Der Meister von Wittingau, tschechisch Mistr třeboňského oltáře, war der bedeutendste Vertreter der Böhmischen Malerschule in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.

Er wird benannt nach einigen um 1380 entstandenen Tafeln aus der Passionsgeschichte, die sich ursprünglich als Altar im Augustinerchorherrenstift in Wittingau befanden. Heute sind sie in der Nationalgalerie Prag zu sehen. Seine malerischen Qualitäten liegen in der neuen Form der Lichtmalerei, die durch feine Lasuren erreicht wurde. Er gestaltet nicht mehr vom Detail wie der Meister von Hohenfurth, sondern vom Zusammenhang her: Bildraum und Bildgeschehen sind eins. Die Formen entwickeln sich nicht nebeneinander, sondern sie durchdringen und steigern sich zum visionären Erlebnis.

Auf den drei noch erhaltenen Tafeln des Polyptychons sind Szenen aus der Leidensgeschichte Christi dargestellt: „Christus am Ölberg“, die „Grablegung“ und die „Auferstehung“. Sie stammen aus der Werktagsseite des Retabels, was daran zu erkennen ist, dass der Maler einen roten und keinen goldfarbenen Grund verwendet hat.

Der Meister von Wittingau ist der Erneuerer der inhaltlichen und formalen Gestaltung in der Malerei, vor allem aber als Kolorist der überragende Künstler in Mitteleuropa zwischen 1350 und 1400. Mit ihm wird gleichzeitig der Weg zum „Weichen Stil“ eröffnet.

Einzelnachweise

  1. Bert Bilzer, Jürgen Eyssen, Otto Stelzer: Das Große Buch der Kunst. Eduard-Kaiser-Verlag, Sonderausgabe der Originalausgabe im Georg-Westermann-Verlag von 1958, S. 235.

Quellen

  • Bernd Nicolai, Gotik. In: Kunst-Epochen, Band 4. Stuttgart 2007.
  • Victoria Salley, Gotik. In: Prestel Atlas Bildende Kunst. Von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert. Herausgegeben von Stefanie Penck. München/Berlin/London/ New York 2002.
  • Robert Suckale, Gotik. In: Malerei der Welt. Eine Kunstgeschichte von der Gotik bis zur Gegenwart, Herausgegeben von Ingo F. Walther. Köln 1999.
  • Fritz Winter, Das rororo Künstler Lexikon 2. Reinbek bei Hamburg 1985.
  • Das große Lexikon der Malerei, Westermann Verlag Braunschweig 1982.
  • Hans H. Hofstätter, Spätes Mittelalter. In. Kunst im Bild, Naturalis Verlag.
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