Missile Moyenne Portée


Missile Moyenne Portée

Allgemeine Angaben
Typ Panzerabwehrlenkwaffe
Heimische Bezeichnung MMP, Missile Moyenne Portée, Akeron MP
Herkunftsland Frankreich Frankreich
Hersteller MBDA
Entwicklung 2009
Indienststellung 2017
Stückpreis ~60.000 Euro
Technische Daten
Länge 1,3 m
Durchmesser 140 mm
Gefechtsgewicht Rakete 15 kg (Rakete in Startrohr),
11 kg (Starteinheit)
Antrieb Feststoffraketentriebwerk
Geschwindigkeit 230 m/s
Reichweite 5000 m
Ausstattung
Lenkung INS & Lichtleitkabel
Zielortung Abbildender Infrarotsuchkopf
Gefechtskopf Tandemhohlladung & Splittergefechtskopf
Zünder Aufschlagzünder
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Die Missile Moyenne Portée (MMP) ist eine Panzerabwehrlenkwaffe, welche von der französischen Sparte des europäischen Rüstungsunternehmens MBDA produziert wird. Von diesem wird sie seit dem Jahr 2022 unter der Bezeichnung Akeron MP vermarktet.

Entwicklung

Das französische Verteidigungsministerium bestellte Mitte des Jahres 2009 im Rahmen eines Urgent Operational Requirement (UOR) 260 FGM-148 Javelin als Ersatz für die seit über 40 Jahren im Einsatz stehende MILAN-Panzerabwehrlenkwaffen. Aufgrund dessen begann man noch im selben Jahr bei MBDA aus Eigeninitiative mit der Entwicklung der MMP. Der erste Test mit einer MMP erfolgte im April 2014. Im selben Jahr wurde die MMP an der Rüstungsmesse Eurosatory der Öffentlichkeit vorgestellt. Bereits im Jahr 2013 erfolgte vom französischen Verteidigungsministerium eine erste Bestellung. Die ersten Waffen wurden im November 2017 an Frankreich ausgeliefert. Weiter wird MMP auch auf dem Exportmarkt angeboten.

Weiter arbeitet man bei MBDA an der Ausführung MLP. Diese soll dank eines vergrößerten Raketenmotors und größeren Flügeln eine Reichweite von bis zu 8 km besitzen. MLP soll von Fahrzeugen und Kampfhubschraubern zum Einsatz gebracht werden. Unter der Bezeichnung MHT (Missile Haut de Trame) bzw. Akeron LP entwickelt MBDA auf der Basis der MMP eine Panzerabwehrlenkwaffe mit einer Reichweite von rund 20 km. Diese soll mit dem Eurocopter Tiger Mk.3 zum Einsatz kommen.

Daneben wurde von MBDA mit schwedischen sowie indischen Firmen Joint Ventures eingegangen, welche auf der Basis der MMP eigene Panzerabwehrlenkwaffen für Indien und Schweden (RBS-58) produzieren wollen.

Konzept

Mit der Entwicklung der MMP reagiert man auf die veränderte Bedrohungslage nach dem Kalten Krieg. Im Rahmen der asymmetrischen Kriegführung kann MMP neben der Bekämpfung von Kampfpanzern auch gegen leicht gepanzerten Fahrzeuge, Feldbefestigungen und Gebäudestrukturen eingesetzt werden. MMP wurde für den Kampf in urbanem Gelände konzipiert und ist auch für eine Vernetzte Operationsführung ausgelegt. Auch besitzt die MMP die nötigen Schnittstellen für die Anbindung an das französische Future-Soldier-Programm FÉLIN. Eingesetzt als eine Fire-and-Forget- oder eine Nicht-Sichtverbindung-Lenkwaffe (NLOS) ähnelt das Einsatzkonzept der FGM-148 Javelin und der Spike-Panzerabwehrlenkwaffe.

Im Gegensatz zum Vorgängermodell MILAN erreicht MMP eine vergrößerte Reichweite und erlaubt ein viel breiteres Einsatzspektrum. Auch wurde durch das neue Startverfahren ein Start aus Gebäuden und Deckungen heraus möglich. Es besteht die Möglichkeit des überhöhten Angriffs gegen die nur schwach gepanzerte Oberseite von Panzerfahrzeugen. Mit MPP lassen sich fahrende Fahrzeuge mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h bekämpfen. MMP kann von ein bis zwei Infanteristen transportiert und auch auf Waffentürmen gepanzerter Fahrzeuge oder Schiffen montiert werden.

Technik

Starteinheit

Die Starteinheit wiegt 11 kg und besteht im Groben aus einer Dreibein-Lafette und einer kombinierten Infrarot- und Tageslicht-Zielkamera. Die Kameras erlauben eine Zielerfassung und Zielidentifikation auf die maximale Einsatzdistanz der Lenkwaffe. Auch kann die Starteinheit als ein separates Fernglas oder Infrarotsichtgerät zur Beobachtung eingesetzt werden. In der Starteinheit ist auch ein GPS/Galileo-Empfänger, ein Magnetkompass zur Standortbestimmung sowie ein Laser zur Entfernungsmessung verbaut. Ebenso verfügt die Starteinheit über die nötigen Schnittstellen für die Anbindung an militärische Führungssysteme (C²). Daneben befinden sich in der Starteinheit die Batterien zur Stromversorgung. Die Stromversorgung kann aber auch mit einem Kabel von Extern erfolgen. Auf die Starteinheit kann jeweils ein Transport- und Startbehälter für die Lenkwaffe aufgesetzt werden.

