Als Epistelseite bezeichnete man in der römisch-katholischen Kirche die rechte Seite eines Hochaltars. Auch bezeichnet man umgangssprachlich die rechte (bei geosteten Kirchen die südliche) Seite einer Kirche als Epistelseite (volkstümlich früher zuweilen Männerseite genannt).
In der bis zur Liturgiereform von 1969 gültigen Ordnung der heiligen Messe (Liturgie von 1962) sang oder las der Priester oder – im levitierten Hochamt – der Subdiakon auf dieser Seite des Altares die Epistel. Das Evangelium hingegen verkündete der Priester auf der anderen, der Evangelienseite. Deshalb trug der Ministrant das Buchpult nach dem Vortrag der Epistel auf die Evangelienseite.
Diese Form der Messfeier ist heute nur ausnahmsweise möglich (siehe Tridentinische Messe).
Auf der Epistelseite des Altars erfolgten folgende Riten und Gebete:
- Introitus
- Oratio
- Epistel
- Segnung des Wassers
- Bereitung des Kelches mit Wein und Wasser
- Händewaschung (Lavabo)
- Purifikation
- Postcommunio (Schlussgebet)
Zu Beginn und am Ende der Messe befindet sich das Messbuch auf der Epistelseite.
Literatur
- Reinhold Wex: Ordnung und Unfriede. Raumprobleme des protestantischen Kirchenbaus im 17. und 18. Jahrhundert. Jonas-Verlag für Kunst und Literatur, Marburg 1984. ISBN 3-922561-23-3.
- Friedrich Möbius, Helga Sciurie: Symbolwerte mittelalterlicher Kunst. Seemann, Leipzig 1984.