Das Comödienhaus Bad Liebenstein – etwa von 1870 bis 2017 Kurtheater Bad Liebenstein – ist das 1800 gegründete Theater in der Stadt Bad Liebenstein. Es bestand damit schon vor dem bekannten Meininger Theater im damaligen Herzogtum Sachsen-Meiningen.
Geschichte
Unter der Regie des Herzogs Georg I. als Komödienhaus mit angeschlossenen Baderäumen im Frühjahr 1800 erbaut, wurde es am 10. August desselben Jahres mit einem Maskenball eröffnet, der von der Sachsen-Meiningischen Herzoglichen Hofkapelle begleitet wurde. Die erste offizielle Spielzeit, die auch Opern- und Schauspielaufführungen beinhaltete, ist aus dem Jahr 1801 überliefert, in der die Wittersche Schauspielergesellschaft zu Gast war. Im Laufe des 19. und 20. Jahrhundert kam es immer mal wieder zur Einstellung des Spielbetriebs aufgrund finanzieller Probleme. Nach Gründung der DDR und bis zur Friedlichen Revolution im Jahr 1989 wurde das Haus regelmäßig von den Meiningern bespielt, aber auch andere Auftritte z. B. von Herbert Roth fanden hier statt.
Der heutige Eingang des Theaters mit dem Foyer entstand Anfang der 1930er Jahre, als mit dem Neubau des Badehauses eine zusammenhängende Einheit im klassizistischen Stil entstand. Das Kurtheater war ursprünglich sogar mit einem Orchestergraben ausgestattet, der allerdings irgendwann den beengten Platzverhältnissen zum Opfer fiel. Die letzte große Renovierung des Theaters fand in den 1970er Jahren statt.
Ende der 1990er Jahre kam der Spielbetrieb vollständig zum Erliegen, das Theater war bis auf ein oder zwei Veranstaltungen im Jahr völlig ungenutzt. Im April 2002 fanden sich engagierte Liebensteiner Bürger zusammen, um in einer Arbeitsgruppe das damals für das Jahr 2004 angenommene 200-jährige Bestehen des Hauses vorzubereiten. Seitdem wird es wieder regelmäßig bespielt. Die Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz von Christian Storch firmierte rechtlich unter dem Dach des Fördervereins Altenstein – Glücksbrunn e. V., um Förderanträge stellen und Verträge mit Künstlern und Theatern abschließen zu können.
In letzter Zeit stellte man fest, dass das Theater einige Jahre älter ist (basierend auf alten Rechnungen, Spielplänen und Zeitungsartikeln). Ein Buch über die Anfänge des Theaters entstand und wurde Ende 2014 veröffentlicht. Heute werden neben Gastspielen verschiedener Schauspiel- und Mehrspartenhäuser (z. B. Staatsoper Hannover, Nationaltheater Weimar, Theater Plauen-Zwickau, Neue Bühne Senftenberg) auch bekannte Solokünstler für ein Gastspiel engagiert, beispielsweise André Eisermann, Christian Quadflieg, Georg Schramm, Django Asül und Rolf Miller. Wichtige Punkte im Spielplan sind außerdem Kabarett-Veranstaltungen mit Gastspielen u. a. der Leipziger Pfeffermühle oder der Arche Erfurt sowie im November und Dezember Jugend- bzw. Puppentheater-Aufführungen.
2006 wurden große Teile des nicht mehr benötigten und leerstehenden Badehauses abgerissen. Dadurch entspannte sich die Situation im Theater bezüglich Garderobe und Toiletten, die nun im linken Gebäudeteil untergebracht werden konnten. Damit fiel auch der Toiletteneingang im Foyer weg und das alte Erscheinungsbild mit Büste, umrahmt von zwei Spiegeln, wurde wieder hergestellt. Jährlich in den Wintermonaten bietet das Foyer ein südländisches Flair: Die großen Palmen vom Schlosspark Altenstein überwintern im Kurtheater.
Mit dem Spielplan 2018 gibt der Förderverein Kurtheater den Betrieb an die Bad Liebenstein GmbH ab.
Architektur
Das Kurtheater wurde als kombiniertes Bade- und Theaterhaus errichtet. Innenliegend befand sich ein größerer Saal, der in den Anfangsjahren nicht nur als Theater, sondern auch als Ball- und Speisesaal genutzt wurde. Außen herum befanden sich die Badekammern auf zwei Etagen. Das Kurtheater entsprach damit einer noch aus dem Barockzeitalter ererbten Kurarchitektur, wie sie auch in Brückenau, Bocklet oder Ems vorkam, seit dem späten 18. Jahrhundert aber von separaten Gebäudetypen abgelöst wurde.
Architekten des Kurtheaters waren offenbar Ferdinand Thierry, Bruder des Meininger Hofmalers Wilhelm Thierry, und der Meininger Architekt und Bauinspektor Johannes Feer (auch Fehr). Dies ist insoweit bemerkenswert, als Thierry zu diesem Zeitpunkt Student bei Friedrich Weinbrenner in Karlsruhe war, der wiederum als Kurarchitekt u. a. in Baden-Baden in die Geschichte eingegangen ist. Die Bühne dürfte damals in etwa so groß gewesen sein wie heute, also 12×10×4 m (B×T×H). Laut Grundriss gab es vier Kulissengassen auf jeder Seite der Bühne sowie einen Orchestergraben, der zu einem unbestimmten Zeitpunkt entfernt worden ist, ebenso wie die Herzogsloge.
Das Kurtheater hat heute 336 Sitzplätze (+ 8 Rollstuhlplätze) im Parkett und im Rang. Im Foyer finden ca. 100 Personen Platz. Aufgrund des Umbaus Anfang der 1930er Jahre wurde der Eingang des Theaters auf die linke Seite verlegt. Fotos aus der Zeit um 1900 deuten jedoch darauf hin, dass bereits damals das Kurtheater nicht mehr über die großen Eingangsportale an der Stirnseite betreten wurde, sondern durch einen rechten Seiteneingang, in dem auch – offenbar nach Umnutzung der bisherigen Badekammern – ein Theatercafé untergebracht war.
Zeitgenössische Berichte belegen, dass die Außen- und Innenarchitektur klassizistisch schlicht gewesen sein muss. Allerdings ist heute von der ursprünglichen Inneneinrichtung und Dekoration nichts mehr übrig. Sie fiel den diversen Umbauten und Renovierungen zum Opfer und befindet sich heute auf dem Stand der 1970er Jahre.
Aktuelles
Jedes Jahr finden im Kurtheater um die zwanzig Veranstaltungen statt, darunter das Bundesfilmfestival Dokumentarfilm DOKU. Die Auslastung lag 2004 bei 56 %, 2005 bei knapp 60 %. Der seit 2007 existierende Förderverein KurTheater Bad Liebenstein e.V. hat die Organisation von Gastspielen und deren Vermarktung in Zusammenarbeit mit der Touristinformation Bad Liebenstein übernommen, durch die auch der Vorverkauf der Eintrittskarten sowie die Abendkasse organisiert werden. Seit dem Jahr 2010 hat der Förderverein KurTheater eine eigene Internetseite, auf der der aktuelle Spielplan eingesehen werden kann.
Literatur
- Christian Storch: Vom Comödienhaus zum KurTheater, Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2014, ISBN 978-3-412-21101-1
Weblinks
Koordinaten: 50° 48′ 50″ N, 10° 21′ 27″ O