Lenkwaffe

Die MMP-Lenkwaffen werden in versiegelten GFK-Transport- und Startbehältern aus dem Werk ausgeliefert. Der Transport- und Startbehälter wiegt beladen 15 kg. Die Lenkwaffe lässt sich im Groben in vier Sektionen aufteilen. Im vorderen Teil des Lenkwaffenrumpfes sind der Suchkopf und die Steuerelektronik untergebracht. Der Suchkopf enthält das bildgebende Infrarotsystem und die Zündkontakte für den Gefechtskopf. Neben der Steuerelektronik ist die Vorhohlladung montiert, welche asymmetrisch im Rumpf angeordnet ist. Im mittleren Abschnitt des Lenkwaffenrumpfes befinden sich das Feststoffraketentriebwerk sowie die vier Leitwerksflächen. Unmittelbar dahinter ist die Hauptladung des Gefechtskopfes, der aus einer Hohlladung mit Splittermantel besteht, untergebracht. Im hinteren Rumpfabschnitt befinden sich die Aktuatoren, die Lenkeinheit, das Lichtleitkabel, die vier Steuerflächen sowie der Startbooster.

Der Suchkopf der MMP ist eine Kombination aus einer Infrarotkamera sowie einem optischen CCD-Sensor. Im Gegensatz zu anderen Infrarotsuchköpfen muss der Suchkopf der MMP vor dem Start nicht gekühlt werden, was die Zeit für die Startvorbereitung reduziert. Die Bilddaten können über ein 2-Weg-Datenlink via Lichtleitkabel an die Starteinheit übertragen werden. Der Gefechtskopf besteht aus einer Tandemhohlladung mit Splittermantel. Ziel der kleineren Vorhohlladung ist es, eine eventuell vorhandene Reaktivpanzerung zur Detonation zu bringen und so der Hauptladung die volle Wirkung auf die passive Hauptpanzerung des Ziels zu ermöglichen. Ist keine reaktive Panzerung vorhanden, ruft die Vorhohlladung schon entsprechende Wirkungen an der Hauptpanzerung hervor. Der Sprengkopf der MMP wird von Saab Bofors Dynamics Switzerland produziert und hat eine Durchschlagsleistung von rund 1000 mm Panzerstahl oder 2 m Stahlbeton. Um die Hohlladung ist ein Splittermantel angebracht, der 1500 Splitter aus Wolfram enthält. Die Wolframsplitter haben einen Wirkradius von rund 15 m.

Angriffsprofile

Der Schütze kann vor dem Start zwischen zwei Angriffsprofilen wählen: DA (Direct Attack) oder NLOS (Non-line-of-sight). Das Angriffsprofil DA kommt zum Einsatz, wenn zwischen dem Schützen und dem Ziel eine direkte Sichtverbindung besteht. Bei diesem Angriffsprofil wird MMP generell im Modus Fire-and-Forget eingesetzt. MMP kann bei diesem Angriffsprofil Ziele auch treffen, wenn sich diese nach dem Lenkwaffenstart aus dem Sichtfeld des Schützen bewegen. Das Angriffsprofil NLOS kommt zur Anwendung, wenn zum Ziel keine direkte Sichtverbindung besteht. In diesem Fall wird das Kamerabild aus der Lenkwaffe über das Lichtleitkabel an die Starteinheit übertragen. Der Schütze kann so die Lenkwaffe in das Ziel steuern (man-in-the-loop). Mit diesem Angriffsprofil lassen sich Ziele bekämpfen, die sich hinter Gebäuden, Vegetation und Hügeln befinden. Auch kann dem Schützen ein Ziel eines vorgelagerten Beobachters zugewiesen werden. In diesem Fall fliegt die Lenkwaffe auf einem vorprogrammierten Flugweg in das Zielgebiet, und dort kann der Schütze die Lenkwaffe auf das Ziel zusteuern (Lock-on after launch).

Die Starteinheit sowie Transport- und Startbehälter für die Lenkwaffe werden getrennt transportiert. Vor dem Start müssen die beiden Komponenten zusammengesteckt werden. Hat der Schütze das Ziel identifiziert und anvisiert, betätigt er den Auslöser und zündet damit den „Startbooster“, welcher die Lenkwaffe mit etwa 160 m/s aus dem Rohr ausstößt. In sicherer Entfernung zündet das Feststoff-Marschtriebwerk und beschleunigt die Lenkwaffe auf rund 230 m/s. Unmittelbar nachdem die Lenkwaffe den Transportbehälter verlassen hat, klappen sich die Leitwerks- und Steuerflächen nach hinten aus und erzeugen eine stabile Fluglage. Unabhängig vom gewählten Angriffsprofil nimmt die MMP-Rakete eine Flugbahn in Form einer semi-ballistischen Kurve ein. So hat der Suchkopf der Lenkwaffe ein optimales Sichtfeld, und es wird eine große Schussdistanz erreicht. Beim Einschlag im Ziel wird der Hohlladungsgefechtskopf durch den Aufschlagzünder ausgelöst. Durch den an der Hauptladung angebrachten Splittermantel wirkt der Gefechtskopf auch gegen Weichziele.

