Mäurer & Wirtz
GmbH & Co. KG
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 24. November 1845
Sitz Stolberg (Rheinland), Deutschland
Leitung
  • Hermann Wirtz

• Stephan Kemen

Mitarbeiterzahl > 300
Umsatz ca. 176 Mio. EUR (2020)
Branche Duft- und Pflegebereich
Website www.m-w.de

Mäurer & Wirtz, gegründet von Ernst Mäurer und Andreas August Wirtz 1845 als Seifenfabrik in Stolberg, ist ein Hersteller von Produkten im Duft- und Pflegebereich und seit 1990 eine eigenständige Tochtergesellschaft der Dalli-Werke. Das Familienunternehmen wird in der fünften Generation vom geschäftsführenden Gesellschafter Hermann Wirtz und dem Geschäftsführer Stephen Kemen geleitet.

Sitz und Produktionsstandort ist Stolberg in der Städteregion Aachen mit ca. 300 Mitarbeitern. Neben eigenen Marken wie 4711, Tabac und Les Destinations werden Lizenzmarken wie s.Oliver, Betty Barclay, Baldessarini und Otto Kern hergestellt.

Hauptmärkte sind Deutschland, die Benelux-Länder, Österreich, Osteuropa und China, die Schweiz sowie der weltweite Export. Vertriebspartner für ein flächendeckendes Distributionsnetz sind der Parfümerie- und Drogeriefachhandel, Kaufhäuser und Warenhäuser, Drogerie- sowie ausgewählte Verbrauchermärkte und der Online-Handel.

Geschichte

1845 bis 1883

Die Geschichte des Familienunternehmens geht auf Michael Mäurer und seinen Stiefsohn Andreas August Wirtz zurück, die am 24. November 1845 eine Seifensiederei in Stolberg gründeten und am 19. Mai 1851 ihre Konzession für den Betrieb erhielten. Zunächst wurden ausschließlich Schmierseifen, Kernseifen und Walkseifen für die Textilindustrie sowie Feinseifen in einer Kolonialwarenhandlung für den lokalen Markt verkauft. Mit der Zeit etablierten sich die Produkte aber auch im Rheinland und später ebenso im nahen Ausland (vor allem Benelux und Frankreich); 1867 wurden beispielsweise die Aachener Tuchfabriken mit Walkseife beliefert. Zudem wurden kurz darauf Seifenprodukte mittels Lizenzvereinbarungen in Paris und in San Francisco vertrieben.

1884 bis 1937

Im Jahre 1884 begann die Produktion von Waschpulver, und um die Jahrhundertwende wurden dann erste Warenzeichen eingetragen; so wurde beispielsweise die Marke „Dalli“ im April 1884 vom Kaiserlichen Patentamt bestätigt.

Andreas August Wirtz’ Witwe, Apollonia Wirtz, erwarb am 22. Dezember 1888 von der Stadt Stolberg ein größeres Areal mit dem ehemaligen Kupferhof Grünenthal. Mit einer neuen Fabrik außerhalb des Stadtzentrums leitete das Unternehmen 1889 den Wandel vom Handwerks- zum Industriebetrieb ein. Durch den neu erworbenen Platz konnten nun auch größere Siede- und Laugenkessel angeschafft werden, um die Produktion zu steigern. 1901 löste die neu entwickelte Dampfbeheizung die damaligen Siedekessel ab. Durch die Expansion des Unternehmens wurde das Betriebsgelände nach einiger Zeit zu eng. Aus diesem Grund wurden 1913 an einem neuen Standort Gebäude mit direktem Bahnanschluss errichtet, was die großbetriebliche Massenproduktion weiter vorantrieb. Zudem wurde ein Zweighaus in Düsseldorf eröffnet; 1925 beschäftigte das Unternehmen rund 400 Mitarbeiter.

