Klassifikation nach ICD-10 | |
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E71.1 | Sonstige Störungen des Stoffwechsels verzweigter Aminosäuren - Methylmalonazidämie |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Die Methylmalonazidurie (MMA) ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung, die der Gruppe der Organoazidopathien zugeordnet wird. Sie folgt einem autosomal rezessiven Erbgang und tritt mit einer Inzidenz von etwa 1 : 50.000 auf. Durch einen Defekt des Vitamin-B12-abhängigen Enzyms Methylmalonyl-CoA-Mutase (eine Isomerase) oder einer fehlenden Bereitstellung von Adenosylcobalamin aus Vitamin B12 (einem Cofaktor der Methylmalonyl-CoA-Mutase) werden die Aminosäuren Valin, Isoleucin, Methionin und Threonin sowie auch Fettsäuren mit ungerader Kettenlänge und Cholsäure nicht vollständig abgebaut. Es kommt im Stoffwechsel zu einer Akkumulation von Methylmalonyl-CoA. Diese Anhäufung von Methylmalonyl-CoA führt zu Intoxikationen, die sich in metabolischen Krisen äußert. Die metabolischen Krisen können unbehandelt innerhalb kürzester Zeit zu schweren Schädigungen des Gehirns oder zum Tod führen.
Diagnose
Eine der häufigsten, wenn nicht sogar die häufigste Form der Organoazidopathien, die Methylmalonazidurie, ist bei der Geburt nicht erkennbar, da die Symptome in der Regel erst dann auftreten, wenn der Säugling mit Proteinen ernährt wird. Daher treten die Symptome üblicherweise irgendwann innerhalb des ersten Lebensjahres auf. Aufgrund der Schwere und der Schnelligkeit, mit der diese Stoffwechselstörung zu Komplikationen führen kann, wenn sie nicht diagnostiziert wird, ist das Screening auf Methylmalonazidurie häufig Bestandteil der Neugeborenenuntersuchung.
Aufgrund der Unfähigkeit Aminosäuren vollständig abbauen zu können, wird das Nebenprodukt der Eiweißverdauung, die chemische Verbindung Methylmalonsäure in unverhältnismäßig hoher Konzentration im Blut und Urin der Betroffenen gefunden. Diese abnormen Werte werden als Hauptdiagnosekriterien für die Diagnose der Stoffwechselstörung verwendet. In der Regel wird die Stoffwechselstörung durch eine Urinanalyse oder ein Blutbild festgestellt. Der Verdacht auf eine Methylmalonazidurie kann sich auch durch eine CT- oder MRT-Untersuchung oder einen Ammoniak-Test äußern, allerdings sind diese Tests keineswegs spezifisch und erfordern eine klinische und metabolische Korrelation. Erhöhte Werte von Ammoniak, Glycin und Ketonkörpern können auch im Blut und Urin vorhanden sein.
Typen
Die Methylmalonazidurie hat unterschiedliche Diagnosen, Behandlungsanforderungen und Prognosen, welche durch die spezifische genetische Mutation bestimmt sind, die die vererbte Form der Stoffwechselstörung verursacht. Im Folgenden sind Genotypen aufgeführt, die für die Methylmalonazidurie verantwortlich sind:
OMIM | Typ | Gen |
---|---|---|
251100 | cblA | MMAA |
251110 | cblB | MMAB |
277400 | cblC | MMACHC |
277410 | cblD | MMADHC |
277380 | cblF | LMBRD1 |
251000 | mut | MUT |
Der Typ mut kann weiter in die Subtypen mut0 und mut- unterteilt werden, wobei mut0 durch einen vollständigen Mangel an Methylmalonyl-CoA-Mutase und schwerere Symptome und mut- durch eine verringerte Mutase-Aktivität gekennzeichnet ist.
Es wurde festgestellt, dass die Methylmalonazidurie-Typen mut-, cblB und cblA auf Vitamin B12 ansprechen. Dagegen ist mut0 ein nicht auf Vitamin B12 ansprechender Typ.
Differentialdiagnose
Kombinierte Malon- und Methylmalonazidurie (CMAMMA)
Hinsichtlich erhöhter Methylmalonsäurewerte lässt sich eine Methylmalonazidurie von einer kombinierten Malon- und Methylmalonazidurie (CMAMMA) labortechnisch schnell durch die Berechnung des Verhältnisses von Malonsäure zu Methylmalonsäure im Blutplasma unterscheiden, eine Berechnung mit Werten aus dem Urin ist dagegen ungeeignet. Aus dem Verhältnis lässt sich dann auch ablesen, ob eine CMAMMA aufgrund von ACSF3-Mangel (weniger Malonsäure als Methylmalonsäure) oder Malonyl-CoA-Decarboxylase-Mangel (mehr Malonsäure als Methylmalonsäure) vorliegt.