Nutzer

Commons: Missile Moyenne Portée – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Nicholas Fiorenza: Eurosatory 2018: MMP missile fired over 5,000 m. In: Janes.com. IHS Jane's Defence Weekly, 13. Juni 2018, abgerufen am 14. Juni 2018 (englisch).
  2. MBDA launches Akeron tactical missile series. In: shephardmedia.com. Shephard, 9. Juni 2022, abgerufen am 15. Juni 2022 (englisch).
  3. 1 2 3 4 5 Christopher F. Foss: MBDA arrows in on Missile Moyenne Portée qualification. (Nicht mehr online verfügbar.) In: IHS Jane’s 360. janes.com, 4. Mai 2016, archiviert vom Original am 7. Juli 2016; abgerufen am 7. Juli 2016 (englisch).
  4. 1 2 James Dunnigan: France Does What It Must To Compete. In: Strategy Page. strategypage.com, 30. September 2015, abgerufen am 7. Juli 2016 (englisch).
  5. Victor Barreira: France receives first MMP missile systems. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Janes.com. IHS Jane's Defence Weekly, 4. Dezember 2017, archiviert vom Original am 4. Dezember 2017; abgerufen am 5. Dezember 2017 (englisch).
  6. MMP: France’s New Portable Anti-Armor Missile. In: defenseindustrydaily.com. Defense Industry Daily, abgerufen am 6. November 2019 (englisch).
  7. French Tiger Mk3s to include MMP derivative. In: shephardmedia.com. Shephard, 17. November 2020, abgerufen am 15. Juni 2022 (englisch).
  8. LARSEN & TOUBRO AND MBDA ESTABLISH JOINT VENTURE FOR DEVELOPMENT OF SOPHISTICATED MISSILE SYSTEMS. In: mbda-systems.com. MBDA, 13. Februar 2017, abgerufen am 15. Juni 2022 (englisch).
  9. France, Sweden to Develop Anti-Tank Missile Based on MBDA’s MMP Weapon. In: defenseworld.net. Defense World, 2. Juli 2021, abgerufen am 15. Juni 2022 (englisch).
  10. Doug Richardson: The World of Saint Javelin. European Security & Defence Nr. 3/2023, Mittler Report Verlag GmbH, 53173 Bonn, 2023, S. 25–26.
  11. 1 2 3 MBDA unveil MMP 5th generation land combat missile. In: Combat + Survival. combatandsurvival.com, 12. Juni 2014, abgerufen am 7. Juli 2016 (englisch).
  12. 1 2 Missile systems, defence systems MBDA missiles. In: MBDA. youtube.com, 13. Februar 2015, abgerufen am 7. Juli 2016 (englisch).
  13. 1 2 3 4 5 MMP. In: MBDA. youtube.com, 26. Mai 2015, abgerufen am 7. Juli 2016 (englisch).
  14. MBDA MMP missile for Infantry and Turrets at Eurosatory 2014. In: Army Recognition. youtube.com, 30. Juni 2014, abgerufen am 7. Juli 2016 (englisch).
  15. 1 2 3 4 MMP (Missile Moyenne Portée- Medium Range Missile). In: Army Technology. army-technology.com, abgerufen am 7. Juli 2016 (englisch).
  16. MBDA France orders MMP missile warheads. (Nicht mehr online verfügbar.) In: United Press International. missilethreat.com, 7. Juli 2015, archiviert vom Original am 7. Juli 2016; abgerufen am 7. Juli 2016 (englisch).
  17. Jen Judson: MBDA pitches new land combat missile system to Middle East customers. In: defensenews.com. Defense News, 10. Mai 2018, abgerufen am 1. Oktober 2019 (englisch).
  18. Egypt fielding Akeron MP/MMP Anti-tank guided missile. In: Military Africa. military.africa, 21. März 2023, abgerufen am 21. März 2023 (englisch).
  19. Laurent Lagneau: La production en série du Missile moyenne portée est lancée. In: Zone Militaire. opex360.com, 14. Juni 2015, abgerufen am 7. Juli 2016 (französisch).
  20. Ian Bostock: First export order for MMP. (Nicht mehr online verfügbar.) In: IHS Jane's Missiles & Rockets. janes.com, 8. März 2018, archiviert vom Original am 8. März 2018; abgerufen am 8. März 2018 (englisch).
  21. Soldat-und-technik.de: Akeron MP: Luxemburg beschafft Panzerabwehrlenkflugkörpersysteme von MBDA
  22. Lindependant.fr: Guerre en Ukraine: pour la première fois, la France reconnaît avoir livré des missiles anti-chars Akeron aux troupes de Zelensky
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