Unter einer Lymphadenektomie, auch Lymphonodektomie, Lymphknotenexstirpation, Lymphknotenentfernung oder Lymphknotendissektion genannt, versteht man die operative Entfernung von Lymphknoten.

Anwendung

Die Entfernung von Lymphknoten kann sowohl für diagnostische als auch therapeutische Zwecke erfolgen. Entlang der Lymphbahnen können sich Tumorzellen ausbreiten (metastasieren). Die Lymphadenektomie erfolgt daher meist im Rahmen einer Krebstherapie zur Entfernung von tatsächlichen oder möglichen Metastasen (onkologische Resektion) oder als diagnostische Lymphadenektomie zur Gewinnung von Gewebeproben. Diese Biopsate werden dann feingeweblich auf krankhafte Veränderungen hin untersucht. Bei vielen Tumorerkrankungen dient der Befund der entnommenen Lymphknoten der weiteren Planung der Behandlung des Patienten. Beim Prostatakarzinom beispielsweise liefert die Lymphadenektomie wichtige Informationen über das Tumorstadium und die Prognose.

Bei der retroperitonealen Lymphadenektomie (RLA) wird eine teilweise oder vollständige Entfernung der Lymphknoten im Bauchraum vorgenommen. Dies wird über einen Schnitt an der Bauchdecke nach Möglichkeit laparoskopisch durchgeführt. Dieser Eingriff ist beispielsweise oft bei Metastasenbefall durch einen Hodentumor nötig. Der Schnitt kann im Extremfall vom unteren Rand des Brustbeins über den Bauchnabel bis zum Penis führen, wobei das Risiko besteht, Nervenbahnen zu verletzen, wodurch die Ejakulationsfähigkeit gestört werden kann (retrograde Ejakulation).

Therapeutischer Nutzen

Erste Entfernungen von entzündlich veränderten Lymphknoten erfolgten wohl schon im Mittelalter. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Lymphadenektomie ein Standardeingriff in der Krebschirurgie. Inzwischen zeigen eine Reihe von Studien, sowie epidemiologische Daten aus Krebsregistern, dass von Tumorzellen befallene Lymphknoten solider Primärtumoren offensichtlich nicht in der Lage sind Metastasen initiieren zu können. Die routinemäßige und systematische Lymphadenektomie hat diesen Daten zufolge keinen Einfluss auf das Überleben der Patienten und dies unabhängig davon, ob die Lymphknoten von Metastasen befallen sind oder nicht. Die Daten, als auch die daraus gezogenen Schlüsse werden in Fachkreisen kontrovers diskutiert.

Elektive Lymphknotendissektion

Bei der elektiven Lymphknotendissektion (elektiv = ‚ausgewählt‘) werden prophylaktisch ganze Gruppen von Lymphknoten ohne Nachweis des Befalls mit Tumorzellen entfernt. Dieser Eingriff stellt vor allem bei Brustkrebs und malignem Melanom keine sinnvolle Therapieergänzung dar. So konnte beispielsweise beim malignen Melanom durch die elektive Lymphknotendissektion keine Verbesserung der Prognose erzielt werden, weshalb dieses Verfahren bei diesen Krebsarten kein Therapiestandard mehr ist.

Sentinel-Lymphonodektomie

Völlig anders ist das Konzept der Entfernung des Wächterlymphknotens (Sentinel-Lymphonodektomie). Es beruht darauf, dass ein metastasierter Tumor zum ersten Lymphknoten, dem Wächterlymphknoten, hin seine Lymphe ableitet. Der Wächterlymphknoten dient als Indikator für die umgebenden Lymphknoten: ist der Wächterlymphknoten nicht befallen, so sind wahrscheinlich auch die Lymphknoten der Umgebung tumorfrei. Das Verfahren wurde entwickelt, um nicht unnötig viele, nicht befallene Lymphknoten entfernen zu müssen. Mit jedem zusätzlich entfernten Lymphknoten nimmt die Gefahr der Ausbildung eines Lymphödems zu. Ist der Wächterlymphknoten jedoch befallen, so wird meist – je nach Umfang der Ausbreitung der Krebszellen – das gesamte betroffene lymphatische Gewebe entfernt. Man spricht in diesen Fällen von einer systematischen Lymphadenektomie.

Mit Hilfe der Lymphszintigrafie kann die Lage des Wächterlymphknotens vor seiner Entfernung genau lokalisiert werden. Eine weitere Markierungsmöglichkeit ist die Injektion einer Farbstofflösung von Patentblau. Dieser Lebensmittelfarbstoff reichert sich im Wächterlymphknoten an.

Ausführung

Die Lymphknoten werden in gesonderten operativen Eingriffen entfernt. Je nach Lage des betroffenen Lymphknotens kann der Eingriff auch minimalinvasiv, beispielsweise laparoskopisch erfolgen.

Mögliche Folgen einer Lymphadenektomie

Eine der häufigsten Komplikationen einer Lymphadenektomie ist die Ausbildung eines Lymphödems. Dabei handelt es sich um die Ansammlung von Flüssigkeit im Zwischenzellraum, die durch den ungenügenden Abtransport der Lymphe über die Lymphgefäße verursacht wird. Mit zunehmender Anzahl an entfernten Lymphknoten steigt die Wahrscheinlichkeit zur Entstehung eines Lymphödems.

Bei einer pelvinen Lymphadenektomie (Entfernung der Lymphknoten im Beckenraum) treten bei etwa 10 % der Patienten Lymphozelen, bei ungefähr 6 % eine Thrombose und bei jeweils circa 1 % eine Embolie oder ein Lymphödem als Komplikation auf. Die Werte sind stark abhängig vom jeweiligen Operateur. Bei extensiven Lymphadenektomien liegt die Quote für eine Re-Intervention bei über 50 %.

Weiterführende Literatur

Einzelnachweise

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  3. Christian Hessler: Schilddrüse. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Mit einem Geleitwort von Rudolf Nissen. Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 200–203. hier: S. 200.
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