Der Begriff Missa brevis (lat. „kurze Messe“) bezeichnet in der Musik zwei verschiedene Arten der Messe:

Im Bereich der römisch-katholischen Kirchenmusik bezeichnet der Begriff die Vertonung des gesamten Messordinariums in betont knapper Weise mit Rücksicht auf die Gesamtlänge des Gottesdienstes, üblich vor allem in Werken der Wiener Klassik. Im Gegensatz zur Missa solemnis ist die Aufteilung der Ordinariumsteile in Einzelsätze weniger ausgeprägt. Die Instrumentalbegleitung beschränkt sich oftmals auf das Wiener Kirchentrio (zwei Violinen und Basso continuo). Wenn weitere Instrumente hinzutreten, unterstützen sie lediglich die Gesangsstimmen colla parte; besonders in der Salzburger Praxis werden dabei meist die drei tiefen Chorstimmen durch Posaunen verdoppelt. In besonders knappen Formen wird der Text auf verschiedene Stimmen verteilt und dann teilweise gleichzeitig gesungen, die Messe somit zur Missa brevissima.

In der evangelisch-lutherischen Kirchenmusik bezeichnet der Begriff dagegen im Gegensatz zur Missa tota die Vertonung lediglich von Kyrie und Gloria (siehe hierzu die Lutherischen Messen von Johann Sebastian Bach; die Missa brevis super Christ lag in Todes Banden von Georg Philipp Telemann).

Beispiele

Literatur

  • Peter Ackermann: Messe – V. Mehrstimmige Messvertonungen 17. bis 20. Jahrhunderts. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Neuausgabe. Sachteil Band 6. Bärenreiter/Metzler, Kassel/Stuttgart 1997, ISBN 3-7618-1107-1, Sp. 204–219.
  • Joseph Dyer: Roman Catholic church music. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  • Wolfgang Hochstein: Die Messe. In: Wolfgang Hochstein, Christoph Krummacher (Hrsg.): Geschichte der Kirchenmusik. Band 2: Das 17. und 18. Jahrhundert (= Enzyklopädie der Kirchenmusik Band I/2). Laaber-Verlag, Laaber 2012, ISBN 978-3-89007-752-9, S. 216–232.
  • Horst Leuchtmann, Siegfried Mauser: Messe und Motette. Laaber-Verlag, Laaber 1998, ISBN 3-89007-132-5, S. 233–248.
  • Hans Musch: Entwicklung und Entfaltung der christlichen Kultmusik des Abendlandes. In: ders. (Hrsg.): Musik im Gottesdienst. Band 1: Historische Grundlagen, Liturgik, Liturgiegesang. 5. Auflage. ConBrio, Regensburg 1994, ISBN 3-930079-21-6, S. 9–97.
  • Hubert Unverricht: Die orchesterbegleitete Kirchenmusik von den Neapolitanern bis Schubert. In: Karl Gustav Fellerer (Hrsg.): Geschichte der katholischen Kirchenmusik. Band 2. Bärenreiter, Kassel 1976, ISBN 3-7618-0225-0, S. 157–172.
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