1938 bis 1989

1938 übernahm das Unternehmen den Berliner Seifenvertrieb Döring Werke AG sowie die Wiener Parfümerie Riva, welcher daraufhin ebenfalls ein fester Produktionsstandort wurde. Ab 1945 fanden, angestoßen durch den Geschäftsführer Jakob Chauvistré, Überlegungen zur Herstellung pharmazeutischer Präparate statt, welche im Labor der 1945 gegründeten Dalli-Werke weiterverfolgt wurden und im August 1946 zur Gründung der Pharmafirma Chemie Grünenthal führten. 1950 hatte das Unternehmen mehr als 1000 Mitarbeiter. Im selben Jahr entstanden unter dem Dach der Dalli-Werke Mäurer & Wirtz zwei eigenständige Geschäftsbereiche: Mäurer & Wirtz für Seifen und Körperpflege und Dalli für Waschpulver.

1951 wurde die Herrenkosmetik-Marke Tabac veröffentlicht, welche zu den bekanntesten und erfolgreichsten Produkten von Mäurer & Wirtz zählt; 1952 wurde der Beiname Original hinzugefügt. Nach Angaben der Tageszeitung Die Welt wurden mehr als 85 Millionen Flaschen dieses Herrenduftes vertrieben.

1967 wurde eine neue Kosmetik- und Körperpflegeserie namens riar eingeführt, welche später wieder eingestellt wurde.

Seit 1990

1990 erhielt das Familienunternehmen Mäurer & Wirtz eine neue Struktur, und die Mäurer & Wirtz GmbH & Co. KG. entstand als eigenständiges Tochterunternehmen der Dalli-Group. Mäurer & Wirtz stellte inzwischen neben Wasch- und Seifenartikeln hauptsächlich Duftwässer und Kosmetika her. Seit 1992 wurden Produkte zunehmend mittels Lizenz-Vereinbarung hergestellt – z. B. Betty Barclay, Otto Kern und s.Oliver. Im Jahre 2007 übernahm das Unternehmen schließlich die Parfümmarke 4711 (häufig auch Kölnisch Wasser genannt) inklusive des Kölner Stammhauses vom amerikanischen Konsumgüterkonzern Procter & Gamble.

Während der Markenübernahme wurden auch die Rechte an den Parfümmarken Tosca, Sir Irisch Moos und Extase von Mäurer & Wirtz erworben. Im November 2011 kam ebenfalls die Duftserie der Marken Baldessarini sowie von Windsor hinzu, welche später eingestellt wurde. Parallel dazu wurden auch weiterhin diverse Parfüm-Eigenmarken vom Unternehmen vertrieben.

Mäurer & Wirtz wurde schwer vom Hochwasser 2021 in der Region getroffen – so löste das bis zu 1½ Meter hochstehende Wasser in der Fabrik einen Stromausfall aus und brachte die Produktion für mehrere Tag zum Erliegen. Der Geschäftsbetrieb konnte jedoch kurze Zeit später wieder aufgenommen werden.

Produkte und Marken

Zu Mäurer & Wirtz gehören unter anderem die Eigenmarken 4711, Tabac Original, Tosca, Sir Irisch Moos und Nonchalance, für die jeweils ein Sortiment an Parfums und anderen Pflegeprodukten angeboten wird. Weiterhin produziert es Produkte für Fremdmarken, wie s.Oliver, Otto Kern, Betty Barclay und Baldessarini sowie White-Label-Produkte, welche in hohen Stückzahlen für Discounter hergestellt werden.

Unternehmensstruktur

Die Mäurer & Wirtz GmH & Co. KG wurde 1990 in das Handelsregister eingetragen und gilt als operative Gesellschaft von Mäurer & Wirtz. Geschäftsführer des Unternehmens ist seit dem 26. März 2020 Stephan Kemen. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen rund 300 Mitarbeiter und hat 2020 einen Jahresumsatz von rund 178 Millionen € erzielt.

Als Vertriebsunternehmen wurden mehrere Gesellschaften, wie z. B. Cosmeurop Parfums, Théany Cosmetic, NewYorker Cosmetics, s.Oliver Cosmetics und comma Cosmetics, firmiert.

