Laura Elizabeth Ingalls Wilder (* 7. Februar 1867 in Pepin, Wisconsin; † 10. Februar 1957 in Mansfield, Missouri) war eine US-amerikanische Schriftstellerin. Ihre autobiografischen Romane, erschienen zwischen 1932 und 1943 als Kinderbuchreihe Little House on the Prairie, wurden in den 1970er Jahren als Fernsehserie unter demselben Titel (auf Deutsch Unsere kleine Farm) adaptiert.
Leben
Kindheit und Jugend
Laura Ingalls Wilder wurde als zweite Tochter von Caroline Lake Quiner und Charles Phillip Ingalls geboren. Ihre Eltern haben am 1. Februar 1860 geheiratet und hatten drei weitere Töchter (Mary, Carrie und Grace) und einen Sohn Charles Frederick (Freddy), der neun Monate nach seiner Geburt starb. Ihre Kindheit war geprägt von Umzügen der Familie. 1879 erblindete Lauras Schwester Mary, und Laura nahm sich vor, selbst Geld zu verdienen, um Mary einen Aufenthalt am College zu ermöglichen. Wie bereits ihre Mutter machte auch Laura die Lehrerinnenprüfung.
Leben als Farmerin
Am 25. August 1885 heiratete Laura Almanzo Wilder. Der knapp zehn Jahre ältere Farmer musste lange um sie werben, bis sie einer Heirat zustimmte. Obwohl sie selbst auf einer Farm aufgewachsen war, widerstrebte ihr der Gedanke, als Farmerin zu leben. Almanzo machte ihr daraufhin den Vorschlag, dieses Leben vier Jahre lang zu testen. Am 5. Dezember 1886 kam Lauras und Almanzos einzige Tochter auf die Welt, die spätere Autorin Rose Wilder Lane. Ihr unbenannter Sohn starb 1889 kurz nach der Geburt. Die vier Jahre auf der Farm waren geprägt von Schicksalsschlägen. Durch einen Unfall brannte das Haus nieder, und kurz darauf erkrankten sowohl Laura als auch Almanzo an Diphtherie.
Wie sie es sich immer gewünscht hatte, zog Laura mit Almanzo und Rose in den Westen, um ein neues Leben zu beginnen. 1894 ließen sie sich in Mansfield nieder und kauften eine Farm, die sie „Rocky Ridge Farm“ nannten. Beide arbeiteten hart.
Gesellschaftliche Haltung und Tod
Laura Ingalls Wilder bezog in ihren Erzählungen immer wieder Stellung zu gesellschaftlichen, aber auch ethischen Problemen. Ihre Philosophie ist geprägt von einer tiefen, aber auch pragmatischen Gläubigkeit. So ist sie keine im klassischen Sinn Progressive, jedoch immer offen für Neues. Sie hatte offensichtlich keine großen Probleme damit, dass ihre Tochter Rose Wilder Lane zu Beginn des 20. Jahrhunderts aktiven Kontakt zu Suffragetten hatte. Laura überlebte ihren Mann, der 1949 starb, um acht Jahre. Sie selbst starb drei Tage nach ihrem 90. Geburtstag.
Bücher
Rose Wilder Lane drängte ihre Mutter, ihre Notizen aus Jugend- und Kindertagen in einem Buch zusammenzufassen. Die erste Buchfassung wurde jedoch abgelehnt. Erst nach der Umwandlung ihrer Lebensgeschichte in ein Kinderbuch nahm ein Verlag das Buch an. Laura Ingalls Wilder schrieb insgesamt neun Bücher über ihr Leben. Weiterhin verfasste sie zahlreiche Zeitungsartikel (den ersten schon 1894) und zahlreiche Essays, die inzwischen in „Samplers“ veröffentlicht worden sind.
Rezeption
- 1954 erhielt Wilder den ersten nach ihr benannten Preis der American Library Association, den Laura Ingalls Wilder Award, für große Verdienste in der Kinderliteratur. 2018 wurde der Preis in Children’s Literature Legacy Award umbenannt, nachdem in einer Untersuchung in Wilders Büchern Hinweise auf rassistische Stereotype festgestellt worden waren, und Wilders Name wurde aus der Liste der Preisträger gestrichen. Wilder selbst änderte noch zu ihren Lebzeiten eine Textstelle in Little House on the Prairie, in der sie geschrieben hatte, in Kansas hätte es no people, only Indians („keine Menschen, nur Indianer“) gegeben. An dieser Stelle steht nun no settlers, only Indians („keine Siedler, nur Indianer“).
- Zahlreiche Schulen, Bibliotheken und Straßen in den USA sind nach ihr benannt.
- 1991 wurde der Asteroid (4875) Ingalls nach ihr benannt.
- Es gibt zahlreiche Laura-Ingalls-Wilder-Gesellschaften, vor allem in den USA, aber z. B. auch in Japan.
- In einer Auflistung vom 2. April 2015 zählte die BBC Wilders Little House on the Prairie zu den elf bedeutendsten Kinderbüchern.
