Die Modi
Dorisch
Hypodorisch
Phrygisch
Hypophrygisch
Lydisch
Hypolydisch
Mixolydisch
Hypomixolydisch
Äolisch
Hypoäolisch
Ionisch
Hypoionisch
Lokrisch
Siehe auch
Kirchentonart
Modale Tonleitern

Modale Tonleitern, auch modale Skalen oder kurz Modi (Einzahl Modus, aus lateinisch modus) sind

  • Tonleitern, die Namen und Tonvorrat der alten europäischen Modi (Kirchentonarten, Kirchentöne) übernehmen, ohne jedoch die weiteren in der alten Musik wichtigen Eigenschaften der Kirchentöne (Ambitus, Finalis, Repercussa, Unterscheidung authentisch/plagal) zu berücksichtigen. Die kirchentonalen Modi werden im Folgenden auch als Kirchentonleitern bezeichnet
  • nicht auf dem Dur-Moll-System beruhende Tonleitern (z. B. modale Tonleitern im modalen Jazz und in orientalischer Musik).

Ableitung der Kirchentonleitern aus einer Durtonleiter

Die kirchentonalen Modi können als unterschiedliche Ausschnitte aus dem Tonvorrat einer beliebigen Durtonleiter gedeutet werden, wobei sich die Verhältnisse besonders einfach (ohne Vorzeichen) bei C-Dur gestalten.

Die ionische Tonleiter ist mit der Dur-Tonleiter, die äolische mit der natürlichen Moll-Tonleiter identisch.

Die modalen Tonleitern können auf jede Stufe der chromatischen Tonleiter transponiert werden. Um die Vorzeichen einer bestimmten Transposition ermitteln zu können, ist es nützlich, sich zu merken, auf welcher Stufe der zugehörigen Durtonleiter die Modi errichtet sind.

Weiß man zum Beispiel, dass Dorisch auf der zweiten Stufe der zugeordneten Durtonleiter „steht“, so sieht man sofort, dass e-Dorisch die gleichen Vorzeichen wie D-Dur oder fis-Dorisch die gleichen Vorzeichen wie E-Dur hat. Lydisch steht auf der vierten Stufe einer Durtonleiter, also hat zum Beispiel As-Lydisch die gleichen Vorzeichen wie Es-Dur.

Eine alternative Methode zur Ermittlung der Vorzeichen ergibt sich aus dem folgenden Kapitel.

Besondere Merkmale der Kirchentonleitern

Die Kirchentonleitern oder kirchentonalen Modi lassen sich nach ihrer Terz jeweils einem der Tongeschlechter Dur oder Moll zuordnen.

In der folgenden Tabelle (sortiert nach der absteigenden „Helligkeit der Klangfarbe“) sind die charakteristischen Töne bzw. diatonischen Akkorde (Stufentheorie) sowie die Halbtonschritte (rote Striche) der jeweiligen Tonart hervorgehoben. Die Verwendung dieser drei Elemente in Verbindung mit der Aufrechterhaltung des tonalen Zentrums (Tonika) erzeugt die jeweilige „Klangfarbencharakteristik“.

Damit stehen feinere Abstufungen zur Verfügung. Statt z. B. von Dur (= Ionisch; „fröhlich“) nach Moll (= Äolisch; „traurig“) zu wechseln kann über das Einfügen zunächst der b7 (Mixolydisch) und anschließend der b3 (Dorisch) die Modalität graduell gewählt werden.