Die Mäurer & Wirtz GmbH & Co. KG gehört als eigenständiges Unternehmen zur Dalli-Group (Dalli-Werke GmbH & Co. KG) und veröffentlicht keinen eigenen Jahresabschluss, sondern wird konsolidiert im Konzernabschluss der Dalli-Group aufgeführt; diese Gesellschaft wird wiederum von Hermann Wirtz kontrolliert, welcher den Konzern als Teil der fünften Generation der Unternehmer-Familie Wirtz als Gesellschafter leitet.

Auszeichnungen (Auswahl)

  • 2021: Duftstars Award für Remix Cologne 2020 (4711) in der Kategorie Lifestyle
  • 2021: Tina Ageless Beauty Award für Acqua Colonia Lychee & White Mint (4711)
  • 2020: Prix de Beauté für Acqua Colonia Intense in der Kategorie Damenduft Premium
  • 2020: Duftstars Award für Floral Collection Rose (4711), Craftsman (Tabac Original) und Barber Truck (Tabac Original)
  • 2019: Duftstars Award für Remix Cologne (4711) in der Kategorie Lifestyle
  • 2007: Preis für Wirtschaftskommunikation für die beste Online-Kommunikation
  • 2003: Euregio-Filmpreis für einen Werbespot von Tabac Original

Soziales Engagement und Sponsoring

Das Unternehmen unterstützt diverse lokale Einrichtungen und Vereine. So wurde z. B. bei einem langfristigen Förderprojekt eine Ganztagsbetreuung für einkommensschwächere Familien realisiert. Im Rahmen des Jahrhunderthochwassers im Jahr 2021 richtete das Unternehmen ein gemeinsames Spendenkonto für betroffene Mitarbeiter ein.

Mäurer & Wirtz war zudem als Sponsor und Partner des lokal ansässigen Fußballvereins Alemannia Aachen aktiv.