Werke
- Unsere kleine Farm. Ueberreuter Verlag, Wien 1995 ff.
- Laura im großen Wald („Little House in the Big Woods“). 1995, ISBN 3-8000-2200-1.
- Laura in der Prärie („Little House on the Prairie“). 1995, ISBN 3-8000-2201-X.
- Laura und ihre Freunde („On the Banks of Plum Creek“). 1995, ISBN 3-8000-2202-8.
- Laura am Silbersee („By the Shores of Silver Lake“). 1995, ISBN 3-8000-2203-6.
- Laura und der lange Winter („The Long Winter“). 1995, ISBN 3-8000-2204-4.
- Laura in der kleinen Stadt („Little Town on the Prairie“). 1980, ISBN 3-8000-2205-2.
- Lauras glückliche Jahre („These Happy Golden Years“). 1997, ISBN 3-8000-2206-0.
- Almanzo und Laura („The First Four Years“). 1997, ISBN 3-8000-2523-X.
- Farmer Boy. Neuausg. HarperTrophy, New York 1994, ISBN 0-06-440003-4.
Literatur
- Judy Alter: Laura Ingalls Wilder. Pioneer and Author. The Child's World, Chanhassen, Minn. 2004, ISBN 1-59296-007-3.
- William Anderson (Hrsg.): Laura’s Album. A Remembrance Scrapbook of Laura Ingalls Wilder. Harpers Collins World, New York 1998, ISBN 0-06-027842-0.
- William Anderson: Laura Ingalls Wilder : A Biography. Collins, New York, NY 2009, ISBN 978-0-06-088552-6.
- Emma C. Berne: Laura Ingalls Wilder. ABDO Publ., Edina, Minn. 2008, ISBN 978-1-59928-843-7.
- Gwenda Blair: Laura Ingalls Wilder. Putnam Publishing Group, New York 1980.
- Kelly Kathleen Ferguson: My Life as Laura. How I Searched for Laura Ingalls Wilder and Found Myself. Press 53, Winston-Salem 2011, ISBN 978-1-935708-44-5.
- Pamela S. Hill: Laura Ingalls Wilder. A Writer's Life. SD Historical Society Press, Pierre, S.D. 2007, ISBN 978-0-9777955-6-7.
- Pamela S. Hill (Hrsg.): Laura Ingalls Wilder. Pioneer Girl. The Annotated Autobiography. SD Historical Society Press, Pierre, S.D. 2014, ISBN 978-0-9845041-7-6.
- Amy Sickels: Laura Ingalls Wilder (Who Wrote that?). Chelsea House, New York 2008, ISBN 978-0-7910-9525-6.
- Tanya L. Stone: Laura Ingalls Wilder. DK Publ., London 2009, ISBN 978-0-7566-4507-6.
- Sallie Ketcham: Laura Ingalls Wilder : American Writer on the Prairie. Routledge, New York u. a. 2015, ISBN 978-0-415-82020-2.
- Caroline Fraser: Prairie Fires : The American Dreams of Laura Ingalls Wilder. Metropolitan Books, New York 2017, ISBN 978-1-62779-276-9.
Verfilmungen
Unsere kleine Farm wurde mehrfach für das Fernsehen adaptiert:
- Unsere kleine Farm (US-Fernsehserie, 1974–1983), die mit dem Leben der historischen Laura Ingalls Wilder nur wenig zu tun hat.
- Sōgen no Shōjo Laura (japanische Zeichentrickserie, 1975–1976)
- Beyond the Prairie: The True Story of Laura Ingalls Wilder (US-Fernsehfilm, 2000) und Teil 2 (2002)
- Unsere kleine Farm (Miniserie 2004, 6 Episoden, Regie: David L. Cunningham)
Weblinks
- Literatur von und über Laura Ingalls Wilder im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Laura Ingalls Wilder Award (Wilder Medal) bei amerikanischen Vereinigung für Kinder-Bibliotheksdienst
- Laura Ingalls Wilder memoir reveals truth behind Little House on the Prairie The Guardian vom 25. August 2014.
- Lukas Zimmer: Die Prärie ist in Wahrheit das Letzte. Späte Gerechtigkeit für Laura Ingalls. In: orf.at. 31. August 2014, abgerufen am 1. September 2014.
Einzelnachweise
- ↑ About the Laura Ingalls Wilder Award. American Library Association (englisch).
- ↑ Laura Ingalls Wilder's name removed from book award over racism concerns, theguardian.com, 24. Juni 2018, abgerufen am 25. Juni 2018.
- ↑ US-Organisation erkennt Laura Ingalls Wilder Preis ab, deutschlandfunkkultur.de, erschienen und abgerufen am 25. Juni 2018.
- ↑ Little House on the Prairie Laura Ingalls Wilder, theguardian.com, 26. November 2010, abgerufen am 24. November 2018.
- ↑ Minor Planet Circ. 18648
- ↑ Jane Ciabattari: The 11 greatest children’s books. BBC, 2. April 2015, abgerufen am 11. April 2015 (englisch).