Dur 3 Lydisch 1 2 3 #4 5 6 7 Lydische Quarte I II iii #ivo V vi vii
2 Ionisch 1 2 3 4 5 6 7 I ii iii IV V vi viio
1 Mixolydisch 1 2 3 4 5 6 b7 Mixolydische Septime I ii iiio IV v vi bVII
Moll 0 Dorisch 1 2 b3 4 5 6 b7 Dorische Sexte i ii bIII IV v vio bVII
-1 Äolisch 1 2 b3 4 5 b6 b7 i iio bIII iv v bVI bVII
-2 Phrygisch 1 b2 b3 4 5 b6 b7 Phrygische Sekunde i bII bIII iv vo bVI bvii
-3 Lokrisch 1 b2 b3 4 b5 b6 b7 Lokrische Quinte io bII biii iv bV bVI bvii

Im Folgenden werden die Kirchentonleitern mit der jeweils ähnlichen Dur-/Moll-Tonleiter verglichen. Die Notation ist so gewählt, dass keine Vorzeichen benötigt werden. Zunächst werden die Tonleitern betrachtet, die auf das mittelalterliche System der Kirchentöne zurückgehen.

Moll-geschlechtliche Skalen

Dorisch

Die dorische Tonleiter unterscheidet sich von der natürlichen Molltonleiter durch eine erhöhte 6. Stufe, die dorische Sext.

Phrygisch

Die phrygische Tonleiter unterscheidet sich von der natürlichen Molltonleiter durch eine erniedrigte 2. Stufe, die phrygische Sekunde.

Dur-geschlechtliche Skalen

Lydisch

Die lydische Tonleiter unterscheidet sich von einer Durtonleiter durch eine erhöhte 4. Stufe, die lydische Quart.

Mixolydisch

Die mixolydische Tonleiter unterscheidet sich von einer Durtonleiter durch eine erniedrigte 7. Stufe, die mixolydische Sept.

Vervollständigung des Systems (ionisch, äolisch, lokrisch)

Aus den im 16. Jahrhundert hinzugefügten Modi Ionisch und Äolisch gingen das heutige Dur und Moll hervor. Die ionische Skala ist also mit der Durtonleiter, die äolische Skala mit der natürlichen Molltonleiter identisch.

Beim lokrischen Modus gibt es nicht ein charakteristisches Unterscheidungsintervall zu Dur oder Moll. Man muss, um aus einer Molltonleiter eine lokrische zu machen, zwei Stufen erniedrigen, nämlich die zweite und fünfte.

Einen Modus Lokrisch hat es im System der Kirchentöne nie gegeben. Die Bezeichnung stammt aus der Musiktheorie der griechischen Antike, wo sie eine nie ganz geklärte, eher periphere Rolle spielte. Erst in neuerer Zeit wurde unter der alten Bezeichnung ein neuer („lokrischer“) Modus erfunden, um das System für praktische Zwecke zu vervollständigen. Die lokrische Tonleiter unterscheidet sich von den anderen dadurch, dass über dem Grundton anstelle der reinen eine verminderte Quint (Tritonus) liegt, weshalb sie früher als unbrauchbar galt. Im Jazz erfreut sie sich trotzdem als Improvisationsskala einer gewissen Beliebtheit.

Bildliche Darstellung aller Kirchentonleitern mit Hörbeispielen

Die folgenden Grafiken stellen die sieben Kirchentonleitern bildlich dar. (Erläuterung des Schemas)


Ionisch (Dur)
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Dorisch
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Phrygisch
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Lydisch
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Mixolydisch
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Äolisch (reines Moll)
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Lokrisch
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Im Rahmen seiner Fernsehreihe Young People’s Concerts (Konzerte für junge Leute) mit dem New York Philharmonic Orchestra erläuterte Leonard Bernstein im November 1966 das System der Kirchentonarten in der Folge „What is a Mode?“.

Herleitung vier europäischer Skalenfamilien

Aus den Modi der Tonleitern 1. Dur, 2. melodisch Moll, 3. harmonisch Moll und 4. harmonisch Dur lassen sich vier Familien von Skalen aufbauen, von denen die erste Familie die obigen Kirchentonarten sind. Die beiden ersten Familien kommen mit Halb- und Ganztonschritten aus, die dritte und vierte führen einen "Anderthalbtonschritt" ein.

