Mühlentalstrasse 105 bezeichnet das ehemalige Verwaltungsgebäude der Georg Fischer AG (GF) in Schaffhausen. Das Bauwerk im Heimatstil wurde 1899 errichtet, 1912 erweitert und 1931 mit einem «Pionierbau» des Neuen Bauens ergänzt. Es ist im Kulturgüterschutz-Inventar der Schweiz als «Kulturgut von regionaler Bedeutung» (B-Objekt, KGS-Nr. 10770) klassifiziert und dient gegenwärtig der Kantonalen Verwaltung Schaffhausen.
Lage
Das Gebäude befindet sich auf der Westseite des Mühlentals gegenüber der ehemaligen Werkshalle der Stahlgiesserei des «Werks I». Das gesamte auch Mülitaal genannte Tal wird noch im 21. Jahrhundert von den ehemaligen Werksanlagen der Firma geprägt. Westlich des Tals wurden Werksiedlungen auf dem Plateau der «Breite» angelegt, die ebenfalls als B-Objekte ausgewiesen und Teil des «Ortsbilds von nationaler Bedeutung» im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) sind.
Geschichte
Die 1802 gegründete Firma Georg Fischer wurde seit den 1860er Jahren im Mühlental umfassend erweitert und 1896 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Drei Jahre später errichtete Locher & Cie den zweistöckigen Kern des Verwaltungsgebäudes. Das Unternehmen hatte damals einen Bestand von 1600 Mitarbeitern. Unter der Leitung des Generaldirektors Ernst Jakob Homberger expandierte die Firma weiter. Die Karlsruher Architektengemeinschaft «Curjel & Moser» erweiterte 1912 das Gebäude rückseitig, stockte es um zwei Geschosse auf und versah es mit dem Dachreiter nebst Uhr. Karl Moser plante auch den Erweiterungsbau an der Südseite, der, 1931 fertiggestellt, in Schaffhausen zu den ersten Bauwerken des Neuen Bauens gehört.
Beschreibung
Der Altbau ist ein elfachsiges Gebäude mit vier Geschossen. Es ist zurückhaltend gegliedert. Der zentrale Eingang wurde später an die Seite und in den Neubau verlegt. Die rückseitige Erweiterung wurde in den Hang des Tals hineingebaut. Durch diese Baumassnahme entstand auch der Lichthof. Das vierte Geschoss hat einen Fußwalm und ist mit Schindeln verkleidet. Das Walmdach zeigt strassenseitig fünf Fledermausgauben und trägt den mit Kupferblech verkleideten Dachreiter. Er ist mit einer Turmuhr ausgestattet.
Der Neubau ist ein weisser, sechsgeschossiger Kubus mit neun Fensterachsen in Beton-Skelettbauweise. Die Lochfassade der fünf oberen Geschosse zeigt klar abgegrenzte Fensteröffnungen. In jüngster Zeit energetisch saniert wirkt das Gebäude wie ein Bauwerk des 21. Jahrhunderts.
Mit dem neoklassizistischen Teil der Fassade des «Werks I», der ebenfalls von «Curjel & Moser» entworfen wurde, entstand hier «ein städtebaulich und architektonisches Industrie-Ensemble der 1910er Jahre». Das Verwaltungsgebäude dokumentiert auch wie sich die «Handschrift» des Architekten Karl Moser zur Moderne gewandelt hat.
Siehe auch
- Liste der Kulturgüter in Schaffhausen
- Werksiedlung Stahlwerkstrasse, geplant 1910 von «Curjel & Moser»
Weblinks
- KGS-Nr. 10770. In: Kantonsliste A- und B-Objekte Kanton SH. Schweizerisches Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler (A-Objekte) und regionaler (B-Objekte) Bedeutung. In: Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS – Fachbereich Kulturgüterschutz, 1. Januar 2023, (PDF; 299 kB, 15 S., Revision KGS-Inventar 2021 (Stand: 1. Januar 2023)).
- Eisengiesserei Georg Fischer. (PDF) Objektbeschreibungen im Geoportal der Bundesverwaltung.
Koordinaten: 47° 42′ 16,9″ N, 8° 37′ 47,1″ O; CH1903: 689400 / 284465