Mūsā ibn Nusair (arabisch موسى بن نصير, DMG Mūsā ibn Nuṣair; * 640; † 715 oder 716) war ein arabischer Heerführer und Statthalter in Ifrīqīya (703–714).
Mūsā ibn Nuṣair war zunächst in der Verwaltung von Basra tätig, wurde aber der Veruntreuung öffentlicher Gelder angeklagt. Er floh nach Ägypten, wo ein Bruder des Kalifen ‘Abd al-Malik Fürsprache für Mūsā einlegte. Er wurde nun sogar 703 zum Statthalter in Ifrīqīya ernannt und mit der Unterwerfung des Maghreb betraut. Zunächst unterstand er als Statthalter von Ifrīqīya noch dem Statthalter in Ägypten. Erst 705 erreichte Mūsā ibn Nuṣair die Eigenständigkeit der Provinz Ifrīqīya und die direkte Unterstellung unter die Kalifen.
Ihm gelang bis 709 die Unterwerfung des gesamten Maghreb. Da die Berber schnell zum Islam übertraten, begann Mūsā ibn Nuṣair, Berber als Hilfstruppen für seine Feldzüge einzubeziehen.
Im Juli 710 unternahm Tarif ibn Malik einen ersten erfolgreichen Raubzug ins Westgotenreich. Daraufhin entsandte Mūsā 711 Ṭāriq ibn Ziyād, den Gouverneur von Tanger, zu einem Feldzug gegen das Westgotenreich in Spanien. Entgegen Mūsās Befehl besiegte dieser die Westgoten in der Schlacht am Guadalete und eroberte ihre Hauptstadt Toledo.
Erst im Juni 712 konnte Mūsā mit einem aus Arabern und Berbern bestehenden Heer (18000 Mann) in Spanien landen und Medina-Sidonia, Carmona und Sevilla erobern. Zwar wurde Ṭāriq beim Treffen in Talavera wegen Befehlsmissachtung bestraft, doch führten beide die Unterwerfung der Westgoten weiter. Als sie 714 Saragossa und Navarra unterworfen hatten und über die Pyrenäen nach Septimanien vorstoßen wollten, wurden sie von Kalif al-Walīd nach Damaskus beordert. Bevor er das Land verließ, setzte Mūsā seinen Sohn ‘Abd al-‘Azīz als Statthalter in Andalusien ein. Weitere Söhne wurden als Statthalter in Tanger/Marokko und Ifrīqīya eingesetzt.
In Damaskus fiel er bei al-Walīd I. in Ungnade und verlor sein gesamtes Vermögen. Mūsā ibn Nuṣair starb 715 oder 716 in Medina, nachdem er von der Haddsch zurückgekehrt war.
Literatur
- Stephan und Nandy Ronart: Lexikon der Arabischen Welt. Artemis, Zürich 1972, ISBN 3-7608-0138-2.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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— | Statthalter von Al-Andalus 712–714 | Abd al-Aziz |