Livree ist eine alte Bezeichnung für die Kappen oder Pelzmäntel, die früher der König in Frankreich an den großen Jahresfeierlichkeiten den Bannerherren und Rittern überreichte.
Später wurde es eine Bezeichnung für die einer Uniform ähnliche Bekleidung der Dienerschaft. Diese war in besonderen Farben gehalten, die sich bei manchen Adelshäusern nach den Wappenfarben, bei anderen nach dem persönlichen Geschmack des Hausherrn richtete. Die jeweilige Livree wurde auch als Hoffarbe bezeichnet. Ursprünglich mussten auch Fürsten, die Vasallen eines anderen waren, die Livree ihres Herrn tragen, wenn sie an dessen Hof erschienen oder in seinem Auftrag unterwegs waren.
Die Livree-Mode wurde in Europa lange Zeit vom französischen Hof in Versailles bestimmt. Im Allgemeinen erhielten die Bediensteten zusätzliche Livreen für festliche Anlässe, die sich von der Alltagsuniform unterschieden, sowie spezielle für den Morgen (Lever). Eine ausführliche Beschreibung der im 18. Jahrhundert in England üblichen Livree gibt die Oeconomische Encyclopädie von Johann Georg Krünitz:
„Gewöhnlich ist sie einfarbig, jedoch nicht mit Borten besetzt. Außerdem ist es auch eine dunkle Farbe, welche weder Regen noch Schmutz übel nimmt, weil die Bedienten auf Reisen immer reiten müssen. Die Röcke sind wie Leibröcke gemacht, mit sehr kurzen Schößen, hierzu runde Hüte mit einer Tresse […] oder mit goldenen und silbernen Schnüren und Quästchen. Zur guten Livree suchen sie große spanische Röhre und Haarbeutel. Zur zweyten Livree tragen sie Zöpfe. Die dritte Livree des Morgens ist eine Puderfarbe […] Kutscher vom Pferd tragen kurze ganz enge Westchen […] gelbe Beinkleider und knappe Stiefeln mit braunen Stülpen […] dazu plattirte Sporen. Reitknechte haben runde Hüte, Kutscher aber […] Jagdkappen mit Schnüren und Quästchen. Die Farben sind gewöhnlich sehr grell, daß sie von weitem gesehen werden.“
Die Diener, die eine Livree trugen, wurden auch Livree-Bediente genannt im Unterschied zu den Kammerdienern, die keine trugen. Ein anderer Ausdruck für erstgenannte war Lakaien.
Üblicherweise wurde die Livree vom jeweiligen Dienstherrn zur Verfügung gestellt, also auf seine Kosten geschneidert, die dann zwei Jahre lang halten sollte, ehe es eine neue Ausstattung gab. Die alte Dienstkleidung durfte von den Bediensteten behalten werden.
Literatur
- Heinrich XXVIII. Prinz Reuß zu Köstritz: Der korrekte Diener. Handbuch für Herrschaften und deren Diener. Parey, Berlin 1900 (Volltext bei Wikisource)
- Marieluise Kliegel: Des Dieners alte Kleider. Livreen und Livreeknöpfe – ausgewählte Beispiele deutscher Adelshöfe des 19. Jahrhunderts. Vereinigte Westfälische Adelsarchive, Münster 1999 (zugl. Münster (Westfalen), Univ., Diss., 1997)
- Des Kaisers teure Kleider. Festroben und Ornate, Hofuniformen und Livreen vom frühen 18. Jahrhundert bis ins Zeitalter von Franz Joseph I. und Elisabeth. Katalog zur Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Reiss-Museums Mannheim 2000/2001. Wien/Mannheim 2000, ISBN 3-85497-010-2