Die hier verwendete Nummerierung der Familien ist willkürlich. Die Nummerierung der Stufen ist so im Jazz üblich, nicht aber eindeutig. So kann die 2. Familie anders als hier statt auf "aufsteigend melodisch Moll" sich auch auf Lydian Dominant als Mutterskala beziehen. Man spricht dann von der Heptatonia Sekunda, erhält aber die selben Modi und Skalen.

Modi

d. h. Stufen der Ausgangstonleiter

Familie Stufe Popular Name (engl.) Systematischer Name 1 b2 2 b3 3 4 #4/b5 5 b6 6 b7 7 1 b2 2 b3 3 4 #4/b5 5 b6 6 b7
1 I Major Ionisch x x x x x x x x x x x x x
1 II Dorian Dorisch x x x x x x x x x x x x x
1 III Phrygian Phrygisch x x x x x x x x x x x x x
1 IV Lydian Lydisch x x x x x x x x x x x x x
1 V Mixolydian Mixolydisch x x x x x x x x x x x x x
1 VI Natural Minor Äolisch x x x x x x x x x x x x x
1 VII Locrian Lokrisch x x x x x x x x x x x x x
2 VII Altered / Super Locrian Ionisch #1 x x x x x x x x x x x x x
2 I Ascending Melodic Minor Dorisch #7 x x x x x x x x x x x x x
2 II Dorian b2 Phrygisch #6 x x x x x x x x x x x x x
2 III Lydian Augmented Lydisch #5 x x x x x x x x x x x x x
2 IV Lydian Dominant Mixolydisch #4 x x x x x x x x x x x x x
2 V Aeolian Dominant Äolisch #3 x x x x x x x x x x x x x
2 VI Half Diminished Lokrisch #2 x x x x x x x x x x x x x
3 III Major #5 / Major Augmented Ionisch #5 x x x x x x x x x x x x x
3 IV Dorian #4 Dorisch #4 x x x x x x x x x x x x x
3 V Phrygian Dominant Phrygisch #3 x x x x x x x x x x x x x
3 VI Lydian #2 Lydisch #2 x x x x x x x x x x x x x
3 VII Altered Dominant bb7 Mixolydisch #1 x x x x x x x x x x x x x
3 I Harmonic Minor Äolisch #7 x x x x x x x x x x x x x
3 II Locrian #6 Lokrisch #6 x x x x x x x x x x x x x
4 I Harmonic Major Ionisch b6 x x x x x x x x x x x x x
4 II Dorian b5 Dorisch b5 x x x x x x x x x x x x x
4 III Phrygian b4 Phrygisch b4 x x x x x x x x x x x x x
4 IV Lydian b3 Lydisch b3 x x x x x x x x x x x x x
4 V Mixolydian b2 Mixolydisch b2 x x x x x x x x x x x x x
4 VI Lydian Augmented #2 Äolisch b1 x x x x x x x x x x x x x
4 VII Locrian bb7 Lokrisch b7 x x x x x x x x x x x x x

