine Sammelbezeichnung für Schlagwaffen, die als Gelenkkeulen einen Stiel, ein flexibles Verbindungsstück und ein Schlagstück haben.
Beschreibung
Die Kriegsgeißel, auch Kalmückenknute oder Schlachtgeißel genannt, ist eine Einhandvariante des Kriegsflegels, die vorrangig im Mittelalter gebräuchlich war und in die Klasse der Schlagwaffen gehört. Sie wird gelegentlich umgangssprachlich fälschlicherweise Morgenstern genannt. Die gängigsten Ausführungen bestehen aus einem circa 60 cm langen, bis zu 3 cm dickem Holzstab als Griff, zum Teil mit Lederschlaufen und mit Lederstreifen umwickelt, an dessen Ende sich ein flexibles Verbindungsstück befindet, das oft aus einer eisernen Kette besteht. Am Kettenende befindet sich ein Schlagstück, meist eine Eisenkugel. Oft finden sich ein bis fünf Zentimeter lange Stacheln auf diesen Schlagstücken, was sie dem Schlagstück des Morgensterns ähnlich macht. Kette und Gelenk verstärken die Schlagwirkung, dennoch braucht die Handhabung der Kriegsgeißel erheblichen Kraftaufwand, da die Eisenkugel zusammen mit der Kette bis zu 5 kg wiegen kann.
Im Kunsthistorischen Museum Wien befindet sich ein Exemplar, welches um ca. 1515 datiert wird und mit einem eisernen Beschlag verstärkt ist. Eine Variante der Kriegsgeißel aus Indien ist als Kabastin bekannt.
Verwendung
Durch das kugelförmige Schlagstück mit spitzen Stacheln können selbst durch Helme hindurch schwere Traumata, vor allem des Kopfes, verursacht werden, da sich die aufgewandte Kraft auf wenige, kleine Punkte konzentriert. Die Verwendung einer Kriegsgeißel führt durch die zum Teil enorme Verformung des Helms deshalb oft zu Frakturen des Schädels oder mittleren bis schweren Gehirnerschütterungen.
Literatur
- August Demmin: Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwicklungen : Eine Enzyklopädie der Waffenkunde. Mit über 4500 Abbildungen von Waffen und Ausrüstungen sowie über 650 Marken von Waffenschmieden. Nachdruck der 3. Auflage, hier 4. Auflage, P.Friesenhain, Leipzig 1893. Severus-Verlag, Hamburg 2015, ISBN 978-3-95801-135-9, S. 792–796 ([archive.org ] – Kapitel Kriegsflegel).
- David Harding (Hrsg.): Waffenenzyklopädie. 7000 Jahre Waffengeschichte. 1. Auflage. Motorbuchverlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02894-4, S. 14–17 (englisch: Weapons : an international encyclopedia from 5000 B.C. to 2000 A.D. 1990. Übersetzt von Herbert Jäger, Martin Benz, Kapitel Keulen).
- Jan Šach: Illustriertes Lexikon der Hieb- & Stichwaffen. K. Müller, Erlangen 1999, ISBN 3-86070-792-2.
- Gerhard Seifert: Einführung in die Blankwaffenkunde, Fachwörterbuch der Blankwaffenkunde. Haiger 1982, DNB 880624213.
- George Cameron Stone: A glossary of the construction, decoration, and use of arms and armor in all countries and in all times together with some closely related subjects. Dover Publications, Mineola NY 1999, ISBN 0-486-40726-8, S. 228–230 (englisch, s. Eintrag:„Flail“).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gerhard Seifert: Einführung in die Blankwaffenkunde, Fachwörterbuch der Blankwaffenkunde
- ↑ David Harding (Hrsg.): Waffenenzyklopädie. 7000 Jahre Waffengeschichte. 1. Auflage. Motorbuchverlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02894-4, S. 17–18 (englisch: Weapons : an international encyclopedia from 5000 B.C. to 2000 A.D. 1990. Übersetzt von Herbert Jäger, Martin Benz).
- ↑ Ausstellungsstück: Schlachtgeißel. In: Kunsthistorisches Museum Wien. Abgerufen am 21. März 2021.