Literatur

  • Dalli-Werke Mäurer + Wirtz, o. O., o. J., Stolberg, 1984.
  • Klara van Eyll: 125 Jahre Dalli-Werke Mäurer und Wirtz, Stolberg Dalli-Werke Mäurer u. Wirtz, Stolberg, 1970.
Commons: Mäurer & Wirtz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 7 Renate Schwärzel: Deutsche Wirtschaftsarchive. Franz Steiner Verlag, 1994, ISBN 3-515-06211-4, S. 54 (google.de [abgerufen am 1. Februar 2022]).
  2. 1 2 The Story of Mäurer & Wirtz: A Soap Company That Became a Fragrance Giant ~ 1001 Past Tales ~ Fragrantica. Abgerufen am 3. Februar 2022 (englisch).
  3. Nachweisung der im Deutschen Kaiserreich gesetzlich geschützten Waarenzeichen: 1894. 1894 (google.com [abgerufen am 1. Februar 2022]).
  4. Klara van Eyll: Vom Kupferhof zur Pharmaforschung. Der Hof Grünenthal und die Familie Wirtz. In: die waage. Zeitschrift der Grünenthal GmbH, Aachen. Band 35, 1996, Nummer 2 (S. 45–88), S. 48–57, hier: S. 48 f. und 51–55
  5. Dirk Müller: Stolberg: Die acht Ecken und der Duft der weiten Welt. In: Aachener Zeitung. 31. August 2011, abgerufen am 4. Februar 2022.
  6. 1 2 Thorsten Karbach: Stolberg: 170 Jahre Dalli und Mäurer & Wirtz: „Brauchen uns nicht mehr verstecken“. In: Aachener Zeitung. 19. Juni 2015, abgerufen am 2. Februar 2022.
  7. Duftnoten: Alles über Parfum, ZEIT ONLINE, S. 10 ff., 22. Juli 2013. ISBN 978-3-8442-6197-4
  8. Stephan Mohne: Mäurer und Wirtz zwischen Tradition und Innovation: Alle fünf Sekunden geht ein „Tabac“ über die Ladentheke. 23. Dezember 2021, abgerufen am 2. Februar 2022.
  9. Lukas Krombholz: Findling: Neuentdeckung des Opa-Parfüms. In: DIE WELT. 15. Juni 2019 (welt.de [abgerufen am 4. Februar 2022]).
  10. 1 2 3 Mäurer & Wirtz. In: Lexikon Familienunternehmen. Die Zeit Verlagsgruppe, abgerufen am 2. Februar 2022 (deutsch).
  11. Mäurer und Wirtz Parfumindustrie aus Stolberg (Rheinland) in der Firmendatenbank wer-zu-wem.de. Abgerufen am 10. Februar 2022.
  12. FOCUS Online: Die Bestseller unter den Parfüms: Das sind die beliebtesten Düfte. Abgerufen am 16. Februar 2022.
  13. 25 Jahre Betty Barclay Fragrances. Abgerufen am 2. Februar 2022.
  14. Jens Bergmann: Das Oma-Problem – brand eins online. Abgerufen am 1. Februar 2022.
  15. Guido Hartmann: Rheinisches Wunderwasser. In: DIE WELT. 18. Januar 2009 (welt.de [abgerufen am 4. Februar 2022]).
  16. P&G verkauft Traditionsduft: 4711 wieder in deutschen Händen. In: Handelsblatt. Abgerufen am 3. Februar 2022.
  17. Anke Prokasky: Unternehmen: Baldessarini vergibt Duft-Lizenz an Mäurer & Wirtz. In: Textilwirtschaft. Abgerufen am 2. Februar 2022.
  18. Mit starken Marken ins Ausland, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 56, S. 14, 6. März 2012.
  19. Die Historie von Mäurer & Wirtz – erfahren Sie mehr. Abgerufen am 4. Februar 2022.
  20. 1 2 Siems Luckwaldt: „Marken einzumotten ist leicht, eine neue aufzubauen wird stetig schwieriger“. In: Capital. 15. September 2021, abgerufen am 3. Februar 2022 (deutsch).
  21. 1 2 3 Aktueller Handelsregister-Auszug der MÄURER & WIRTZ Verwaltungsgesellschaft mbH. 2. Februar 2022.
  22. Karriere bei Mäurer & Wirtz. Abgerufen am 3. Februar 2022 (deutsch).
  23. Fragrance Foundation Deutschland e.V: Duftstars. Abgerufen am 25. Februar 2022.
  24. MÄURER & WIRTZ gewinnt Tina Ageless Beauty Award 2021. Abgerufen am 25. Februar 2022.
  25. Prix de Beauté für Mäurer & Wirtz: Der Oscar der Kosmetikbranche geht nach Stolberg. In: Aachener Zeitung. 13. Februar 2020, abgerufen am 1. Februar 2022.
  26. Redaktion FWHK: Duftstars 2020: Dreifache Auszeichnung für Mäurer & Wirtz. 13. November 2020, abgerufen am 2. Februar 2022 (deutsch).
  27. Caroline Börger: Parfüm: Das sind die Gewinner der „Duftstars 2019“. In: DIE WELT. 10. Mai 2019 (welt.de [abgerufen am 25. Februar 2022]).
  28. Markus Falkner: Auszeichnung für soziales Engagement, Berliner Morgenpost, 2. Juni 2007, Nr. 147, S. 13.
  29. 20 Sekunden pure Männlichkeit – Tabac-Spot holt Platz eins beim Filmpreis, Aachener Zeitung, 15. Oktober 2003.
  30. Alle Kinder sollen mit am Tisch sitzen, Aachener Zeitung, 14. Dezember 2007.
  31. Unwetterschäden bei dalli und Mäurer & Wirtz: Mitarbeitende und Geschäftspartner helfen solidarisch. Abgerufen am 3. Februar 2022.
  32. MÄURER & WIRTZ wird Premium-Partner mit TABAC ORIGINAL | Details | Aktuelles | Business | Alemannia Aachen. Abgerufen am 1. Februar 2022.

Koordinaten: 50° 45′ 42,2″ N,  13′ 56,6″ O

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