Methylmalonazidämie mit Homocystinurie
Methylmalonazidämie mit Homocystinurie (Synonyme: Kombinierter Defekt der Adenosylcobalamin und Methylcobalamin-Synthese; Methylmalonacidurie - Homocystinurie) ist ein angeborener Fehler im Vitamin-B12- (Cobalamin-)Stoffwechsel und gekennzeichnet durch Megaloblasten-Anämie, Lethargie, Gedeihstörung, Entwicklungsverzögerung, geistige Behinderung und Krampfanfälle. Es gibt vier Komplementierungsklassen von Cobalaminstörungen (cblC, cblD, cblF und cb1J), die für die Methylmalonazidämie - Homozystinurie verantwortlich sind.
Siehe auch
Literatur
- Brigitte Marian (Hrsg.): Krankheit, Krankheitsursachen und -bilder. (= MCW Block 8).1. Auflage. Facultas Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-7089-0183-1.
Einzelnachweise
- 1 2 Ashwini Malhotra, Navdeep Saini, Sanjay Chhabra, Sunny Chhabra: Methylmalonic acidemia mimicking diabetic ketoacidosis and septic shock in infants. In: Indian Journal of Critical Care Medicine. Band 19, Nr. 3, März 2015, ISSN 0972-5229, S. 183–185, doi:10.4103/0972-5229.152776, PMID 25810618, PMC 4366921 (freier Volltext) – (ijccm.org).
- 1 2 3 "Methylmalonic acidemia". MedlinePlus Medical Encyclopedia. US National Library of Medicine. Abgerufen am 27. Oktober 2015.
- ↑ Kimberly G Lee. "Newborn screening tests". MedlinePlus Medical Encyclopedia. Division of Neonatology, Medical University of South Carolina. Abgerufen am 26. April 2016.
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- ↑ "Acidemia, Methylmalonic". NORD (National Organization for Rare Disorders). Abgerufen am 29. Oktober 2015.
- ↑ Suzanne M. Matsui, Maurice J. Mahoney, Leon E. Rosenberg: The Natural History of the Inherited Methylmalonic Acidemias. In: New England Journal of Medicine. Band 308, Nr. 15, 14. April 1983, ISSN 0028-4793, S. 857–861, doi:10.1056/NEJM198304143081501 (nejm.org).
- ↑ David Coelho, Terttu Suormala, Martin Stucki, Jordan P. Lerner-Ellis, David S. Rosenblatt, Robert F. Newbold, Matthias R. Baumgartner, Brian Fowler: Gene Identification for the cblD Defect of Vitamin B 12 Metabolism. In: New England Journal of Medicine. Band 358, Nr. 14, 3. April 2008, ISSN 0028-4793, S. 1454–1464, doi:10.1056/NEJMoa072200 (nejm.org).
- ↑ Frank Rutsch, Susann Gailus, Isabelle R Miousse, Terttu Suormala, Corinne Sagné, Mohammad Reza Toliat, Gudrun Nürnberg, Tanja Wittkampf, Insa Buers, Azita Sharifi, Martin Stucki, Christian Becker, Matthias Baumgartner, Horst Robenek, Thorsten Marquardt, Wolfgang Höhne, Bruno Gasnier, David S Rosenblatt, Brian Fowler, Peter Nürnberg: Identification of a putative lysosomal cobalamin exporter altered in the cblF defect of vitamin B12 metabolism. In: Nature Genetics. Band 41, Nr. 2, Februar 2009, ISSN 1061-4036, S. 234–239, doi:10.1038/ng.294 (nature.com).
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- ↑ A. Alfares, L. D. Nunez, K. Al-Thihli, J. Mitchell, S. Melancon, N. Anastasio, K. C. H. Ha, J. Majewski, D. S. Rosenblatt, N. Braverman: Combined malonic and methylmalonic aciduria: exome sequencing reveals mutations in the ACSF3 gene in patients with a non-classic phenotype. In: Journal of Medical Genetics. Band 48, Nr. 9, 1. September 2011, ISSN 0022-2593, S. 602–605, doi:10.1136/jmedgenet-2011-100230 (bmj.com).
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- ↑ Methylmalonazidämie mit Homocystinurie. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).