Die Liberale Großloge von Österreich (LGL) ist eine am Johannistag (24. Juni) 2007 gegründete Dachorganisation liberaler Freimaurerlogen jeglichen Geschlechts.

Grundsätze

Jede Mitgliedsloge der Liberalen Großloge von Österreich ist allen anderen Mitgliedslogen für die Einhaltung der Grundsätze:

verantwortlich und daher verpflichtet, die Mindestanforderungen an das Logenleben einzuhalten.

Die Tradition der Liberalen Großloge von Österreich gründet sich insbesondere auf folgende Dokumente:

Die Liberale Großloge von Österreich dient dem Außenauftritt gegenüber der freimaurerischen Welt und der dafür notwendigen Innenorganisation zwischen den ihr angehörenden Freimaurerlogen, die gemäß den Grundsätzen des Appells von Straßburg des CLIPSAS vom 22. Jänner 1961 als gerechte und vollkommene Logen gegründet wurden und sich zu dieser bekennen.

Die Großloge bekennt sich zu absoluter Gewissensfreiheit, Toleranz und Pluralismus und vereint in ihren Mitgliedslogen Freimaurer beiderlei Geschlechts ohne Unterschied von Herkunft, Religion und Weltanschauung und ist jeder anderen freimaurerischen Institution gegenüber selbstständig und unabhängig. Die Mitgliedslogen gewähren einander ein allgemeines und gegenseitiges Besuchsrecht. Die inneren Angelegenheiten der Mitgliedslogen (im Besonderen die Wahl des Rituals, die Wahl der aufzunehmenden Schwestern und/oder Brüder) liegen in der Entscheidung und Verantwortung jeder Mitgliedsloge.

Die Liberale Großloge von Österreich ist jeder anderen freimaurerischen Institution gegenüber selbstständig und unabhängig; ihre Mitgliedslogen vertritt sie in der freimaurischen Außenwelt als Obödienz mit eigener Rechtspersönlichkeit.

Geschichte

Die Ursprünge der Großloge gehen auf Brüder zurück, die Anfang der 1950er Jahre aus der Großloge von Österreich ausgetreten sind, da ihre Großloge auf Anweisung der Großloge von England die Anerkennung von Freimaurern versagte, falls diese nicht ausdrücklich von der Großloge von England autorisiert wurden, obwohl sie sonst einwandfreie maurerische Prinzipien verfolgten. Ursache waren die am 4. September 1929 geschaffenen Basic Principles of Grand Lodge Recognition.

Ab Herbst 1953 trafen sie sich zunächst nur informell und erarbeiteten eine für Österreich neuartige Form freimaurerischer Arbeit, bis am 24. September 1955 nach strengen maurerischen Prinzipien mit einer feierlichen rituellen Lichtentzündung die Unabhängige Freimaurer-Loge Wien (UFML) gegründet wurde.

1961 war die UFML eine der Gründungslogen von CLIPSAS. Ideelle Grundlage dieses internationalen Zusammenschlusses bildet der gemeinsam unterzeichnete Appell von Straßburg.

Zu den Grundsätzen der UFML gehört von Anfang an ein Verständnis von Freimaurerei, das auch auf die alten gesellschaftspolitischen Wirkungsmöglichkeiten zurückgreifen will. Zu den Alten Pflichten nach James Anderson sollen Neue Pflichten als Ergänzung hinzukommen. Diese wurden 1974 mit dem Ziel verbrieft, in einer Welt der Widersprüche, Inhumanität und Gleichgültigkeit die Flamme der Aufklärung neu zu entfachen und das Licht der Vernunft wieder stärker zum Leuchten zu bringen.

In 14-täglichen Logenzusammenkünften, sogenannten Konferenzarbeiten, abwechselnd mit den Logenarbeiten, wurden auch Nichteingeweihte eingeladen, um zu vermeiden, dass die Freimaurerei zu sehr im Elfenbeinturm sitzt. 1973 entstand daraus ein unpolitisch-humanitärer Verein als Plattform zum Kennenlernen von Freimaurern und Nichtaufgenommenen, für Vorträge und zur Förderung des Gedankenaustauschs. Ab 1978 wurden zu diesen Diskussionsabenden verstärkt auch Frauen eingeladen.

Innerhalb der Männerloge UFML wurde jahrelang diskutiert, ob sie die liberalen Grundsätze etwa gegenüber der Aufnahme von Frauen nicht auch selbst in die Tat umsetzen sollte, damit aus dem Brüderbund ein Menschenbund werde. Die Initiation von Frauen wurde eingehend diskutiert und dann in neuer Form ermöglicht.

1960 wurde der erste Versuch eines Großorients mit den Logen: UFML und deren Ableger Van Swieten und Sonnenfels gewagt. Diese Konstruktion zerfiel aber bald.

Erst Anfang 1985 fühlt sich die UFML wieder stark genug einen Großorient zu wagen. Am 8. Mai 1985 wird das Licht in der Loge Zu den Neuen Pflichten entzündet, am 26. Juni 1985 folgt die Loge Gotthold Ephraim. Am selben Tag entzünden die drei Logen das Licht im Großorient von Österreich.

Am 27. November 1985 wurden endlich sechs Frauen in die beiden neuen Logen aufgenommen, die Traditionsloge UFML bleibt bis März 2004 eine Männerloge, jedoch mit ausdrücklichem Besuchsrecht für Schwestern.

Nach erfolgreichem freimaurerischem Wirken erklärten 2003 alle drei Gründungslogen des Großorients von Österreich, zwecks Neuorientierung ihrer freimaurerischen Ziele, ihren Austritt (9. September Zu den Neuen Pflichten, 23. September UFML, 30. September Gotthold Ephraim).
In enger Kooperation, aber ohne Obödienz, setzten sie ihre Arbeit fort, bis sie sich am Johannistag, dem 24. Juni 2007 zur Liberalen Großloge von Österreich (LGL) zusammenschlossen.

Damit soll auch der freimaurerischen Welt in aller Form dokumentiert werden, dass es in Österreich Logen und eine Obödienz gibt, die bei allem traditionellen Bewusstsein eine moderne, demokratische Welt des Zusammenlebens, der verantwortlichen Eigenständigkeit und des gemeinsamen internationalen Wirkens fördern und leben wollen.

Am 14. Juni 2007 gründete die Liberale Großloge von Österreich gemeinsam mit anderen Obödienzen die Organisation AACEE, die die Entwicklung der Freimaurerei in Zentral- und Osteuropa unterstützen und vorantreiben soll.

Im Oktober 2007 stellte die Liberale Großloge von Österreich erneut einen Antrag auf Aufnahme in die von ihrer Ursprungsloge UFML 1961 mitbegründeten internationalen Organisation CLIPSAS.

Seit dem 21. Mai 2011 ist die Liberale Großloge von Österreich (wieder) Mitglied von CLIPSAS.

Am 1. März 2013 hat die Loge Europa ihr Licht entzündet, am 10. April 2014 wurde das Licht in die Loge LOGOS eingebracht

Einzelnachweise

  1. Straßburger Appells (PDF 288kB)
  2. Neue Pflichten (PDF 589kB)
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