Skalen

d. h. Intervallfolgen wie oben, aber ab demselben Grundton

Familie Stufe Popular Name (engl.) Systematischer Name 1 b2 2 b3 3 4 #4/b5 5 b6 6 b7 7
1 I Major Ionisch x x x x x x x
1 II Dorian Dorisch x x x x x x x
1 III Phrygian Phrygisch x x x x x x x
1 IV Lydian Lydisch x x x x x x x
1 V Mixolydian Mixolydisch x x x x x x x
1 VI Natural Minor Äolisch x x x x x x x
1 VII Locrian Lokrisch x x x x x x x
2 VII Altered / Super Locrian Ionisch #1 x x x x x x x
2 I Ascending Melodic Minor Dorisch #7 x x x x x x x
2 II Dorian b2 Phrygisch #6 x x x x x x x
2 III Lydian Augmented Lydisch #5 x x x x x x x
2 IV Lydian Dominant Mixolydisch #4 x x x x x x x
2 V Aeolian Dominant Äolisch #3 x x x x x x x
2 VI Half Diminished Lokrisch #2 x x x x x x x
3 III Major #5 / Major Augmented Ionisch #5 x x x x x x x
3 IV Dorian #4 Dorisch #4 x x x x x x x
3 V Phrygian Dominant Phrygisch #3 x x x x x x x
3 VI Lydian #2 Lydisch #2 x x x x x x x
3 VII Altered Dominant bb7 Mixolydisch #1 x x x x x x x
3 I Harmonic Minor Äolisch #7 x x x x x x x
3 II Locrian #6 Lokrisch #6 x x x x x x x
4 I Harmonic Major Ionisch b6 x x x x x x x
4 II Dorian b5 Dorisch b5 x x x x x x x
4 III Phrygian b4 Phrygisch b4 x x x x x x x
4 IV Lydian b3 Lydisch b3 x x x x x x x
4 V Mixolydian b2 Mixolydisch b2 x x x x x x x
4 VI Lydian Augmented #2 Äolisch b1 x x x x x x x
4 VII Locrian bb7 Lokrisch b7 x x x x x x x

Umsortiert nach Ähnlichkeit

Hervorgehoben (o) sind die Töne, die gegen Dur bzw. (natürlich) Moll abweichen.

Familie Stufe Popular Name (engl.) Systematischer Name 1 b2 2 b3 3 4 #4/b5 5 b6 6 b7 7
Dur 1 IV Lydian Lydisch x x x o x x x
2 III Lydian Augmented Lydisch #5 x x x o o x x
2 IV Lydian Dominant Mixolydisch #4 x x x o x x o
1 I Major Ionisch x x x x x x x
3 III Major Augmented Ionisch #5 x x x x o x x
4 I Harmonic Major Ionisch b6 x x x x x o x
1 V Mixolydian Mixolydisch x x x x x x o
2 V Aeolian Dominant Äolisch #3 x x x x x o o
4 V Mixolydian b2 Mixolydisch b2 x o x x x x o
3 V Phrygian Dominant Phrygisch #3 x o x x x o o
Moll 1 II Dorian Dorisch x x x x x o x
2 II Dorian b2 Phrygisch #6 x o x x x o x
3 IV Dorian #4 Dorisch #4 x x x o x o x
4 II Dorian b5 Dorisch b5 x x x x o o x
1 VI Natural Minor Äolisch x x x x x x x
3 I Harmonic Minor Äolisch #7 x x x x x x o
2 I Ascending Melodic Minor Dorisch #7 x x x x x o o
1 III Phrygian Phrygisch x o x x x x x
1 VII Locrian Lokrisch x o x x o x x
3 II Locrian #6 Lokrisch #6 x o x x o o x
2 VI Half Diminished Lokrisch #2 x x x x o x x
4 IV Lydian b3 Lydisch b3 x x x o x o o
4 VII Locrian bb7 Lokrisch b7 x o x x o x o
b3/3 2 VII Altered / Super Locrian Ionisch #1 x x x x x x x
3 VI Lydian #2 Lydisch #2 x x x x x x x
3 VII Altered Dominant bb7 Mixolydisch #1 x x x x x x x
4 III Phrygian b4 Phrygisch b4 x x x x x x x
4 VI Lydian Augmented #2 Äolisch b1 x x x x x x x

Viele dieser Skalen haben weitere Namen. So wird z. B. 3-IV (Dorisch #4) auch die rumänische Skala genannt. Eine klassische Verwendung dieser Skala findet sich in der 3. Gnossienne von Erik Satie. Sie wird aber auch im Metal verwendet.

Weitere Tonleitern und -systeme (Linkliste)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Young People’s Concerts, Folge What is a Mode?, 1966. (Clip auf YouTube), Abruf am 26. August 2018.
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