Muschelschaler | ||||||||||||||
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Veraltete systematische Gruppe Das hier behandelte Taxon ist nicht Teil der in der deutschsprachigen Wikipedia dargestellten Systematik. Näheres hierzu findet sich im Artikeltext. | ||||||||||||||
Cyzicus californicus (Spinicaudata) | ||||||||||||||
Systematik | ||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Ordnung | ||||||||||||||
Diplostraca | ||||||||||||||
Gerstäcker, 1866 | ||||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Unterordnung | ||||||||||||||
Conchostraca | ||||||||||||||
Sars, 1867 |
Die Muschelschaler (Conchostraca), auch Diplostraca genannt, gehören neben den Feenkrebsen (Anostraca) und den Rückenschalern (Notostraca) zu den Branchiopoden oder „Urzeitkrebsen“ und sind damit zu den lebenden Fossilien zu rechnen. Die früher so zusammengefassten Gruppen umfassen zusammen ungefähr 180 Arten, die alle im Süßwasser in Binnengewässern leben.
Die Muschelschaler wurden in der traditionellen Systematik der Krebstiere in die Infraordnungen Spinicaudata und Laevicaudata (mit der einzigen rezenten Familie Lynceidae) gegliedert. Diese sind aber, wie man später herausgefunden hat, keine Schwestergruppen, die ehemaligen Spinicaudata bilden mit den Wasserflöhen (Cladoceromorpha, früher Cladocera) ein eigenständiges Taxon innerhalb der Krallenschwänze (Onychura, je nach Autoren im Rang einer Ordnung oder Unterordnung). Das gemeinsame Taxon wird heute meist mit dem alten Namen Diplostraca bezeichnet, diese sind also anders definiert und umschrieben als im traditionellen System.
Die morphologische Ähnlichkeit der Spinicaudata und Laevicaudata beruht also auf gemeinsamen urtümlichen Merkmalen oder Plesiomorphien; die zweiklappige Schale wurde bei den Wasserflöhen um- oder rückgebildet, sie war aber bei deren Vorfahren einmal vorhanden. Eine Übergangsform, die bis heute überlebt hat, ist die früher zu den Muschelschalern gestellte Cyclestheria hislopi. Sie bildet die Schwestergruppe der übrigen Cladoceren.
Ihren Namen verdanken die Muschelschaler ihrer zweiteiligen bzw. zweilappigen Schale, die sie vor Verletzungen schützt und äußerlich an eine Muschel erinnert. Sie werden zwischen 0,5 und 2 cm lang und filtrieren ihre Nahrung, die in der Regel aus Schwebeteilchen oder Algen besteht, aus dem Wasser. Ihr Lebensraum sind häufig nur kurzfristig bestehende (astatische) Gewässer. Ihre Entwicklung von Ei über eine Nauplius- oder Metanaupliuslarve zum ausgewachsenen Tier vollzieht sich innerhalb weniger Tage, wobei die hartschaligen Eier in der Lage sind, auch ein längeres Austrocknen des Gewässers, Hitze oder Frost zu überstehen.
Muschelschaler sind in Mitteleuropa artenarm und selten, sie sollten nicht mit den häufig vorkommenden, aber viel kleineren Muschelkrebsen verwechselt werden. Von den sechs Arten gehört nur eine, der „Dickbauch-Muschelschaler“ Lynceus brachyurus zu den Laevicaudata.
Literatur
- Klasse Crustacea, 2. Ordnung Diplostraca, 1, Unterordnung Conchostraca, Muschelschaler. In Hans-Eckhard Gruner: Klasse Crustacea. In: H. E. Gruner (Hrsg.): Arthropoda (ohne Insecta). Lehrbuch der Speziellen Zoologie (begründet von A. Kaestner) Band 1, 4. Teil, Gustav Fischer, Stuttgart / Jena 1993, ISBN 3-334-60404-7, S. 560–564.
- Jørgen Olesen (2009): Phylogeny of Branchiopoda (Crustacea) – Character Evolution and Contribution of Uniquely Preserved Fossils. Arthropod Systematics & Phylogeny 67(1): 3–39.
- Erna Aetsch (Hrsg.): Urzeitkrebse Österreichs: lebende Fossilien in kurzlebigen Gewässern. OÖ. Landesmuseum, Linz 1996, ISBN 3-900746-95-8.
- Henri J. Dumont, Stefan V. Negrea: Branchiopoda. Backhuys Publ., Leyden 2002, ISBN 90-5782-112-5. (Bestimmungsbuch)