Koordinaten: 40° 44′ 48,8″ N, 7° 28′ 1,4″ W
Die vier Megalithanlagen von Carapito befinden sich in der Umgebung der Ortschaft Carapito im Kreis Aguiar da Beira in Portugal, sie waren 1966 Gegenstand wissenschaftlicher Ausgrabungen.
Beschreibung
„Casa da Moura“ (Carapito I)
Für die Megalithforschung ist Carapito I wichtig, weil es durch den Einsturz von Tragsteinen und Deckstein bis zur Ausgrabung von Eingriffen verschont geblieben war, so dass man nahezu das komplette Inventar bergen konnte.
Die Anta Carapito l, im Volksmund „Casa da Moura“ genannt, ist das eindrucksvollste Grab. Es liegt am rechten Ufer des Ribeiro de Carapito, etwa 2 km südlich des Ortes, und wurde 1988 einer erneuten Ausgrabung und Restaurierung unterzogen. Mit seinen über fünf Meter hohen Tragsteinen ist Carapito l, zusammen mit der Anta Grande do Zambujeiro und der Comenda da Igreja (beide bei Évora), eine der größten Megalithanlagen des Landes. Anta ist die portugiesische Bezeichnung für etwa 5000 Megalithanlagen oder Dolmen, die während des Neolithikums im Westen der Iberischen Halbinsel von den Nachfolgern der Cardial- oder Impressokultur errichtet wurden.
Der etwa 18 Tonnen schwere Deckstein wurde im Inneren der Kammer aufgefunden. Er lag, vermutlich als Folge eines Erdbebens, auf den Bruchstücken der zerbrochenen Tragsteine. Die heute ohne den schützenden Hügel daliegende Kammer hat eine lichte Weite von 4,7 × 5,15 m und eine Höhe von etwa 4 m. Die zwischen 0,5 und 1,15 m tief in den Boden eingetiefen Tragsteine tragen fast alle Ritzverzierungen, die zum Teil nur schwer erkennbar sind. Als Motive finden sich Schlangen- und Sonnendarstellungen. In der "Casa da Moura" von Carapito fand sich ein weiterer verzierter Stein, der aber nicht zur Grabkonstruktion gehörte und erst während der Benutzungszeit eingebracht wurde. Die Steinplatte von 2,8 × 1,5 m besteht aus nicht porphyrhaltigem Granit mit hellem und dunklem Glimmer, wie er vor allem in der Gegend von Porto vorkommt. Von Carapito aus liegt das nächste bekannte Vorkommen dieser Gesteinsart in 17 km Entfernung. Der Stein weist Rillenverzierung auf. Wellenlinien und ovale Gebilde überziehend die Vorderseite. Ähnliche Bilder finden sich als Bemalung in der Anta pintada de Antelas. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die Anlage ähnlich wie Alto do Cotorino keinen megalithischen Gang hatte.
Die Funde
In den unteren Schichten fanden sich Mikrolithen, Feuersteinklingen, Perlen sowie Werkzeuge und Votivbeile aus Felsgestein. Keramik kam nur in den oberen, jüngsten Schichten zutage. Die untere Schicht ist anhand von Holzkohle aus einer Feuerstelle im Innern der Kammer absolut bestimmbar, so dass man die Errichtung des monumentalen Baus ins 4. vorchristliche Jahrtausend (zwischen 3700 und 3500 v. Chr.) datieren kann.
In der Nähe liegt die Nekropole von Lameira da Cima.
Literatur
- Domingos J. da Cruz, Raquel Vilaça: Trabalhos de escavação e restauro no dólmen 1 do Carapito (Aguiar da Beira, Dist. da Guarda). Resultados preliminares. Universidade do Porto – Instituto de Antropologia, Porto 1990, (Trabalhos do Instituto de Antropologia „Dr. Mendes Corrêa“, Faculdade de Ciências do Porto 45, ZDB-ID 1004522-3).
- Philine Kalb: Großsteingräber und Menhire In: Hermanfrid Schubart et al. (Hrsg.) Funde in Portugal. Muster-Schmidt, Göttingen/Zürich 1993 ISBN 3-7881-1512-2
- Thomas G. Schattner (Hrsg.): Archäologischer Wegweiser durch Portugal (= Kulturgeschichte der Antiken Welt. Bd. 74). Philipp von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2313-1 S. 97