Flugplatz Müritz Airpark | ||
---|---|---|
| ||
Kenndaten | ||
ICAO-Code | EDAX | |
IATA-Code | REB | |
Flugplatztyp | Verkehrslandeplatz | |
Koordinaten | ||
Höhe über MSL | 67 m (220 ft) | |
Verkehrsanbindung | ||
Entfernung vom Stadtzentrum | 4 km südöstlich von Rechlin | |
Basisdaten | ||
Betreiber | Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft Müritzflugplatz Rechlin-Lärz mbH | |
Start- und Landebahn | ||
07/25 | 2380 m × 50 m Beton | |
Der Flugplatz Müritz Airpark – früher Flugplatz Rechlin-Lärz – (IATA-Code: REB, ICAO-Code: EDAX) ist ein Verkehrslandeplatz auf den Gemeindegebieten Lärz und Rechlin in Mecklenburg.
Geschichte
Erster und Zweiter Weltkrieg
Die Geschichte des Flugplatzes Müritz Airpark begann im Jahr 1916, als die ersten Planungen der Luftstreitkräfte im Rahmen der Flieger-Versuchs- und Lehranstalt an der Müritz entstanden. Diese wurden 1917 und 1918 umgesetzt. Für die Zeit von 1920 bis 1933 gibt es widersprüchliche Angaben: Laut Angaben des Flugplatzes selbst diente der Flugplatz in dieser Zeit der Sportfliegerei, dem entgegen steht laut sorgfältiger Recherche namhafter Luftfahrthistoriker, dass die Enteignungen von 1918 nach Ende des Ersten Weltkrieges teilweise wieder rückgängig gemacht wurden, da Mitte der 1930er Jahre wegen der Wiederaufrüstung erneut Kaufverhandlungen für das Gelände vor Baubeginn notwendig waren. Bis Mitte 1935 waren die Erdarbeiten am Rollfeld und den für den Flugbetrieb notwendigen Gebäuden weit vorangeschritten. Ab 1939 entstand die West-Ost-Betonbahn, die Nordwest-Südost-Betonbahn folgte später. In Lärz wurde später das „Erprobungskommando Lärz“ der Luftwaffe aufgestellt, welches normalerweise die sogenannten Vor- oder Nullserienmuster zur Einsatzerprobung zugewiesen bekam. Ab Mitte 1944 erhielt die Erprobung der neuen Strahlflugzeuge Me 262, Ar 234 und He 162 Priorität. Zum Kriegsende kamen, in dem teilweise zum Konzentrationslager umgebauten Lager Retzow, Frauen aus dem KZ Ravensbrück, um sie auf dem Flugplatz Lärz für Bauarbeiten einzusetzen, da die Startbahnen ständig erweitert werden mussten.
Vom Flugplatz Lärz aus sind noch Einsätze gegen Bomberverbände mit der Messerschmitt Me 262 und Tieffliegerangriffe mit Focke-Wulf Fw 190 gegen die Rote Armee geflogen worden. Am 2. Mai 1945 wurden die Erprobungsstelle Rechlin und der Flugplatz Lärz an die Rote Armee übergeben. Bis zum Juni nutzte die mit Il-2 ausgerüstete 196. Schlachtfliegerdivision den Platz.
Nachkriegsgeschichte
Nach dem Krieg wurde Rechlin zu einer Garnison der sowjetischen Streitkräfte. 1949 übernahm das mit Lawotschkin La-9 ausgerüstete 165. Jagdfliegerregiment den Platz, später kamen die ersten Strahljäger MiG-15 hinzu, da der Flugplatz Lärz über Betonbahnen verfügte (vgl. GRU). Ab 1956 wurde das 165. IAP durch das 33. Jagdfliegerregiment abgelöst. Dieses war bis 1961 in Lärz stationiert und mit MiG-15, MiG-17 und MiG-19 ausgerüstet. Hinzu kam ebenfalls ab 1956 die mit An-2 ausgestattete Stabsführungskette der 125. Jagd/Jagdbomberdivision. 1961 wurde schließlich das 19. Garde-Jagdbomberregiment mit MiG-17 und Su-7, später mit MiG-27, und von 1969 bis 1987 die selbstständige 344. Hubschrauberstaffel stationiert. Diese formierte 1987 in die dritte Staffel des 439. selbstständigen Hubschrauberregiments aus Parchim um. Kurzzeitig waren auch immer wieder andere Einheiten der 16. Luftarmee in Lärz stationiert. Die Offiziere und ihre Familien wurden in der Siedlung Vietzen (heutiges Rechlin) untergebracht, die Soldaten in den ehemaligen Kasernen der Erprobungsstelle der Gruppe West kaserniert. 1948 gab die Sowjetarmee 75 Wohnungen zur Nutzung für die deutsche Bevölkerung frei.
