Die Marcé Gesellschaft ist eine internationale Fachgesellschaft für schwangerschafts-assoziierte psychische Erkrankungen.

Gründung und internationale Entwicklung

Die Gesellschaft wurde im Juni 1980 von dem britischen Psychiater Ian Brockington initiiert und gegründet bei einer internationalen Konferenz. Benannt ist die Gesellschaft nach dem französischen Psychiater Louis Victor Marcé (1828–1864), dem Autor des Buches „Traité de la Folie des Femmes Enceintes, des Nouvelles Accouches et des Nourices, et Considérations Médico-légales qui se Rattachent a ce Sujet“ („Die Behandlung der Verrücktheit der Schwangeren, frisch Entbundenen und der Stillenden und medizinrechtliche Überlegungen“). Die englischsprachige Marcé Society gibt einen regelmäßigen Newsletter heraus und veranstaltet alle 2 Jahre eine Tagung.

Inzwischen hat sich die Fachgesellschaft international ausgebreitet. Sie existiert seit 1995 in Australien und seit 1998 in Frankreich. Im Jahr 2000 wurde die deutschsprachige Marcé-Gesellschaft gegründet. Der Initiator war der Arzt Mario Lanczik, erste Vorsitzende war bis 2006 Christiane Hornstein. Ihr folgte Anton Bergant. Gegenwärtig ist Patricia Trautmann-Villalba, Institut für Peripartale Interventionen (Frankfurt am Main) Vorsitzende. Die deutschsprachige Marcé Gesellschaft für perinatale Psychiatrie e.V. gibt zweimal jährlich ein Bulletin heraus und veranstaltet jährlich eine Tagung für alle perinatal tätigen Fachgruppen, wie Ärzte, Psychiater, Hebammen, Sozialarbeiter und Leiterinnen von Selbsthilfegruppen.

Aufgaben und Ziele

Die Gesellschaft zählt zu ihren Aufgaben die Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit, Entstigmatisierung der schwangerschafts-assoziierten psychischen Erkrankungen sowie die Vertretung der Interessen betroffener Mütter in der Gesundheitspolitik. In medizinischer Hinsicht setzt sie sich für die Verbesserung der präventiven Maßnahmen ein, weiter für die Entwicklung ambulanter und stationärer Behandlungskonzepte für betroffene Frauen, Einrichtung spezialisierter Behandlungseinrichtungen und Förderung der Forschung über die Entstehungsbedingungen sowie die psychosozialen und biologischen Faktoren von schwangerschafts-assoziierten psychischen Erkrankungen. Außerdem setzt die Fachgesellschaft für interdisziplinäre Kooperation ein und organisiert Fortbildungsveranstaltungen für alle beteiligten Berufsgruppen.

Quellen

  • B. Salis: Psychische Störungen im Wochenbett. Möglichkeiten der Hebammenkunst. München: Elsevier Urban & Fischer. S. 132–133
  • U. Demal, H. Katschnig, C.M. Klier (Hrsg.): Mutterglück und Mutterleid. Diagnose und Therapie der postpartalen Depression. facultas, Wien, S. 128–130
  • A. Kersting: Peripartale Depressionen und Trauer nach Schwangerschaftsverlusten. In: Nervenarzt. 11/2012; 83: S. 1434–1441
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