Nach Einstellung des Flugbetriebs am 23. März 1993 verließ das 19. Jagdbomberregiment der nunmehr russischen WGT nach 48 Jahren Nutzung durch die GSSD/WGT endgültig den Flugplatz Lärz und im Herbst auch den bisher ausgegrenzten Wohnbereich und die Kasernen in Rechlin. Im Juli fanden die letzten Materialverbringungsflüge durch An-22 und Il-76 nach Russland statt.
1994 wurde der Flugplatz Lärz wieder für die zivile Nutzung eröffnet. Die Betreibung des Flugplatzes legt bei der Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft Müritzflugplatz Rechlin-Lärz mbH. Inzwischen wurden große Teile der ehemaligen militärischen Infrastruktur abgerissen. Die Start- und Landebahnen wurden um 300 Meter auf 2080 Meter gekürzt. Die Start- und Landebahn wurde 2011 komplett saniert. Anschließend wurden die Rollwege asphaltiert.
Der nördliche Teil des Geländes wurde am 30. April 2003 von dem Verein Kulturkosmos Müritzsee e.V. gekauft, der dort seit 1997 alljährlich das Fusion Festival veranstaltet. Die auf dem Gelände befindlichen zwölf Hardened Aircraft Shelter werden als Veranstaltungsorte genutzt.
Der wesentlich größere restliche Teil des Flugplatzes wurde vom Konsortium „Müritz Airpark“ erworben. Die Firma MAP Müritz Airpark GmbH ist damit befasst, dort eine sogenannte Fly-In-Community errichten zu wollen, also ein Gebiet mit privaten Wohnhäusern und eigenen Flughangars. Außerdem besteht eine Prospektplanung, im Gelände eine Marina und einen 18-Loch-Golfplatz zu integrieren.
Literatur
- Theodor Benecke (Hg.) Die deutsche Luftfahrt. Band 27: Heinrich Beauvais, Karl Kössler, Max Mayer, Christoph Regel: Flugerprobungsstellen bis 1945. Johannisthal, Lipezk, Rechlin, Travemünde, Tarnewitz, Peenemünde-West. Bernard & Graefe, München u. a. 1998, ISBN 3-7637-6117-9.
- Hans-Werner Lerche: Testpilot auf Beuteflugzeugen. 2. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1977, ISBN 3-879434-95-6.
- Hans-Werner Lerche: Testpilot auf Beuteflugzeugen. 7. überarbeitete und erweiterte Auflage. Aviatic Verlag, Oberhaching 1999, ISBN 3-925505-41-5.
- Förderverein Luftfahrttechnisches Museum Rechlin e. V.: Geschichte und Technik in und um Rechlin. Vom Propeller übers Strahlflugzeug zum Rettungsboot. Eigenverlag, Rechlin 2003.
- Stefan Büttner: Rote Plätze – Russische Militärflugplätze Deutschland 1945–1994, AeroLit, Berlin 2007, ISBN 978-3-935525-11-4
- Jürgen Zapf: Flugplätze der Luftwaffe 1934–1945 – und was davon übrig blieb. Band 5: Mecklenburg-Vorpommern. VDM, Zweibrücken 2006, ISBN 978-3-86619-011-5
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Beauvais, Kössler, Mayer, Regel: Deutsche Luftfahrt – Flugerprobungsstellen bis 1945, Bernard & Graefe, 1998, ISBN 3-7637-6117-9